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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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erinnerte sich Aiyana. Sie tanzte ihr Solo und ein Gegenstand traf sie.
    »Die Schwestern werden Sie für das Röntgenbild und den Ultraschall ausziehen. Sagen Sie es mir, wenn Sie dabei Schmerzen empfinden.«
    Aiyana nickte und versuchte, sich zu entspannen. Zwei Frauen kamen und schälten sie vorsichtig aus dem weißblauen Kostüm. Aiyana stöhnte auf, als sie die Stelle berührten, die getroffen wurde. Die Schwestern drehten sie sanft auf ihren Bauch und legten sie auf die Liege.
    »Ich werde zuerst einen Ultraschall machen.« Der Arzt zog das Gerät neben die Liege und verteilte ein Gel auf ihrem Rücken. Seine Hände berührten ihre Haut und hinterließen eine glühende Spur, die sich auf ihren ganzen Körper ausdehnte. Aiyanas Herz raste. Seine Berührung entfachte in ihr ein Begehren, das sich immer mehr steigerte. Sie wünschte sich, er würde weitermachen und nie mehr aufhören, sie zu streicheln.
    »Ihr Tattoo ist sehr ungewöhnlich.«
    »Es ist ein indianisches Tattoo.« Aiyana hatte diesen Satz so oft wiederholt, dass sie ihn beinahe selbst glaubte. Ihre Adoptiveltern hatten diese Lüge erfunden, weil sie sich für das ungewöhnliche dunkelgraue Zeichen schämten, und verboten Aiyana, darüber zu sprechen.
    »Ich habe das Tattoo mit sechzehn im Reservat machen lassen.« Sie presste ihr Gesicht in die Liege. Würde sie ihr Leben lang lügen müssen?
    Doktor Weser fuhr mit der Sonde über ihren Rücken. Aiyana unterdrückte ein Stöhnen, wusste, dass es nicht von ihren Schmerzen kam.
    »Es sieht gut aus.«
    Seine Stimme jagte heiße Schauder durch ihren Körper. Aiyana spürte seinen Blick auf ihrem Rücken, wünschte sich, er würde sie berühren, sie umdrehen und ihre nackten Brüste streicheln. Sie schloss die Augen und versuchte, ihren Körper zu beruhigen. Krankenhäuser verwirrten sie.
    »Wir werden jetzt das Röntgenbild machen, ich muss Ihnen den Strahlenschutz umlegen.« Er hob sie sanft hoch.
    Aiyana schnappte nach Luft, sein Geruch nach Sandelholz betörte sie. Er legte die Bleischürze um ihre Hüften und zog die Röntgenröhre über ihren Rücken.
    »Atmen Sie tief durch, nachdem ich den Raum verlassen habe.« Die beiden Frauen, die zugeschaut hatten, folgten Doktor Weser.
    Nach der Aufnahme kamen sie zurück.
    »Die Schwestern helfen Ihnen wieder in Ihr Kleid, während ich auf den Bericht des Radiologen warte.«
    »Soll ich Ihnen eine Decke bringen?« Die blondhaarige Schwester lächelte sie an. Aiyana schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht schlafen, sie wollte von hier verschwinden und ihr erschreckendes Begehren vergessen.
    Doktor Weser stand in einer Ecke vor dem Bildschirm. »Gute Nachrichten. Sie haben nur eine Prellung, keinen Bruch und Ihr Ultraschall zeigt, dass keine Punktion nötig ist. Ich kann Si e mit gutem Gewissen nach Hause schicken.«
    Aiyana setzte sich auf und zuckte zusammen. Der Schmerz lähmte sie für einen kurzen Augenblick. Sie ließ sich nichts anmerken und erhob sich mit eisernem Willen.
    Doktor Weser führte sie aus dem Raum und brachte sie in die überfüllte Wartezone.
    »Endlich. Geht es dir gut?« Juri stotterte leicht vor Aufregung und drückte ihr vorsichtig die Hand. »Bist du sicher, dass du nach Hause willst?«
    Aiyana nickte und streckte ihren Rücken, um zu beweisen, wie gut es ihr ging.
    »Sie muss mit einem Taxi oder Auto nach Hause gebracht werden, um sich zu schonen.« Doktor Weser schüttelte Juri die Hand.
    »Selbstverständlich bringe ich sie nach Hause.«
    »Sind Sie Herr Petrov?« Ein Mann mit einem Stapel Formulare unter dem Arm stellte sich vor Juri hin.
    »Sie müssen für die Versicherung noch ein Unfallprotokoll ausfüllen. Wollen Sie das gleich tun, oder morgen früh nochmals vorbeikommen?«
    Juri sah Aiyana an. »Ich werde zuerst unsere Patientin nach Hause bringen. Sie braucht dringend ihren Schlaf.«
    »Soll ich Aiyana mit dem Taxi nach Hause begleiten, Herr Petrov?«
    »Das würde mir sehr helfen.« Juri lächelte dem jungen Mann zu, der sich von einem Sitz erhoben hatte und zu ihnen getreten war.
    Juri drehte sich zu Aiyana. »Das ist Leonardo Visconti, er fing das Metallgewicht auf, das auf dich fiel. Ihm ist es zu verdanken, dass du so schnell wieder nach Hause kannst.«
    Aiyana wollte etwas sagen, aber sie brachte keinen Ton über ihre Lippen. Die Definition von Schönheit hatte auf einmal einen Namen. Leonardo Visconti hatte nussbraune Haare und Augen, die wie dunkler Bernstein schimmerten, während er sie musterte. Sein Blick

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