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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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Sirenen mit einem letzten Aufheulen verstummten.
    Leonardo folgte der Trage in die Aufnahmehalle des Lenox Hill Hospitals. Erleichtert sah er, wie ein Arzt ihnen entgegeneilte und die Trage mit Aiyana übernahm. Er wusste, dass keine Ausrede ihm ermöglichen würde, ihnen zu folgen. Eine Ärztin kam mit einem Formular in der Hand auf ihn zu. Doktor White stand auf ihrem Kittel und Leonardo starrte irritiert auf das Namensschild.
    »Kommen Sie bitte, damit ich Sie untersuchen kann.«
    »Es tut mir leid, aber es verstößt gegen meine Überzeugungen, mich untersuchen zu lassen.« Er wusste, dass niemand ihn dazu zwingen durfte.
    »Das benötigen wir schriftlich. Folgen Sie mir bitte.« Neugierig musterte sie ihn von Kopf bis Fuß.
    »Ist Aiyana schon beim Arzt?« Der kräftige Mann aus dem Theater unterbrach sie atemlos. Er schwitzte stark, als ob er gerannt wäre, um Aiyanas Ankunft zu überwachen.
    »Sie wird gerade geröntgt. Sind Sie Herr Juri Petrov, der Choreograf? Man hat mich informiert, dass Sie nachkommen werden.« Die Ärztin wirkte erleichtert.
    »Kommen Sie bitte mit, wir müssen die Unfallursache abklären.« Ihr weißer Kittel bauschte sich, als sie sich zu Leonardo umdrehte. »Und von Ihnen brauchen wir eine Unterschrift.« Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte sie in eine Kabine hinter der Rezeption.
    Leonardo folgte dem Choreografen. Er hasste diese absurden menschlichen Formalitäte n, aber er würde hier ausharren, bis er erfuhr, wie es Aiyana ging.
    In der Kabine war es still, obwohl es keine Tür gab, die sie vor der lauten Halle abschirmte.
    »Wie hat sich der Unfall genau zugetragen?«, fragte die Ärztin den Choreografen.
    »Der junge Mann hat den Unfall miterlebt, ich war hinter der Bühne. Ich denke, es ist besser, Sie fragen ihn.«
    »Wie heißen Sie?« Die Ärztin sah zu Leonardo.
    »Leonardo Visconti.«
    »Was, Visconti?« Der Choreograf richtete sich in seinem Stuhl auf. »Kennen Sie Zakhar Visconti?«
    »Er ist mein Vater.«
    »Ich verehre Ihren Vater sehr. Er hat mir Sergej, einen wunderbaren Kulissenmaler vermittelt.«
    »Was hat die Tänzerin getroffen?« Die Stimme von Doktor White klang ärgerlich.
    »Ein Metallgewicht ist von der Oberbühne heruntergefallen.« Die Ärztin notierte Leonardos Worte.
    »Der junge Mann hat das Gewicht aufgefangen und Aiyana das Leben gerettet.«
    Doktor White sah Juri ungläubig an, dann wanderte ihr Blick zu Leonardos Händen. »In dem Fall müssen Sie sich unbedingt untersuchen lassen.« Ihr Handy piepste. Sie drückte es hastig ans Ohr, während sie aufsprang.
    »Entschuldigen Sie mich, ein Notfall. Ich werde Ihre Informationen weiterleiten. Warten Sie hier. Ein Arzt wird sich um Sie kümmern und Sie über den Zustand von Aiyana informieren.« Sie verließ die Kabine und hastete den langen Gang entlang.
    Juri nagte an der Lippe.
    Leonardo betete stumm. Gott, lass Aiyana nur an einem Schock leiden. Er zuckte zusammen, als Juri aufsprang und hin und her zu gehen begann.
    »Hat der Metallblock Aiyana stark verletzt?« Er blieb vor Leonardo stehen, wie bei einem ausgetrockneten Acker durchzogen tiefe Furchen sein Gesicht.
    »Ich glaube, ich habe den schlimmsten Aufprall abgefangen.«
    Der Choreograf beugte sich zu ihm herunter und umschlang seine Hände. »Was für ein Glück. Sie waren zur richtigen Zeit am richtigen Platz. Ich möchte mich bei Ihnen für Ihren Mut bedanken.« Er ließ Leonardos Hände los und ging wieder hin und her.
    »Wieso befanden Sie sich während der Vorstellung auf der Bühne?«
    Leonardo hasste es, zu lügen, aber Juri würde niemals verstehen, wie er vom Zuschauerraum aus so schnell auf die Bühne kam. »Iwan Tarassow hat mich hinter die Bühne mitgenommen. Wir haben uns zusammen das Stück von der Seite aus angesehen. Die ausverkaufte Vorstellung zwang uns zu dieser Notlösung.«
    »Das erklärt alles.« Der Choreograf ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Wenn wir nur endlich wüssten, was mit Aiyana los ist.«
     
    *
     
    Kühle Hände umfassten ihren Körper, hoben sie hoch, für Sekunden schwebte sie in der Luft, bevor sie sanft auf eine harte Liege platziert wurde.
    »Danke, ihr könnt gehen.«
    Mühsam hob Aiyana die schweren Lieder. Wer sollte wohin gehen?
    Ein Arzt in einem weißen Kittel b eugte sich über sie.
    »Guten Abend, ich bin Doktor Weser. Haben Sie keine Angst. Wir kümmern uns um Sie. Wir werden einen Ultraschall machen und Ihren Rücken röntgen, um zu sehen, ob nichts angebrochen ist.«
    Mit einem Schlag

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