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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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sie auf dem letzten Teil des Weges bewacht hatte, als er vom Kutschbock sprang.
    Müde gehorchte Charlotte. Mit beinahe automatischen Bewegungen kletterte sie vom Wagen. Dann stellte sie sich neben Noah und wartete.
    «Hier sind sie, Mr. Boromat.»
    Der Mann kam auf Charlotte zu, bis sein Gesicht nur noch eine Handbreit von ihrem entfernt war. Er sah ihr in die Augen, trat dann einen Schritt zurück und betrachtete sie eingehend von oben bis unten.
    Charlotte sah erbärmlich aus. Ihr feines schwarzes Kleid war zerknittert, fleckig und stank. Je näher dieser Mann kam, umso deutlicher wurde sich Charlotte ihres eigenen Körpergeruchs bewusst. Noch nie hatte sie sich so unbehaglich gefühlt. Sie kam sich vor wie ein Ackergaul, den man auf dem Markt verkaufen wollte.
    «So was, ich hätte nicht gedacht, dass sie so weiß ist», sagte der Mann etwas ärgerlich.
    «Ja, es ist unglaublich», nickte der Sklavenhändler. «Wenn man nicht aufpasst, könnte sie fast für eine von uns durchgehen. Aber mir machen sie nichts vor, auch wenn sie noch so gut gekleidet sind und sich zu benehmen wissen. Ich muss sie nur riechen.»
    Der Mann schwieg dazu und holte aus einer seiner Jackentaschen ein kleines Beutelchen hervor. «Hier, die vereinbarte Summe.»
    Der Händler nahm den Beutel und wog ihn in der Hand. «Ich werde sie dann mal losmachen», sagte er und fing an, die Handeisen aufzuschließen.
    «Ich bin Boromat, der Aufseher», stellte der Mann sich vor. «Wie heißt du?», fragte er zu Noah gewandt.
    «Noah, Master Boromat», antwortete der und rieb sich die Handgelenke, die endlich von den Fesseln befreit waren.
    «Du siehst kräftig aus.»
    Noah sagte nichts. Seine Körpergröße, die breiten Schultern und die Armmuskulatur waren Antwort genug. Jetzt drehte der Aufseher sich mit einem missbilligenden Blick zu Charlotte um. Ihre Handgelenke waren vollkommen wundgescheuert.
    «Das ist meine Schwester Charlotte, Master Boromat», sagte Noah schnell und warf Charlotte einen warnenden Blick zu. Die ballte wütend die Fäuste, sagte aber nichts.
    Was für eine sonderbare Laune der Natur, dachte der Aufseher und betrachtete noch einmal die weißhäutige Sklavin, die aus irgendeinem Grund wütend zu sein schien. Diese Frau hatte in ihrem ganzen Leben noch nicht gearbeitet. Zumindest nicht auf einem Baumwollfeld. Was sollte er nur mit ihr anstellen?, fragte er sich. Auf den Feldern würde sie nicht viel nützen und im Haus noch weniger. Den Plantagenbesitzern war es unangenehm, sich mit Sklaven zu umgeben, die so weiß waren wie sie. Das führte nur zu peinlichen Missverständnissen. Vielleicht sollte er seinem Herrn raten, sie loszuwerden. In den Bordellen wurden gute Preise für so weiße Frauen gezahlt, und diese hier war noch dazu eine Schönheit. Aber der Herr und seine Frau waren auf Reisen und würden vor Ende des Sommers nicht auf die Plantage zurückkehren.
    «Heute könnt ihr euch ausruhen», sagte er jetzt zu den beiden. «Morgen werdet ihr anfangen zu arbeiten. Sie dort wird euch zeigen, wo ihr euch einrichten könnt.» Er deutete mit dem Kinn auf eine Sklavin, die ein Stück hinter ihnen stand und die keiner der beiden vorher bemerkt hatte.
    Der Aufseher ging, und die Frau, die etwa zwanzig Jahre alt war, bedeutete ihnen, ihr zu folgen.
    Obwohl man es vom Herrenhaus nicht hatte sehen können, war das Sklavendorf nicht weit entfernt. «Hier ist euer Quartier», sagte die Sklavin und öffnete die Tür einer der Hütten. «Ich gehe saubere Kleidung und etwas zu essen holen. Ich bin gleich zurück.»
    Noah bedankte sich und trat ein. Charlotte wartete, bis das Mädchen gegangen war, und folgte ihm dann.
    Im Inneren der vier Wände erblickten sie zwei Strohsäcke mit Decken darüber, einen Tisch mit zwei Hockern, ein paar Kochutensilien und einen kleinen Herd.
    «Wie schrecklich es hier ist!», protestierte Charlotte, kaum dass sie die Schwelle überschritten hatte. «An einem solchen Ort werde ich unmöglich wohnen können!»
    «Ich finde es eigentlich ganz gemütlich», widersprach Noah. «Es sieht aus, als hätte es ein gutes Dach, und der Boden ist aus Holz», sagte er zufrieden nach einer ersten Begutachtung.
    «Aus Holz …», wiederholte Charlotte sarkastisch, als sie merkte, dass die Bohlen auf dem Boden der Hütte unter jedem ihrer Schritte etwas nachgaben.
    «Sicher ist es kein Eichenparkett, aber wenigstens ist der Boden nicht aus Erde. Insgesamt ist es wirklich viel besser als die Hütte, die ich mir mit meiner

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