Fesseln des Herzens
war es ganz sicher wert, jede Faser ihres begehrenswerten Körpers war es wert.
Fest stand allerdings, dass Ravencroft ihn, sollte er versagen, augenblicklich in den Turm sperren würde – wenn seine Männer ihm nicht gleich die Kehle durchschnitten. Dann wäre alles, was er für Nicole getan hatte, sinnlos und umsonst. Außerdem würde er sie nie wieder in seinen Armen halten können.
Damit stand seine Antwort fest.
»Mylord, verzeiht, aber ich selbst kann es nicht tun.«
»Weil Ihr Angst habt?«
»Weil ich mich nicht zum Sündenbock machen lassen will. Sicher, ich könnte jetzt an das Lager meines Herrn treten und ihm den Dolch ins Herz stoßen. Aber meine Männer sind ihm vollkommen ergeben und würden mich sofort töten. Sollte sich herausstellen, dass die Baronin in den Fall verwickelt ist, wäre auch ihr Leben verwirkt, und die Baronie wird auf die Tochter des Barons übergehen.«
Woodward lächelte ihn an, als sei das genau seine Absicht. Ein Kind war leichter zu beseitigen als ein Mann, der mit dem Schwert umgehen konnte.
»Nun, dann lasst Euch etwas anderes einfallen. Vielleicht könnt Ihr Euren Herrn ja auch dazu provozieren, hier einzumarschieren.«
»Das wird er gewiss nicht tun, allein schon, um König Eduard nicht zu verärgern.«
»König Eduard ist, wie mir treue Quellen versicherten, im vergangenen Jahr in die Gascogne aufgebrochen, um seinen Herrschaftsanspruch im Frankenreich gegenüber Philipp dem Vierten zu sichern. Dein Herr ist gewiss davon unterrichtet. Bis der König zurück ist, könnte Ravencroft im Kampf gefallen sein, und die Baronie geht auf mich über. Ich hätte einige Freunde bei Hofe, die das bewerkstelligen könnten. Was meint Ihr dazu?«
»Um ihn dazu zu bringen, Euch anzugreifen, müsst Ihr ihm erst einmal einen triftigen Grund liefern.«
Woodward nickte. »Das ist wohl wahr. Was würde er zum Beispiel davon halten, wenn seine Tochter in meine Hände geriete?«
Diese Aussicht erschreckte Henry zutiefst. Auch wenn Nicole dem Baron nicht viel Liebe entgegenbrachte, würde sie gewiss ihr Kind schützen wollen, immerhin war es ihr Fleisch und Blut!
»Ich glaube nicht, dass meine Herrin das Leben ihres Kindes aufs Spiel setzen will. Wir sollten besser ein anderes Pfand finden.«
Woodward funkelte ihn missmutig an, dann ließ er sich wieder auf seinen Stuhl sinken.
»Damit ist es an Euch herauszufinden, was Ravencroft dermaßen leichtsinnig werden lässt, vor meiner Burgpforte zu erscheinen.«
»Was ist mit Eurem Attentäter?«
»Warum sollte mich der Mann noch kümmern?«, entgegnete Woodward mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Entweder der Baron hängt ihn, oder Ihr tötet ihn. Ich werde jedenfalls keinen Finger krumm machen, um ihn zu befreien. Mit diesem Problem werdet Ihr selbst fertig werden müssen.«
Fellows spürte, dass nichts und niemand Woodward von dieser Haltung abbringen konnte. Offenbar waren ihm seine Leute nur so lange etwas wert, wie sie Erfolg in ihren Missionen hatten.
»Gebt mir in ein paar Tagen Bescheid, zu welchem Entschluss Ihr gekommen seid. Tut Ihr es nicht, werde ich mir die Sache noch einmal überlegen. Ich kann es nicht ausstehen, wenn etwas nicht nach Plan verläuft. Sollte es mit Eurer Hilfe nichts werden, nehme ich die Sache selbst in die Hand, aber dann kann ich Euch und Eurer Herrin nichts versprechen.«
Damit bedeutete er Henry Fellows, dass er abtreten solle.
Der Hauptmann verneigte sich und verließ die Halle.
Vor der Tür traf er auf Abernathy. Obwohl sein Herr auch ihn angewiesen hatte zu verschwinden, hatte der Soldat es sich nicht nehmen lassen zu lauschen. Jetzt grinste er Fellows unverschämt an.
Der zwang sich jedoch zur Ruhe. Wenn die Zeit gekommen ist, dachte er, werde ich dafür sorgen, dass dir das Grinsen vergeht. Eine Hand auf seinem Schwertgriff, eilte er an seinem Gegenüber vorbei.
Ravencrofts Genesung schritt rasch voran. Zum einen wegen Aimees Gegenwart und zum anderen, weil er wissen wollte, wer der Mann war, der ihn angeschossen hatte.
Zwei Wochen nach dem Attentat konnte er sich zeitweise wieder von seinem Lager erheben. St. James hatte ihm inzwischen neue Kleider gebracht, da Aimee die alten zerschnitten hatte.
So konnten sie sich beim Morgenmahl gegenübersitzen und miteinander sprechen, was der Baron sichtlich zu genießen schien.
Allerdings wuchs mit seiner Genesung auch der Wunsch, den Attentäter zu bestrafen.
»Ich freue mich auf den Tag, an dem ich ihm gegenüberstehe«, bemerkte er
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