Fesseln der Unvergaenglichkeit
dezente Eleganz der teuren Einrichtung gleiten. Er gehörte nicht hierher. Er stand in durchweichten, nach Fäkalien und Müll stinkenden Kleidern, die mehr Lumpen als einem Anzug glichen, inmitten all dieser Pracht. Seine Schuhe hinterließen dunkle, übel riechende Spuren auf dem hellen Teppich.
Eine Tür klappte, eilige Schritte kamen näher. Er erkannte den energischen Schritt seines Vaters und straffte die Schultern.
»Leonardo.« Zakhar kam auf ihn zu und für einen Moment glaubte Leonardo, Vater würde ihn in eine Umarmung ziehen. Er wich unwillkürlich mit einer abwehrenden Handbewegung zurück.
Zakhar hielt inne und nickte knapp. Sein Gesicht zeigte die Spuren der Sorgen, die ihn seit Wochen im Griff hielten. Er wirkte weniger energiegeladen als noch vor Kurzem. »Wir haben uns große Sorgen gemacht«, sagte er beherrscht. »Wir ahnten, dass deine Verwandlung schneller vorangeschritten war und du dich bereits in die Kanalisation zurückgezogen hattest.« Sein Blick fuhr an Leonardo hinunter, er rümpfte leicht die Nase. »Du hast uns einen furchtbaren Schrecken eingejagt. Dieses Mädchen hat angerufen.«
»Du meinst Aiyana?« Leonardos Herz flatterte.
Zakhar schüttelte seinen Kopf. »Moira. Sie sagte, sie sei Aiyanas Freundin. Aiyana sei seit gestern spurlos verschwunden. Auch bei ihr zu Hause sei sie nicht auffindbar.«
Leonardo taumelte, hielt sich an der Wand fest.
»Hast du Aiyan a in die Kanalisation mitgenommen?«
»Natürlich nicht.«
»Das möchte ich auch nicht hoffen. Geh dich duschen, wir erwarten dich im Wohnzimmer.« Zakhar drehte sich um und ging den Gang zurück. Leonardo konnte sich nicht bewegen, die Verzweiflung lähmte ihn. Doktor Weser und die verrückte Frau waren hinter Aiyana her. Vielleicht hatten sie sie wieder entführt. Er rannte in sein Zimmer und rief das Lenox Hill Hospital an. Die Auskunftszentrale informierte ihn, dass sich Doktor Weser für die nächsten Tage freigenommen hatte. Leonardo stöhnte auf. Er sah auf seinem Laptop nach, fand Doktor Wesers Adresse. Er nahm Kleider aus dem Schrank und rannte ins Badezimmer. Blütenweiße Badetücher hingen an glänzenden Chromstahlstangen. Leonardo kam sich wie ein Eindringling vor. Er riss sich die schwarze Hose und sein Hemd vom Leib. Er duschte kurz, trocknete sich ab und zog frische Kleider an. Er verließ das Badezimmer, wo der Gestank der Kanalisation hängen blieb und näherte sich dem Wohnzimmer. Die Diskussion verstummte, als er den Raum betrat.
»Ich bin so froh, dass du zurück bist.« Seine Mutter kam auf ihn zu und umarmte ihn.
»Danke Mutter, aber ich muss sofort weiter. Ich glaube, dass Aiyana in den Händen des verrückten Arztes ist. Ich muss mich um sie kümmern.«
Alden sprang auf. »Ich komme mit dir, du hast mir bei Freya geholfen, ich lass dich jetzt nicht im Stich.«
Leonardo nickte ihm zu. Gemeinsam verließen sie das Wohnzimmer, ignorierten Zakhars Befehle, die versuchten, sie zurückzuhalten.
»Es tut mit leid, Doktor Weser ist nicht da. Kann ich Ihnen weiterhelfen?« Eine junge Dhampyrin mit braunen Haaren und einem schmalen, länglichen Gesicht hatte die Tür geöffnet, nachdem Leonardo lange und ausgiebig geklingelt hatte.
»Können Sie uns sagen, wo er ist?«
»Ich weiß es nicht.« Sie streckte ihr Kinn vor und er wusste, dass sie log. Er drückte die Tür auf und betrat den Eingang. Dezentes Licht erhellte die elegante Halle. Büsten standen verteilt in den Ecken. Alden schloss hinter sich die Tür.
Die Dhampyrin zitterte. »Was wollen Sie von mir?«
»Wie heißen Sie?«
»Alexa.«
»Alexa, ich bin Leonardo Visconti und das ist Alden Bennett. Wir wollen Ihnen nichts antun. Aber Sie müssen uns unbedingt sagen, wo Doktor Weser hingegangen ist.«
»Ich bin nur hier im Haus für ihn zuständig.«
»Hören Sie. Er hat meine Freundin entführt und möchte sie umbringen. Sie sind mitschuldig an ihrem Tod, wenn Sie uns nichts verraten. Wollen Sie das?«
Alexa sah ihn entsetzt an. Sie schüttelte den Kopf. Tränen rannen ihr über die Wangen. »Ich fürchte mich vor Falko. Er hat sich verändert«, flüsterte sie.
»Sagen Sie uns, wo er ist. Wir sorgen dafür, dass Sie eine neue Stelle bekommen.«
»Können Sie mir das versprechen?«
Leonardo nickte. »Ich verspreche es Ihnen.«
Sie schniefte. »Falko und seine Fre undin Eikshe waren hier. Sie trugen einen großen Sack. Es hätte …«, sie zögerte, »ein Mensch hätte in dem Sack Platz gehabt. Ich hörte nicht genau,
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