Fesseln des Herzens
hatte, vielleicht schon bald den ersehnten Erben brachte und sie zur Baronin machte. Den Trank hatte sie heute noch nicht zu sich genommen, sie pflegte ihn zu sich zu nehmen, nachdem der Baron ihr beigewohnt hatte …
Im nächsten Augenblick wurde der Gedanke davongeschwemmt von der Lustwelle, die gegen ein unsichtbares Ufer zu prallen und sich nach allen Seiten auszubreiten schien. Der Höhepunkt erfasste unmittelbar darauf auch den Baron. Pulsend ergoss sich sein Same in sie, und mit einem letzten Stöhnen ließ er sich auf sie sinken.
Janet hielt weiterhin seine Hüften umschlungen. Alle Zweifel und das Erschrecken waren fort. Sie wusste nun, dass dieser Mann ihr nie etwas antun würde. Nicht, solange die Möglichkeit bestand, dass sie sein Kind bekam.
Während die Wonnen der vergangenen Momente immer noch Woodwards Lenden durchströmten, klopfte es plötzlich an die Tür.
Eigentlich sollten seine Leute nicht wissen, wo er sich befand, aber wenn er nicht in seinen Gemächern oder denen seiner Gemahlin weilte, gab es eigentlich nur eine Möglichkeit, ihn zu finden.
»Was gibt es?«, fuhr er den Störenfried an. »Ich bin für niemanden zu sprechen!«
»Mylord, da ist ein Bote angekommen. Er bringt eine Nachricht von Eurem Nachbarn, Baron of Ravencroft.«
Bei der Erwähnung des Boten war Woodward noch versucht gewesen, den Mann wegzuschicken, aber die Erwähnung seines Nachbarn ließ ihn davon absehen. Was konnte der wollen? Sich bei ihm entschuldigen, dass er ihn nicht zur Hochzeit eingeladen hatte?
»Ich bin gleich bei dir!«, rief er dem Mann vor der Tür zu und wälzte sich von Janet herunter.
Es war nicht seine Art, über die Dinge zu reden, die ihn beschäftigten. Als er seine Tunika und die Beinkleider wieder in Ordnung gebracht hatte, beugte er sich noch einmal über seine Mätresse, um sie zu küssen.
»Denk dran, keinen Trunk von heute an. Wenn du das beherzigst und mir einen Erben schenkst, werde ich dich reich belohnen.« Damit wandte er sich um und verließ das Gemach. Draußen, in respektvollem Abstand, wartete Abernathy, der Hauptmann seiner Garde. Offenbar war die Nachricht wirklich wichtig.
Der Illusion, dass Ravencroft gestorben sein könnte, gab er sich nicht hin, obgleich es für ihn eine durchaus reizvolle Vorstellung war. Wenn die Burg ohne ihren Herrn war, konnte er die junge Baronin vielleicht entführen lassen und sie unter seine Knute zwingen.
Der Bote erwartete ihn in der großen Halle, die so reich ausstaffiert war, dass sie eines Königs würdig gewesen wäre. Lange rote Wandteppiche bedeckten die mächtigen Steine, aus denen das Gebäude errichtet war. Der Kronleuchter, auf dem einige Kerzen träge flackerten, war groß genug, um mehrere Männer unter sich zu begraben. Als zusätzlichen Zierat hatte der Baron die Geweihe jener Hirsche an der Wand anbringen lassen, die er bei seinen Jagden erlegt hatte. Um einige dieser Trophäen würden ihn sämtliche Adlige Englands beneiden. Wenn nicht sogar der König selbst!
Insgeheim träumte Woodward davon, die Königskrone zu tragen, doch diesen Wunsch würde ihm niemand erfüllen. Auf dem Thron saß derzeit Eduard I., und dem Vernehmen nach war sein Sitz nicht im Geringsten gefährdet.
Aber hier, in seiner Grafschaft, war der Baron of Woodward sein eigener König, daher hielt er es auch für angebracht, diese Thronhalle zu besitzen.
Der Bote war noch ein recht junger Mann, der die Farben des Barons of Ravencroft – Rot und Schwarz – trug. Er hielt eine Schriftrolle in der Hand und wirkte ein wenig verschüchtert.
Woodward spottete innerlich über seine Erscheinung. Solch einen Boten hätte er niemals zu seinem Feind geschickt.
»Nun, was bringst du mir für Nachrichten?«, fragte er, während er sich auf seinem steinernen Thron niederließ.
Der Bote entrollte seine Schriftrolle. »Seine Lordschaft, Baron George of Ravencroft, lässt Euch verkünden, dass Gott ihn vor drei Tagen mit einer gesunden Tochter gesegnet hat. Aus diesem Grund möchte er Euch zur Tauffeier einladen, er würde sich freuen, wenn Ihr dort erscheint.«
Damit rollte er das Pergament wieder zusammen und reichte es dem Mann, der neben dem Baron stand.
Woodward war darüber so überrascht, dass er zunächst nichts erwidern konnte. Zur Hochzeit war er nicht geladen worden, dafür kam jetzt die Einladung zur Taufe? Und was noch schlimmer war: Ravencroft hatte eine Tochter! Damit hatte seine Grafschaft einen Erben! In seinem Ärger, der plötzlich in
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