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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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Schlüssel gefunden hatte.
    Aiyana schrie auf, als jemand ihren Kopf nach hinten riss und ein Tuch auf ihre Nase presste. Ein süßer Geruch, der sie an Hustensirup erinnerte, stach ihr in die Nase. Sie warf sich mit ihrer ganzen Kraft herum und starrte in Doktor Wesers Gesicht. Verzweifelt zog sie ihr Knie an und versuchte, es in seinen Unterleib zu stoßen. Er lächelte und drückte ihren Kopf in das Tuch. Sie hielt ihren Atem an und trat um sich. Doktor Weser holte zischend Luft und presste das Tuch weiter in ihr Gesicht. Aiyana weigerte sich, den süßen Geruch, der sie wahrscheinlich ins Traumland befördern würde, einzuatmen. Schwindel erfasste sie. Sie konnte nicht länger ohne Sauerstoff sein. Das verhasste Gesicht verschwamm vor ihren Augen und ihre Arme schafften es nicht mehr, die Hand zu ergreifen, die das feuchte Tuch auf ihre Nase presste. Ein Schwebegefühl breitete sich in ihr aus, das ihren Willen lähmte und sie davon abhielt, dem Arzt ihre Faust ins Gesicht zu schlagen. Er hob sie hoch und trug sie wie eine Puppe durch ihre Tür, die sie für ihn geöffnet hatte.

Kapitel 17
    Untergang
     
     
    L eonardo blickte entsetzt um sich. Er stand auf einem Sims neben einem kniehohen Gewässer, das braun und ekelerregend nach Fäkalien, Urin, fauligen Abfällen und dem ätzenden Geruch von Desinfektionsmitteln stank. Der säuerliche Geruch ließ ihn würgen. Das Rauschen des Wassers wurde von den schmutzigen Mauern zurückgeworfen, die ihn wie ein Gefängnis umgaben. Kein menschliches Geräusch erklang und er wusste nicht, ob es außer ihm noch andere Lebewesen in dieser dunklen Hölle gab, in der er sich seit gestern befand. Er erinnerte sich schwach, dass ihn die aufgehende Sonne verbrannt hatte und er in die Subway geflüchtet war. Er hatte sich vor den Menschen dort gefürchtet. Sie erschienen ihm groß, stark und gefährlich. Ihre farbigen Augen hatten ihn gierig angesehen und er lief vor ihnen davon, in die Kanalisation, damit sie ihm nicht sein Blut raubten. Leonardo schüttelte ungläubig den Kopf. Seine Kraft war zurückgekehrt und er fühlte sich stark und unbezwingbar. Breitbeinig stand er auf dem Mauervorsprung, der ihn von dem übel riechenden, langsam dahinfließenden Bach trennte und die Erinnerung an Aiyana kehrte wie ein Bumerang zurück. Er brüllte auf und rannte den schmalen Sims entlang. Seine Gedanken rasten. Verzweifelt versuchte er sich zu erinnern, ob er ihr etwas angetan hatte. Er witterte immer noch ihr Blut auf seinen Lippen. Seine Gedanken drehten sich wie ein Kreisel ununterbrochen um sie, während seine Füße im Dunkeln ihren Weg fanden. Er schrak zusammen , als ein Vampir vor ihm auftauchte. Der Mann hatte glühend rote Augen und sah ihn erschrocken an. Leonardo bremste. Der Mann versperrte ihm den Weg. Eine fette Ratte lief vor ihm davon. »Sie ist zu groß, ich fürchte mich vor ihr.« Der Vampir sah ihn verzweifelt an.
    »Lass mich vorbei, ich hol sie dir.«
    Die roten Augen des Mannes, der nur aus Haut und Knochen bestand, leuchteten auf. Ohne eine Regung im Gesicht stellte er sich in das stinkige und träg dahinfließende Wasser. Leonardo packte die Ratte, drehte ihr den Hals um und gab sie dem Mann, der sich auf das kleine Tier stürzte.
    »Wo ist die nächste Leiter?«, fragte Leonardo, während der Mann das Tier aussaugte.
    »Ich weiß es nicht. Wir haben nicht genug Kraft, die Leitern zu erklimmen. Wir müssen hier unten bleiben.«
    Leonardo rannte weiter. Die Mauern und die Stille umschlossen ihn wie ein Grab. Nur das fließende Wasser zeigte ihm, dass es irgendwo einen Ausgang geben musste. Er knurrte vor Erleichterung, als er eine Leiter sah, rannte darauf zu und kletterte die Stufen hoch. Ein schmaler Gang lag vor ihm. Er folgte dem unebenen Weg, bis er zu einer Tür kam. Menschliches Stimmengewirr erklang. Verzweifelt sah er an sich hinunter. Seine Kleider tropften und er stank unerträglich. Langsam und vorsichtig öffnete er die Tür, um nicht aufzufallen. Die Menschen beachteten ihn nicht, als er hinaustrat. Schmutzig, wie er war, dachten sie wahrscheinlich, dass er ein Obdachloser wäre. Er eilte zur Linie A, froh, dass er einen halb leeren Wagen fand. Die Passagiere sahen ihn argwöhnisch an und suchten sich einen Platz am anderen Ende des Wagens.
     
    Leonardo verließ den Aufzug und blieb einen Moment lang in der stillen Eingangshalle der Residenz stehen. Es war dunkel, in der Ferne hörte er leises Stimmengemurmel. Er ließ seinen Blick über die

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