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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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Frauen kamen mit einer gelbschwarzen Trage auf die Bühne. Der weiß gekleidete Mann stoppte vor Leonardo. »Bleiben Sie so!« Sein Befehlston vermittelte Überlegenheit. Er befühlte Aiyanas Rücken, bewegte ihn sanft in verschiedene Richtungen, blickte kurz auf. »Stabile Seitenlage, die Ohnmacht scheint anzuhalten«.
    Die zwei Helferinnen schoben die Trage unter Aiyana. Der Notarzt legte Aiyana darauf.
    Mit leeren Armen stand Leonardo da, fühlte sich, als hätte der Mann einen Teil von ihm abgetrennt. Er hasste ihn dafür, gleichzeitig dankte er ihm stumm, dass er sich um Aiyana kümmerte.
    »Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen, um sie genauer zu untersuchen«, sagte der Notarzt und sah den kräftigen Mann an.
    »Ein gebrochener Rückenwirbel ist der Tod für eine Tänzerin. Transportieren Sie Aiyana mit der allergrößten Sorgfalt.« Die Stimme des kräftigen Mannes klang rau.
    Der Notarzt nickte und fühlte Aiyanas Puls. »Hat jemand den Unfall beobachtet?«
    Die Tänzer begannen alle auf einmal zu reden.
    Aiyanas Partner erhob seine Hand. Alle verstummten. »Sie tanzte ihr Solo, dann ist etwas von der Oberbühne heruntergefallen.« Er sah suchend auf den Boden. Als er seinen Kopf hob, blickte er unsicher in die Runde und zeigte auf Leonardo. »Dieser Mann stand plötzlich da und hat den fallenden Gegenstand aufgefangen. Er hat Aiyana trotzdem getroffen.« Er schüttelte ungläubig den Kopf und sah den kräftigen Mann mutlos an, der sich Leonardo zuwandte.
    »Ich bin Ihnen für die Rettung sehr dankbar, trotzdem werden Sie uns erklären müssen, was Sie auf der Bühne machten.«
    Leonardo nickte und setzte zu einer Antwort an.
    »Er ist ein Freund von mir«, sagte Iwan schnell.
    »Guten Abend, Herr Tarasso. Ist er mit Ihnen ins Theater gekommen?«
    Iwan nickte und wich dem Notarzt aus, der sich kurz über Aiyana beugte, bevor er Leonardo ansah. »Wir müssen Sie auch mitnehmen und untersuchen. Der Aufprall könnte nicht sichtbare Schäden hinterlassen haben, mit schlimmen Folgen«, sagte er knapp, dann wandte er sich an den kräftigen Mann. »Und Sie folgen uns bitte mit einem Taxi. Wir haben nicht genug Platz im Wagen.«
    Der Mann nickte bejahend.
    Die zwei Sanitäterinnen schoben die Trage eilig in Richtung Bühnenausgang.
    Leonardo folgte, ohne zu zögern. Ein Oberton traf ihn. Er drehte sich um.
    Iwans Blick durchbohrte ihn. »Ich habe dir gesagt, dass du das niemals wirst erklären können.« Lautlos übermittelte Iwan seine Worte.
    »Lass mich. Ich finde einen Ausweg, vertrau mir.« Leonardo sah, wie Iwan nickte und seine Finger zu einem Victoryzeichen spreizte.
    »Viel Glück. Ruf mich an, wenn du Hilfe brauchst.« Iwans Stimme klang sarkastisch. Er stand neben Angelina und hatte seinen Arm tröstend um die schluchzende Tänzerin gelegt.
    Leonardo ahnte, dass er in der Falle saß. Er durfte sich auf keinen Fall von einem Arzt untersuchen l assen. Warum ging er überhaupt mit? Er kannte die Antwort. Weil er die Ungewissheit, ob Aiyana wieder erwachen würde, keine Sekunde länger ertragen konnte.
    Leonardo folgte der Trage in den Wagen der Ambulanz. Er fühlte sich hilflos. Die Kräfte eines Vampirs waren nutzlos, wenn es darum ging, ein Menschenleben zu retten. Warum hatte er nicht besser aufgepasst?
    Das Geschoss war mit einer Präzision und Geschwindigkeit heruntergefallen, die nicht von einem Menschen stammen konnte. Er schüttelte den Kopf. Gab es eine eifersüchtige Vampirin in der Balletttruppe, die Aiyana umbringen wollte?
    »Gehen Sie bitte nach vorn auf Ihren Sitz. Ich muss mich um die Patientin kümmern.«
    Leonardo setzte sich. Der Notarzt hatte recht. Der schmale Innenraum erlaubte nur einer Person neben der Trage zu stehen, und Aiyana brauchte dringend medizinische Hilfe. Er beobachtete ihren bewegungslosen Körper. Ein grauer Nebel legte sich über die flimmernden Farbenspiele der zarten Seele. Er schnellte hoch, mit einem Satz stand er am Kopf der Trage. »Ich muss ihre Hand halten.«
    Der Notarzt starrte ihn erschrocken an. Seine Hände zitterten leicht, als er Aiyana den Kühlbeutel gegen den Rücken drückte.
    Wie die meisten Menschen schien der Mann die Gefahr, die von einem Vampir ausging, zu spüren. Er würde es nicht wagen, ihn wieder nach vorn zu schicken. Leonardo murmelte Aiyanas Namen. Erleichtert beobachtete er, dass ihre Seele auf seine Stimme reagierte. Die drehenden Muster füllten sich mit Farbe. Verzweifelt umklammerte er ihre zarte Hand, bis der Wagen stoppte und die

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