Fesseln der Unvergaenglichkeit
einladend aus. Nicht, dass ich es beurteilen könnte«, sagte er grinsend.
»Vielen Dank.« Aiyana konnte nicht länger warten. Sie biss in das weiche Brot, um ihren knurrenden Magen zu beruhigen und hörte Leonardo zu. Er erzählte Karl von seinem untergetauchten Halbbruder, dem Maler Alden Bennett. Karl hastete zu seinem Laptop, der auf einem Holztisch stand. Leonardo stellte sich hinter ihn und sie starrten auf den Bildschirm.
Karl fluchte. »Nichts. Ich besitze die größte Kartei, in der fast jeder malende Künstler angezeigt wird. Es gibt keinen Eintrag über ihn. Er hat alles gelöscht oder es gab nie etwas über ihn.«
Leonardos Handy klingelte. Er nahm den Anruf an. Sein Gesicht verlor die Farbe. »Ja Vater, ich komme sofort.« Seine Stimme klang gebrochen. Er ließ das Handy sinken und sah Aiyana an. »Meine Großmutter ist ohnmächtig geworden. Ich muss sofort nach Hause. Kommst du mit?«
Aiyana zögerte, alles in ihr sträubte sich dagegen, in die Residenz einer Vampirfamilie zu gehen.
Kapitel 9
Ablehnung
E s erschien Aiyana wie ein unwirklicher Traum. Sie bewunderte die teure Inneneinrichtung, die sie so bis jetzt nur in Luxusmagazinen gesehen hatte. Jedes Möbelstück verriet ihr, dass die Visconti sich nur mit dem Besten zufriedengaben. Vor jedem einzelnen Bild, das die hellen Wände schmückte, hätte sie stundenlang verweilen können. Sprachlos blickte sie über die Skyline von Manhattan, die vom fünfzigsten Stockwerk aus atemberaubend aussah. Leonardo zeigte auf das Ledersofa. Aiyana schüttelte den Kopf, sie wollte seinen Vater stehend begrüßen. Als ein Mann mit schwarzen Locken den Raum betrat, wusste sie, dass sie das Richtige getan hatte. Seine Erscheinung drückte Disziplin und Selbstbeherrschung aus. Er kam mit großen Schritten auf sie zu. Der Blick aus seinen dunklen Augen durchbohrte sie wie ein Laserstrahl. Es war ein Fehler gewesen, Leonardo hierher zu folgen.
»Guten Tag. Sie müssen Aiyana sein. Leonardo hat mich telefonisch informiert, dass Sie uns besuchen kommen.«
Ablehnung schlug ihr entgegen und eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken. Sie hatte das Gespräch gehört. Leonardo hatte darauf bestanden, dass sie mitkam.
»Setzen Sie sich.«
Aiyana setzte sich auf das Sofa. Leonardo und sein Vater ließen sich ihr gegenüber nieder.
»Ich hatte bis jetzt nicht das Vergnügen, Sie kennenzulernen. Ich nehme an, Sie kennen Leonardo noch nicht lange?«
Aiyana sah in die kalten Augen des Vampirs vor ihr. Leonardo erschien ihr so viel menschlicher als sein Vater, der sie an ein Raubtier erinnerte, das sie lauernd umschlich.
»Leonardo hat mir während einer Tanzvorstellung das Leben gerettet, indem er ein herunterfallendes Metallstück auffing. So haben wir uns kennengelernt.«
Der Vater sah Leonardo an. Sein Blick verriet nichts, aber Aiyana war sich sicher, dass er zu Leonardo sprach. Sie mussten über Gedankenübertragung kommunizieren.
»Es freut mich, dass Leonardo Ihnen helfen konnte.« Sein Lächeln erreichte die Augen nicht.
»Ohne ihn wäre ich vermutlich nicht mehr am Leben.« Sie ließ sich durch Zakhar Visconti nicht einschüchtern.
»Leonardo hat viele Jahre Karate trainiert und seine Reflexe sind auch für mich sehr beeindruckend.«
Aiyana nickte. Sie wusste, warum Leonardo so gute Reflexe hatte.
»Vater, ich muss Aiyana beschützen. Sie wird verfolgt.«
»Es tut mir sehr leid, wenn Sie Unannehmlichkeiten haben, aber Sie müssen verstehen, dass wir mit unserem Namen für saubere Geschäfte bürgen und uns nicht in fremde Streitereien einmischen können.«
»Ja natürlich, das verstehe ich gut.« Aiyana sah Leonardo wütend an. Was hatte er sich dabei gedacht, sie zu seinem Vater zu bringen?
»Warum gehen Sie nicht zur Polizei, wenn sie Probleme haben? Die werden Ihnen bestimmt helfen. Leonardo kann Sie aufs Revier begleiten, damit Sie sicher dahingelangen.«
»Vater, ich musste Aiyana gegen eine Todeszelle verteidigen.«
»Was hast du getan?« Leonardos Vater sah ihn mit funkelnden Augen an. Die Spannung zwischen ihnen knisterte. Aiyana wurde mit hineingezogen. Sie hätte sich am liebsten aufgelöst und die Residenz verlassen. Der Vater schien ungemeine Kräfte zu besitzen. »Es muss einen Grund haben, dass ein Vampir sie verwandeln will.«
Leonardo knurrte. »Es gibt keinen Grund.«
Aiyana begann zu zittern. Die Kälte, mit der sie sich ansahen, hatte nichts Menschliches. Es waren Raubtiere, die nur den Wunsch hatten, sich zu
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