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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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Schneeschicht auf der Straße nicht rechtzeitig zum Stehen kommen und das Kind überrollen würde. Entsetzt schrie die Frau auf. Die Pferde wieherten schrill.
    Ohne lang zu überlegen, warf Noah sich auf den Jungen, packte ihn und riss ihn mit sich zur Seite. Dicht neben sich hörte er die Hufschläge auf das Pflaster knallen. Als die Kutsche endlich zum Stillstand gekommen war, befand sich das Vorderrad weniger als eine Handbreit neben seinem Kopf.
    Rasch sprang der Kutscher vom Bock hinunter. «Geht es ihm gut?»
    Noah warf einen kurzen Blick auf das kleine Gesicht, das zwischen Schal und Mütze hervorguckte. Zwei weitaufgerissene blaue Augen sahen ihn erschrocken an.
    «Ich denke nicht, dass er verletzt ist», beruhigte Noah den Mann, während er sich aufrichtete und den Jungen auf seine eigenen Füße stellte.
    «Gott sei Dank!»
    Mit einem erleichterten Seufzer stieg der Kutscher wieder auf sein Gefährt und fuhr weiter.
    Noah lächelte dem Jungen zu.
    «Du darfst nicht einfach so auf die Straße laufen. Das ist sehr gefährlich.»
    Gerade wollte der Junge etwas sagen, als die Kinderfrau herbeistürmte, ihn packte und weinend umarmte.
    «Mein Gott, Peter!», schrie sie und dankte dem Himmel, als sie sah, dass er unversehrt war. «Tu so etwas nie wieder, hörst du?»
    Das Kind, das den Ball noch immer umklammert hielt, nickte wieder stumm.
    «Versprich mir das!»
    «Ich verspreche es, Miss Florence.»
    Daraufhin nahm die Frau den Jungen bei der Hand und zog ihn mit sich fort, ohne Noah eines Blickes gewürdigt zu haben.
    Als das Kind verschwunden war, wollte Noah sich nach seinem Schal bücken, der noch auf der Straße lag. Plötzlich durchzuckte ein starker Schmerz seinen Arm. Außerdem entdeckte er einen Blutfleck auf seinem Mantel.
    ***
    «Was für eine Kälte», klagte Charlotte, als sie ins Haus trat. Schnell schloss Hortensia die Tür hinter ihr, damit es nicht hereinschneite. Dann übergab Charlotte ihr den Korb mit dem Gemüse, das sie gerade gekauft hatte, und rieb sich die Hände.
    «Es ist schrecklich. Ich werde mich nie daran gewöhnen», beschwerte Charlotte sich wieder und klopfte sich den Schnee von den Stiefeln.
    «Charlotte, was tust du da? Du machst alles dreckig! Du hättest den Schnee draußen abklopfen können.»
    «Es ist doch nur Wasser. Außerdem wäre ich erfroren, wenn ich nur eine Sekunde länger in dieser Kälte geblieben wäre», sagte sie und hängte Mantel, Schal und Hut an die Garderobe. «Und Noah?», fragte sie.
    «Er ist noch nicht hier. Anscheinend ist er heute etwas später dran», sagte Hortensia und ging in die Küche.
    Charlotte folgte ihrer Schwester und setzte sich auf die Bank, während Hortensia das Gemüse auspackte.
    «Ich verstehe nicht, warum Noah unbedingt arbeiten will.»
    «Du weißt, dass er sich unwohl dabei fühlt, von unserem Geld zu leben», sagte Hortensia.
    «Was für ein Unsinn. Tausend Mal habe ich ihm gesagt, dass das Geld uns allen dreien gehört.»
    «Ich weiß, aber er sieht es nicht so.»
    Hortensia hatte Kartoffeln und Tomaten ausgepackt und sah nur noch Möhren am Boden des Korbs liegen.
    «Wo ist der Sellerie, Charlotte?»
    «Der Sellerie? Der muss im Korb liegen.»
    «Da ist er aber nicht», antwortete Hortensia.
    «Ich habe ihn wohl vergessen.»
    Ärgerlich verzog Hortensia das Gesicht. «Was für ein Zufall! Ich weiß ja, dass du keinen Sellerie magst, aber du könntest trotzdem mal welchen mitbringen.»
    «Ich habe ihn wirklich vergessen. Das nächste Mal denke ich dran.»
    Obwohl Charlotte zerknirscht guckte, konnte sie ihre Schwester nicht täuschen. Charlotte hatte keineswegs die Absicht, jemals Sellerie zu kaufen. Den würde Hortensia schon selbst holen müssen.
    Kurze Zeit später brodelte die Suppe im Topf. Hortensia warf einen Blick in den Ofen, auch der Braten würde bald fertig sein. Dann ging sie ins Esszimmer, und Charlotte folgte ihr.
    Liebevoll deckte Hortensia den Tisch, während ihre Schwester sie mit vor der Brust verschränkten Armen beobachtete. Zum Schluss holte Hortensia noch einen Krug mit Wasser aus der Küche.
    «Trotz allem verstehe ich nicht, warum Noah arbeiten will», sinnierte Charlotte.
    «Er möchte einfach sicher sein, dass er auch allein zurechtkommen würde.»
    «Aber mit dem, was er verdient, kann er sich nicht einmal ein paar Möhren kaufen!»
    Charlotte reichte ihrer Schwester den Brotkorb von der Anrichte. Hortensia stellte ihn in die Mitte des Tisches und nickte zufrieden. Alles war fertig.
    «Ach,

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