Fesseln der Unvergaenglichkeit
den ersten Platz in meinem Leben einnehmen. Wir können uns öfter sehen, wenn du mit dem zweiten Platz einverstanden bist.«
»Ich werde für den ersten Platz kämpfen.« Eikshe nahm einen Schlüssel aus der Tasche des Ärztekittels. »Hier, damit du mich jederzeit besuchen kannst.«
Falko erschrak. Sein Leben erschien ihm kompliziert genug. Er sah Eikshe an. Sie würde ihn von seiner Gefährtin ablenken und ihn durch ihre Schönheit auf andere Gedanken bringen. Er nahm den Schlüssel und küsste sie. »Danke für dein Vertrauen.«
»Du kannst mich jederzeit besuchen. Ich bin immer bereit für dich.« Ihre Stimme klang rau. Sie presste sich an ihn.
Er legte seine Arme um sie. Warum sollte er auf Eikshe verzichten? Er mochte die Gesellschaft der schönen Vampirin.
*
Aiyana spürte das kalte Leder des Taxisitzes an ihren nackten Beinen. Sie trug ihr Kostüm und viel zu große Schuhe, die sie im Krankenhaus bekommen hatte.
»Geht es Ihnen gut, Mrs. Dealtry?«
»Ich heiße Aiyana. Unter Künstlern sagen wir immer den Vornamen.« Sie betrachtete ihre Spitzenschuhe und schob sie von einer Hand in die andere.
»Ich heiße Leonardo.« Er sprach seinen Namen mit italienischer Betonung aus. Aiyana lächelte ihm zu. Seine dunkle Stimme mit dem heiseren Timbre verwirrte sie.
»Ich hatte viel Glück. Du hast mich gerettet und ich habe mich noch nicht einmal richtig bedankt.« Sie streckte ihm die Hand entgegen.
Er ergriff sie.
Die Berührung erfüllte sie mit einer Erregung, die sie erbeben ließ. Nie hatte sie etwas Schöneres erlebt. Sie zog ihre Hand zurück. Was war mit ihr los? Warum hatte sie bei Doktor Weser gleichermaßen empfunden? Hatte der Unfall ihr doch mehr zugesetzt, als sie dachte? Sie durfte ihren Gefühlen nicht trauen.
»Es ist erstaunlich, dass du nicht verletzt bist«, sagte sie, um sich abzulenken.
»Ich hatte Glück.« Er wirkte entspannt und nicht wie jemand, der eine gefährliche Rettungsaktion hin ter sich hatte.
»Arbeitest du am Theater?«
»Nein, aber ich habe zusammen mit Iwan Tarasoff die Vorstellung von der Seitenbühne verfolgt.«
Sie erinnerte sich nicht daran, Iwan dort gesehen zu haben, aber in ihrer Nervosität hatte sie die beiden wahrscheinlich übersehen.
»Bist du auch Sänger?«
»Nein, leider nicht, sonst wären wir uns vielleicht schon früher begegnet.«
Seine Augen schimmerten goldbraun, wie das Meer kurz nach Sonnenuntergang. Er lächelte. »Ich liebe das Theater sehr. Es ist eine eigene Welt.«
Aiyana nickte. »So kommt es mir auch oft vor.«
Sie lehnte sich zurück und atmete tief durch. Jede Faser ihres Körpers reagierte auf seine Nähe.
»Die Vorstellung hat mir sehr gefallen, ich bedaure sehr, dass ich das Ende nicht sehen konnte. Ich schätze den zweiten Akt sehr.«
»Ich auch.« Aiyana sah ihn an und ihre Blicke verschmolzen. »Ich hätte sehr gern das Ende getanzt«, sagte Aiyana und zuckte mit ihren Schultern. »Wahrscheinlich sollte ich froh sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist.«
»Ich werde mir die Vorstellung nochmals ansehen, wenn du wieder tanzen kannst.«
Aiyana lächelte. »Du bist nach deiner spektakulären Rettungsaktion zu nichts verpflichtet.«
»Vielleicht komme ich nur, weil ich es mir sehr gern anschauen möchte.« Leonardo sah sie spöttisch an. »Oder ist das zu abwegig?«
Sie grinste. »Nach heute Abend schon, aber im Normalfall beenden wir unsere Vorstellungen ohne Zwischenfälle.« »Ich werde mich gern überraschen lassen«, sagte Leonardo und blickte aus dem Fenster.
Aiyana errötete und umklammerte ihre Spitzenschuhe. Sie wollte ihn wiedersehen, wollte nicht daran denken, dass er wieder aus ihrem Leben verschwinden könnte. Die Straßenlampen erhellten sein Gesicht, das im Halbdunkel etwas Wildes, Ungebändigtes ausstrahlte. Sie wünschte sich, sie könnte ihn berühren, spüren, wie er sich anfühlte.
Das Taxi stoppte vor dem roten Gebäude in der 55. Central Park West.
Leonardo bezahlte die Fahrt und sprang aus dem Wagen. »Warte auf mich.« Seine Stimme klang wie ein Befehl.
Aiyana nickte. Er erschien wie aus dem Nichts auf ihrer Seite und öffnete die Tür. Seine Arme legten sich um sie.
»Lass nur, ich kann allein aussteigen.« Sie setzte ihre Füße auf den Boden und stand auf. Schwindel ergriff sie und Leonardo hob sie sofort in seine Arme. Sie fühlte sich bei ihm geborgen und hätte am liebsten ihre Arme fest um ihn geschlungen.
Mühelos trug er sie zum Eingang. »Welches Stockwerk?« Seine
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