Fesseln des Herzens
kaum ein Mann widerstehen konnte. Selbst er nicht. Als ihr Herr hatte er das Vorrecht über sie, was er bereits etliche Male geltend gemacht hatte.
Wenn sie sich lustvoll in seinem Bett räkelten, konnte er für einen kurzen Moment seine Geschäfte vergessen und all das finden, was er bei seiner Frau seit der Eheschließung vermisst hatte. Natürlich hatte er das Ehebett mit ihr geteilt, etliche Male sogar, ohne dass aus der Anstrengung dieser Nächte eine Frucht hervorgegangen wäre. Schließlich hatte er es aufgegeben, denn er glaubte nicht an die Wunder, die ihm sein Prediger einreden wollte. Das Weib, das er gefreit hatte, konnte keine Kinder empfangen.
Natürlich hätte er seine Gemahlin wegschicken können, Kinderlosigkeit war schließlich ein gewichtiger Grund zur Auflösung einer Ehe, doch in seinem Fall war das unmöglich. Sein Weib hatte einen reichen Brautschatz in die Ehe mitgebracht, und als einzige Erbin war ihr beim Tod ihres Vaters das gesamte elterliche Land zugefallen.
Wenn er sich von ihr getrennt hätte, wäre seine Baronie halbiert worden und hätte sich kaum noch so nennen können. Die einzige Lösung, die Woodward hatte, um sich aus dem Ehejoch zu befreien, bestand darin, das Land seines Nachbarn Ravencroft zu erobern.
Dieser war kinderlos wie er selbst, wenngleich er vor beinahe einem Jahr ein neues Weib gefreit hatte.
Gerüchte besagten, dass schon bald ein Erbe zu erwarten war. Doch vor Jahren hatte ein Weib schon einmal Ravencrofts Erben empfangen und ihn nicht geboren. Bislang hatte ihn keine Kunde von der Niederkunft erreicht, so dass er noch hoffen konnte. Solange das Kind nicht auf der Welt war, brauchte er noch keine Beunruhigung zu verspüren.
Mit einer entschlossenen Handbewegung warf er das Mundtuch auf den Tisch und erhob sich rülpsend. Er war mehr als satt, und ihm stand der Sinn nach anderen Dingen.
Die Geste bedeutete für die restliche Hofgesellschaft, dass die Tafel aufgehoben war. Kurz blickte der Baron über seine Gattin hinweg zu seiner Mätresse hinüber. Die verstand sofort und antwortete ihm mit einem leichten Nicken, woraufhin sich Woodward umgehend zurückzog.
Während seine Schritte von dem Gang, den er durchquerte, zurückgeworfen wurden, kamen ihm wieder Ravencroft und sein junges Weib in den Sinn.
Er brauchte einen Erben! Von seiner vor der Zeit verwelkten Frau konnte er keinen erwarten, also würde er ihn sich von seiner Mätresse holen. Warum war er nur nicht eher darauf gekommen?
Anstatt seinen eigenen Gemächern entgegenzustreben, bog er nach einer Weile ab, erklomm eine Treppe und ging dann zu den Kemenaten der Kammerfrauen.
Seine Gemahlin würde ihrer Dienste nicht mehr bedürfen, außerdem hatte er Janet durch seinen Blick zu verstehen gegeben, was er in dieser Nacht von ihr erwartete.
An der Tür angekommen, verzichtete er wie immer auf ein Klopfen und trat gleich ein.
Janet war gerade dabei, ihr Gewand abzustreifen, und auch ihr Haar hatte sie bereits gelöst. Wie ein Wasserfall floss es über ihre Schultern, und ihr Anblick entzündete ein Feuer der Lust in Woodwards Lenden.
Er schloss die Tür und trat näher. Janet tat einen Moment lang so, als hätte sie ihn nicht gehört. Das war eines ihrer Spiele, das sie spielten und das ihn immer ganz verrückt machte.
Woodward trat hinter sie und ergriff sie unvermittelt.
»Hast du mich vermisst, meine Schöne?«
Janet lächelte und wandte sich in seiner Umarmung um.
»Aber natürlich, Mylord. Ihr habt Euch schon lange nicht mehr in meine Gemächer begeben.«
»Zwei Tage sind also lang für dich?«
»Eine Ewigkeit.«
Ihre Lippen trafen sich zu einem leidenschaftlichen Kuss, wobei Janet die Zunge des Barons mit Freuden empfing. Schon bald begann er ein süßes Spiel mit ihrer Zunge, das so lange anhielt, bis sie beide Atem schöpfen mussten.
»Ich will, dass du den Trank, den dir die alte Monahan gibt, nicht mehr nimmst«, raunte er ihr dann zu.
Er hatte bisher darauf bestanden, dass sie dieses scheußliche Gebräu zu sich nahm, damit ihrer Sünde kein Beweis entsprang. Natürlich tuschelten selbst die Mägde in der Burg dar-über, dass Janet es mit dem Baron trieb, und auch die Baronin wusste davon, wie sie ihr jeden Morgen von den Augen ablesen konnte. Aber solange es kein Balg gab, konnte sie immer noch vorgeben, nichts getan zu haben.
Janet schlug unvermittelt die Augen nieder. Wollte sie es etwa wagen, sich ihm zu verweigern?
»Was ist dir?«, fragte Woodward und spürte, wie sich
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