Fesseln der Unvergaenglichkeit
schwarzes Ledersofa, auf dem eine junge Menschenfrau zusammengekauert saß. Sie wimmerte. Der Goldton ihrer Haut erinnerte Leonardo an Aiyana. Sie musste etwa achtzehn sein und sah mit schreckgeweiteten Augen zu ihnen auf. Sie blutete aus einer Bisswunde am Hals. Alabert hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie zu schließen. Er hatte ihn anscheinend bei seiner Mahlzeit unterbrochen. Mit einem Satz stand Alabert bei der Frau, packte sie grob am Handgelenk und stieß sie vor Leonardo.
»Du musst keine Rücksicht nehmen. Ein Magier tötet immer, wenn er trinkt.« Er knurrte, schien seine Gier nur mit Mühe zu kontrollieren. Leonardo sah die Frau an und stellte sich vor, dass Aiyana das gleiche Schicksal erleiden könnte. Bei dem Gedanken packte ihn blinde Wut.
Er stürzte sich auf Alabert und versuchte die Frau wegzuziehen. Alabert stieß einen lauten Pfiff aus. Ein Hüne erschien und riss Leonardo nach hinten. Ein Stab raste auf seine Stirn zu, Silber verbrannte die Haut und er fiel zu Boden.
Als er aufwachte, hörte er Alaberts Stimme neben sich. »Ich habe dich wie einen Gast empfangen, du solltest vorsichtiger sein.« Alabert beugte sich über ihn. »Ich verzeihe dir deinen Fehler nur, weil du mich an Iwan erinnerst. Ich liebte ihn wie meinen eigenen Sohn. Aber die strengen Gesetze der Schwarzen Magie verbieten mir den Kontakt zu ihm.« Er ging um Leonardo herum, als würde er ein Opfer einkreisen. »Du hast das Zeug dazu, ein starker Magier zu werden.«
Leonardos Stirn schmerzte. Die Frau sa h er nirgends. Wahrscheinlich hatte Alabert sie getötet.
»Vielleicht können wir ein Abkommen treffen. Du begibst dich in meine Obhut und ich bilde dich aus. Du musst wissen, das biete ich nicht jedem hergelaufenen Vampir an. Du bist der Erste seit langer Zeit, dem ich dieses Angebot mache.«
Leonardo sprang auf. Der Hüne, der die ganze Zeit hinter ihm gestanden hatte, legte seine Arme um Leonardos Schultern. Der Klammergriff verhinderte, dass er sich bewegen konnte.
»Du hast keine Chance gegen uns. Es ist besser, du benimmst dich wie ein zivilisierter Vampir und hörst mir zu.«
Leonardo nickte, Alabert hatte recht.
»Denk daran, ich bin deine letzte Hoffnung.«
Warum hatte er Alabert am Telefon die Wahrheit gesagt? »Wie kann ich den Fluch ändern?«
Alabert hob seine Hände. »Wir Magier werden von euch reinen Vampiren unterschätzt. Wir besitzen mehr Macht, als ihr denkt.« Er kam ganz dicht an Leonardo heran. »Du brauchst mich. Vergiss nicht, in was für einer Lage du dich befindest.« Er trat einen Schritt zurück. »Bring mir eine Frau, egal ob Vampirin oder Mensch, die dich abgöttisch liebt. Wenn ihre Gefühle tief und leidenschaftlich sind, wirst du sie mit dem Opferritual umbringen. Ihre tote Seele wird dich erlösen.«
»Ich soll die Frau, die mich liebt, zwingen, sich zu opfern?« Er musste sich verhört haben.
Alabert sah ihn an. Für einen Moment glaubte Leonardo, Trauer in seinem Blick zu sehen. »Du musst sie herbringen, damit ich dich anleiten kann.«
Leonardo schüttelte die Hände des Hünen von seiner Schulter. »Niemals würde ich das zulassen. Außerdem gibt es im Moment keine Frau, die mich liebt.«
Alabert sah ihn gedankenverloren an. »Ich spüre die Liebe in dir. Es muss jemanden geben. Bring sie mir.«
Er lächelte Leonardo verschwörerisch an, als ob er mehr wüsste. Leonardos Herz hämmerte, als er an Aiyana dachte. Er würde sie mit seinem Leben verteidigen, sollte Alabert je in ihre Nähe kommen. Er musste diesen Ort so schnell wie möglich verlassen. Alabert besaß ungewöhnliche Kräfte, er konnte Vampire wie Marionetten manipulieren. In seinen kalten Augen lauerte die Gefahr.
»Ich werde nach Manhattan zurückkehren und es mir überlegen.« Leonardo zwang sich, ruhig zu sprechen. »Mein Flug geht in drei Stunden, ich muss zum Flughafen.«
»Warte!« Alabert ging zu einem orientalischen Schrank, der an der Wand stand. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. »Ich möchte, dass Iwan das bekommt.«
Er nahm ein Kästchen aus Elfenbein heraus, übergab es Leonardo und murmelte dabei undeutliche Silben. Leonardo zuckte zusammen, spürte einen ziehenden Schmerz in seinem Magen. Er krümmte sich. »Nimm diesen Schmerz weg.«
»Er verschwindet, sobald du Iwan das Kästchen überreichst.«
Leonardo verfluchte sich, weil er hierhergekommen war. Erstaunt, dass ihn Alabert nicht daran hinderte, ging er zum Ausgang. Sein Wagen stand noch immer auf der Einfahrt vor der
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