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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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darauf. Alden hatte keine Ahnung. Ihr Körper vibrierte vor Aufregung und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Jedes Klopfen hämmerte wie ein Trommelwirbel gegen ihre Brust. Sie musste sofort los. Morgen würde sie mit Leonardo in der Kirche sitzen, um Helenas und Aldens Verbindung mitzuerleben. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Leonardo würde sich zurückverwandeln.
    Sie legte das Handy zurück an seinen Platz, warf Moira einen liebevollen Blick zu und schloss leise die Tür hinter sich. Ihre Freundin brauchte ihren Schlaf. Sie holte ihre Jacke aus dem Zimmer und schlich durch das ruhige Haus. In der Küche hinterließ sie eine Nachricht für Georg und Moira. Dann schlüpfte sie nach draußen. Die Nachtluft war kühl. Sie fröstelte und zog die Jacke enger, hastete die schmale Straße hinunter und bog in die Old Stone Street ein. Es gab keinerlei Verkehr um diese Zeit. Die Mondsichel leuchtete matt im Sternenmeer, das über ihr funkelte und sich mit seiner unnahbaren Schönheit über die schlafende Welt spannte. Die glitzernden Punkte schienen sich mit ihr zu freuen. Sie zuckte zusammen, als neben ihr das Gebüsch raschelte. Ein lang gezogenes Miau erklang und eine schwarze Katze sprang neben sie auf die Straße. Aiyana beachtete sie nicht und begann zu rennen. Die Katze folgte ihr und sie dachte daran, dass es Unglück brachte, nachts einer schwarzen Katze zu begegnen. Sie versuchte, den dunklen Schatten zu übersehen, der ihr hartnäckig bis zur Haltestelle folgte. Sie lag leer vor ihr. Sie ging zum Fahrplan und sah, dass vor zehn Minuten ein Zug abgefahren war. Leonardo hatte nicht gesagt, wohin er gehen würde. Er schien von einem Instinkt angepeitscht zu sein, der ihn antrieb. Sie ging hin und her und biss sich ihre Lippen blutig. Blieb erst stehen, als zwei Männer zur Haltestelle kamen. Sie setzte sich auf eine Bank.
    Einer hatte eine Glatze und setzte sich neben sie. »Guten Morgen.«
    »Morgen.« Aiyana leckte den Tropfen Blut weg, der sich auf ihrer Lippe gebildet hatte. Sie hasste diese Art von Menschen, die sich ununterbrochen unterhalten mussten.
    »Hat auch seine Nachteile in Long Island zu wohnen. Hat alles seinen Preis.«
    Aiyana antwortete nicht. Sie vibrierte innerlich, als der Mann weitersprach und begann von seinem Hund, seiner Frau, und seinem Rasenmäher zu erzählen. Nach einer endlosen halben Stunde fuhr der Zug ein. Aiyana ergatterte einen Fensterplatz. Das gleichmäßige Rattern lullte sie ein, und erst als sie in der Penn Station aufschreckte, bemerkte sie, dass sie die ganze Fahrt verschlafen hatte. Sie sprang auf den belebten Bahnsteig. Beim ersten Shop kaufte sie sich eine Telefonkarte. Am Ende des Gleises stand ein öffentliches Telefon. Leonardos Vater antwortete sofort.
    »Leonardo ist nicht hier. Wir wissen nicht, wo er ist. Tut mir leid.« Er beendete das Gespräch, ohne sich zu verabschieden. Aiyana kroch es kalt über den Rücken. Der Vater schien sich nicht mehr an sie zu erinnern. Ihre einzige Hoffnung war die Hochzeit. Sie ging mit schleppenden Schritten zur Subway. Ein Straßenmusikant stand neben den Gleisen. Tonys Song aus der West Side Story klang melancholisch auf seiner Geige. Die Menschen beachteten ihn nicht und sein speckiger Hut blieb leer. Aiyana hätte ihm gern etwas gegeben, aber sie wurde ungeduldig weiter gedrängt. Teure Parfüms und gestärkte Kragen dominierten um acht Uhr die Subways von Manhattan. An der 57. Straße stieg Aiyana aus. Sie fühlte sich eigenartig, als sie nach ihrer langen Abwesenheit wieder die Treppen hochstieg und die bekannten Graffitis auf den Kacheln betrachtete. Das rote Backsteinhaus leuchtete in der Morgensonne. Aiyana betrat die Eingangshalle. Der Zitronenduft eines Putzmittels lag in der Luft. Sie eilte zum Aufzug und fuhr in den vierten Stock und öffnete die Lifttür. Ein Schatten w ich zurück, verschwand, als sie hinaustrat. Die Treppentür stand halb offen. Eine Gänsehaut kroch ihr über den Rücken. Hatten sich irgendwelche Fremden in das Gebäude geschlichen, während die Putzmannschaft unterwegs war? Sie betrachtete die drei Türen auf dem Stockwerk. Keine sah aus, als ob jemand sie aufgebrochen hätte. Sie eilte zu ihrer Wohnungstür, suchte verzweifelt den Schlüssel in ihrem Pflanzentopf. Ihr Herz klopfte. Irgendwer beobachtete sie, das fühlte sie genau. Ärgerlich grub sie in der Erde. Sie hatte nicht genug Schlaf gehabt. Ihre Einbildung spielte ihr Streiche. Erleichtert öffnete sie die Tür, nachdem sie ihren

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