Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
Vom Netzwerk:
Augen und versuchte, ihre Mundwinkel im Zaum zu halten. »Amme kann man nur sein, wenn man kurz zuvor selbst ein Kind geboren hat. Herr, Ihr tätet gut daran, Euch eine Frau zu suchen, die gerade niedergekommen ist.«
    Der Baron lächelte breit. Dieses Weib gefiel ihm. Der Mann, der sie zur Gemahlin bekam, würde sich glücklich schätzen können – auch wenn er sich vor ihrer scharfen Zunge in Acht nehmen musste.
    »Du bist sehr ungewöhnlich, Aimee«, sagte er und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. Wieder glitten seine Augen über ihren Körper, als wollten sie sich die Form jeder einzelnen Rundung merken »Wie viele Lenze zählst du?«
    »Zwanzig.«
    »Gibt es einen Burschen, der dir den Hof macht?«
    Aimee zog verwundert die Augenbrauen hoch. Warum fragte er das? Es hatte den Baron nicht zu interessieren, ob sie verheiratet war oder nicht.
    Spekulierte er etwa auf das Recht der ersten Nacht? Das würde sie ihm ganz gewiss nicht gewähren!
    Doch so weit würde es ohnehin nicht kommen. Heirat war etwas für die anderen, aber nicht für sie. Sie war allein in ihrem Turm glücklich, es mangelte ihr an nichts, und sie hatte genügend zu tun. Das Schreien und Lachen der Kinder, die sie auf die Welt holte, entschädigten sie hinreichend für die Einsamkeit.
    »Nein, Mylord«, beantwortete sie seine Frage und bemerkte, dass sein Blick auf ihrem Haar hängenblieb. Was würde nun kommen? Aimees Handflächen wurden feucht und kalt.
    »Sag mir, Aimee, woher hat dein Haar die roten Strähnen?«, fragte er, wie sie bereits befürchtet hatte.
    Unwillkürlich zuckte sie zusammen, denn sie mochte nur ungern auf ihr Haar und dessen seltsame Färbung angesprochen werden.
    »Es ist eine Laune Gottes«, antwortete sie ausweichend, obwohl sie die Wahrheit genau kannte.
    »Nur eine Laune?«, fragte der Baron. Wieder hatte er im Ohr, was Henry ihm berichtet hatte. »Man erzählt sich, die Farbe deiner Haare hängt damit zusammen, dass du die Zukunft vorhersagen kannst.«
    Wieder zuckte Aimee zusammen. »Meine Haare können die Zukunft nicht vorhersagen, Mylord«, entgegnete sie. »Die Strähnen haben nichts zu bedeuten.«
    Der Baron musterte sie prüfend. Wieder fühlte er sich seltsam zu ihr hingezogen. Der Zauber ging von ihrem Gesicht aus, ihrem Lächeln, ihrem Körper, der Haut, der Art, wie sie scheu den Kopf hielt und wie sie sprach. Zuletzt war er bei seinem ersten Weib derart von einer Erscheinung fasziniert gewesen.
    »Woher stammen diese Strähnen dann?«
    Aimee blickte ihn prüfend an. Welches Interesse sollte ein Mann wie er an ihren Geschichten haben?
    Da er sie aber abwartend ansah, sah sie sich genötigt zu antworten. »Es war Gottes Fügung. Hier, diese Strähne«, sagte sie, und ohne einen Spiegel vor sich zu haben, zog sie mit sicherem Griff jene hervor, die sich auf ihrer rechten Kopfhälfte befand. »Die hier war die erste. Ich habe sie bekommen, als meine kleine Schwester starb. Sie ertrank im See.«
    Der Baron schwieg darauf, und Aimee wusste nicht genau, wie sie seinen Gesichtsausdruck deuten sollte.
    »Ich möchte Euch nicht langweilen, Mylord«, wandte sie daher ein.
    »Nein, Aimee, das tust du nicht. Erzähl weiter.« Er streckte eine Hand aus und strich ihr eine ins Gesicht gefallene Locke von der Wange.
    Die Schäferin schreckte aufgrund der Berührung kurz zurück, fuhr dann aber fort. »Als ich am Abend nach dem Begräbnis ins Wasser schaute, sah ich, dass eine meiner Locken die Farbe der Abendsonne angenommen hatte. Ich hielt es zunächst nur für einen Streich, den mir das Licht spielte. Doch auch Tage später – bis heute – blieb sie rot.«
    »Und die zweite?«, wollte der Baron nun wissen und begann, sie langsam zu umrunden. Zuweilen streifte seine Schulter wie zufällig ihr Haar, und ihr Geruch strömte ihm entgegen.
    Aimee roch nach Milch und Wolle, nach dem Gras der Wiesen, nach dem Fell von Hunden, nach dem Talg junger Lämmer. Berührt vom Zauber ihres Anblicks, durchzog ihn ein Schauer, so heftig, dass er beinahe ihre Antwort überhört hätte.
    »Die zweite Strähne bekam ich, nachdem ein tollwütiger Wolf meinen Vater angefallen hatte. Er überlebte den Angriff zwar, wusste jedoch, dass ihm ein langsamer, qualvoller Tod bevorstand, daher stach er sich sein Jagdmesser durchs Herz. Am Abend danach hatte sich eine weitere meiner Locken rot gefärbt.«
    Nun sah Ravencroft sie wieder an, und Aimee konnte ihm die Frage nach der dritten Strähne von den Augen ablesen.
    »Die letzte

Weitere Kostenlose Bücher