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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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Woodward aufwallte, hätte er dem Boten am liebsten einen Fausthieb, nein, einen Schwertstreich verpasst und ihn dann in den See geworfen, der seine Burg umgab.
    Wahrscheinlich will mich dieser Hundesohn auf der Feier verspotten, ging es ihm durch den Sinn.
    Aber dann fing er sich wieder. Sein Vater hatte ihm immer geraten, sich nicht der Hitzköpfigkeit hinzugeben. Dementsprechend entgegnete er nun so ruhig wie möglich: »Eine Einladung, sagst du?«
    Der Bote nickte und senkte den Blick, denn dem Baron war anzusehen, dass ihm diese Nachricht wie ein Stein im Magen lag.
    »Mylord, mit Verlaub, der Baron of Ravencroft hat mir aufgetragen, ihm Eure Antwort sogleich zu übermitteln«, bemerkte er zaghaft.
    Er wusste, dass Woodward ein sehr aufbrausender Mann war. Es sollte sogar schon vorgekommen sein, dass er Boten, die ihm zu schlechte Nachrichten übermittelt hatten, einfach aus seiner Burg geprügelt und in den Wehrgraben geworfen hatte. Der junge Mann fürchtete, dass der Burgherr ihm dasselbe antun würde, wenn er ihn weiter drängte. Aber der Baron of Ravencroft hatte ihm aufgetragen, nicht allzu lange in der benachbarten Baronie zu verweilen.
    Woodward musterte den Mann, als könnte er seine Angst wittern. »Also gut!«, platzte es aus ihm hervor. »Sag deinem Herrn, dass ich erscheinen werde!«
    Der Bote konnte seine Erleichterung nur schwerlich verbergen.
    »Aber sag ihm auch, dass ich gebührend empfangen und bewirtet werden will!«, setzte Woodward hinzu. »Mit ein paar Tauben und einem Spanferkel kommt er mir nicht davon!«
    Was sollte der Bote dazu sagen? Seinem Herrn konnte er diese Frechheit gewiss nicht antragen. Selbst dem Geringsten in der Baronie Ravencroft war klar, dass der Friede zwischen ihrem Herrn und dem Baron of Woodward extrem zerbrechlich war. Ein falsches Wort, und der alte Streit würde von neuem aufflammen.
    »Ich werde es ihm ausrichten«, entgegnete der Bote und verneigte sich dann. Er hoffte sehr, dass ihn der Baron gehen lassen würde, ohne ihm eine Abreibung zu verpassen.
    »Eins noch!«, sagte Woodward. »Solltest du es jemals wieder wagen, mich bei etwas Wichtigem zu stören, werde ich dir fünf kräftige Peitschenhiebe verpassen lassen. Hast du verstanden?«
    »Jawohl, Herr.« Der Bote verneigte sich erneut, diesmal noch etwas tiefer, dann ließ Woodward ihn gehen.
    »Ein Balg hat er also«, murmelte der Baron, nachdem der Bote den Saal verlassen hatte. Seine grimmige Miene wurde nun durch ein Lächeln abgemildert. »Bald werde ich es ihm gleichtun. Und wenn meine Nachkommenschaft gesichert ist, werde ich dafür sorgen, dass mein Sohn ein größeres Land erbt, als es je ein Woodward besessen hat.«

[home]
    5 . Kapitel
    Z wei Wochen gingen ins Land. Wochen voller Glück und Hoffnung auf Burg Ravencroft.
    Obwohl die Baronin noch immer etwas schwach war, schien gesichert, dass sie die Geburt gut überstanden hatte. Es hatte sich kein Fieber eingestellt, und nach und nach hatten sich ihre bleichen Wangen wieder gerötet.
    Täglich hatte Aimee nach ihr und dem Kind gesehen. Die kleine Baroness entwickelte sich prächtig, und allem Anschein nach hatte sie die Schönheit ihrer Mutter geerbt.
    Nicole hätte sich darüber freuen können, doch ihr Gemüt wirkte wie von einer Wolke verdunkelt. Sie empfing ihren Gemahl nur selten und wollte lieber allein bleiben.
    Aimee reichte ihr Kräuter gegen die Melancholie und sorgte dafür, dass viel Licht in die Kemenate der Wöchnerin strömte. Nach und nach hatte sich ihr Gemüt wieder etwas erhellt, und auch ihre Kraft hatte zugenommen, so dass sie sich schon bald von ihrem Lager erheben konnte.
    Nun war der Tag des Tauffestes gekommen.
    Patin der kleinen Baronin zu werden erfüllte Aimee mit heftiger Unruhe. Auch jetzt, da sie durch das Tor ritt und die Wachen dabei mit einem Nicken grüßte. Das Herz schlug ihr bis zum Halse, als sie zur Burg aufblickte.
    Sie war schon einige Male bei der Taufe jener Kinder, die sie auf die Welt geholt hatte, zugegen gewesen, doch meist waren die Eltern einfache Leute gewesen. Obwohl die Feier hier sicher nicht weniger groß oder fröhlich werden würde, so war doch ein Bauer ein Bauer und ein Baron ein Baron. Außerdem war sie noch nie zuvor Patin gewesen.
    In der Hofmitte angekommen, stieg sie von ihrem Rappen und band das Bündel los, das sie am Sattel befestigt hatte. Es handelte sich dabei um einen in ein Leinentuch gewickelten Tontopf, in dem ein Zweig zu stecken schien. Dies war das Geschenk, das Aimee

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