Fesseln des Schicksals (German Edition)
dieser attraktive Mann reich sein musste, wenn er in einer so guten Lage wohnte.
Gerade wollte Brian die junge Dame einladen, einmal sein Haus zu besuchen, als ihre Schwester in Begleitung eines farbigen Mannes erschien.
«Noah?», fragte Brian und stand sofort auf.
Noah nickte.
«Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen. Ich bin Brian O’Flanagan.»
«Es freut mich, Mr. O’Flanagan», antwortete Noah und schüttelte misstrauisch die Hand des Fremden.
«Sie können sich nicht vorstellen, wie lange ich gebraucht habe, um Sie zu finden. Schon seit Wochen bin ich auf der Suche nach Ihnen.»
Diskret zog Hortensia ihre Schwester am Arm, aber Charlotte war viel zu neugierig, um Noah mit Mr. O’Flanagan allein zu lassen.
«Ich möchte, dass Sie wissen, dass ich Ihnen ewig dankbar bin.»
Obwohl man es Noah kaum ansah, merkte Charlotte doch, dass er genauso neugierig war wie sie selbst.
«Entschuldigen Sie, Mr. O’Flanagan, aber ich glaube, Sie irren sich», sagte er etwas verwirrt. «Ich habe gewiss nichts getan, was diese Dankbarkeit verdient.»
«Oh, es tut mir leid, ich glaube, ich habe mich nicht angemessen vorgestellt», sagte Brian jetzt lächelnd. «Ich bin der Vater von Peter, dem kleinen Jungen, dem Sie vor zwei Wochen das Leben gerettet haben.»
Charlotte drehte sich zu Noah um. Das war also der Grund für die Verletzungen gewesen.
«Wie geht es dem Jungen?», fragte Noah. «Ich konnte gerade einmal feststellen, dass er unverletzt war.»
«Er hat noch manchmal Albträume, aber sonst hat er nur ein paar blaue Flecken davongetragen. Und das verdanke ich Ihnen. Mir wurde berichtet, dass Sie sich vor die Kutsche geworfen haben. Und dass Sie sogar verletzt wurden», sagte er und blickte auf die Narbe auf Noahs Stirn.
«Mir ist nichts passiert, Sir. Aber ich freue mich zu hören, dass es dem Jungen gutgeht.»
«Noch einmal danke. Ich weiß, dass ich niemals wiedergutmachen kann, was Sie für meine Familie getan haben, aber ich möchte Ihnen wenigstens auf diese Art meine Dankbarkeit zeigen», sagte er, zog einen dicken Umschlag aus der Innentasche seines Jacketts und streckte ihn Noah hin.
«Das kann ich auf keinen Fall annehmen», sagte Noah, als er begriff, dass es sich um Geld handelte.
«Bitte», drängte O’Flanagan.
Aber Noah schüttelte den Kopf.
Gerade wollte Charlotte den Umschlag für Noah annehmen, als Hortensia ihre Hand festhielt.
Niemals hätte Brian es für möglich gehalten, dass ein Mann, der in der Back Bay Erde und Kies schaufelte, ohne mit der Wimper zu zucken einen Jahreslohn ablehnte.
«Ich wollte Sie nicht verletzen. Ich weiß, dass ich mit keinem Geld der Welt bezahlen kann, was Sie getan haben. Ich werde immer in Ihrer Schuld stehen. Bitte nehmen Sie es an.»
«Es tut mir leid, aber das kann ich nicht. Aber ich freue mich, dass Sie persönlich gekommen sind, um mir Ihren Dank auszusprechen.»
«Wie Sie meinen», gab Brian auf und steckte den Umschlag wieder weg. «Vielleicht … In drei Tagen werden ein paar Freunde und Verwandte bei mir zu Gast sein, um das neue Jahr zu begrüßen. Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie meine Einladung für diesen Abend annehmen. Natürlich hoffe ich, dass Sie ebenfalls kommen», sagte er zu Charlotte und Hortensia gewandt.
Gerade wollte Noah die Einladung höflich ablehnen, als Charlotte ihm zuvorkam.
«Wir kommen sehr gerne», sagte sie und wich Noahs Blick aus.
«Das freut mich sehr. Dann sehen wir uns in drei Tagen. Mein Kutscher wird Sie um sieben abholen.»
«Du hättest diese Einladung nicht annehmen dürfen», warf Noah Charlotte vor, kaum dass Mr. O’Flanagan aus dem Haus war.
«Warum nicht?»
«Ich fühle mich unbehaglich dabei.»
«Habe ich mich vielleicht nicht unbehaglich gefühlt, als du all dieses Geld abgelehnt hast?»
«Mir erschien es richtig», unterstützte Hortensia ihn.
«Ihr seid dumm und stolz. Mr. O’Flanagan bedeutet dieses Geld rein gar nichts, er ist reich. Hättest du das Geld genommen, wäre er noch genauso reich und noch dazu glücklich. Es ist Weihnachten! Wir hätten ihm die Freude machen sollen, das Geld anzunehmen.»
«Es ging eben nicht», sagte Noah.
«Du bist ein Sturkopf.»
«Das musst gerade du mir sagen!»
«Vielleicht bin ich ein kleines bisschen dickköpfig und vielleicht auch stolz. Aber zum Glück bin ich etwas praktischer veranlagt als ihr beiden. Du willst das Geld nicht, in Ordnung. Wie du willst. Aber nimm wenigstens die Einladung an. Hortensia und ich sind kein
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