Fesseln des Schicksals (German Edition)
Brian, und die drei folgten ihm durch eine Doppeltür aus massivem Holz, die den Eingangsbereich vom Rest des Hauses trennte.
Sie gingen an einer Treppe mit einem elegant geschwungenen Mahagonigeländer vorbei, auf deren Treppenabsatz sich ein hohes Fenster öffnete, und traten durch einen Türbogen links neben der Treppe in den Salon.
Hortensia war an Brians Arm vorausgegangen und blickte sich bewundernd um. «Was für ein schönes Haus.»
«Danke, Miss Lacroix.»
Charlotte, die ein paar Schritte dahinter neben Noah ging, spitzte ihre Ohren, um jedes Wort mitzuhören.
«Eigentlich habe ich in den Außenbezirken der Stadt gelebt, aber nachdem vor vier Jahren meine Frau gestorben ist, bin ich in das Haus meiner Eltern zurückgekehrt.»
«Oh, das tut mir sehr leid», brachte Hortensia voller Mitgefühl heraus. Dann schwiegen beide.
Im Salon warteten die anderen Gäste. Es war nur etwa ein Dutzend Personen anwesend. Die meisten standen in kleinen Grüppchen herum und unterhielten sich angeregt bei einem Glas Champagner. Im Hintergrund spielte ein Violinquartett.
Als Charlotte zusammen mit Noah eintrat, spürte sie, wie man zunächst ihr ein paar diskrete Blicke zuwarf. Dann aber starrten alle Noah an.
Eine rothaarige Frau mit dunkelblauen Augen löste sich aus einer der Gruppen und kam auf sie zu.
Brian lächelte. «Mutter, ich möchte dir Charlotte und Hortensia Lacroix vorstellen.»
«Ich bin Beatriz O’Flanagan, sehr erfreut», sagte sie mit einem strahlenden Lächeln.
«Und das hier ist Noah», sagte Brian, und sofort galt ihre ganze Aufmerksamkeit ihm.
«Sie sind also der junge Mann, der meinen Enkel gerettet hat», rief sie. «Unser Sohn hat erzählt, dass Sie Ihr Leben riskiert haben, um ihn zu beschützen.»
Gerade wollte Noah dies abstreiten, als sie mit ihrer behandschuhten Hand sanft die seine ergriff.
«Nein, bitte», sagte sie. «Das, was Sie getan haben, war sehr mutig und edel. Sie sollen wissen, dass meine Familie Ihnen immer dankbar sein wird.»
Respektvoll senkte Noah den Kopf.
«Wenn Sie erlauben, stelle ich Ihnen unsere übrigen Gäste vor», sprach Mrs. O’Flanagan weiter, legte ihre Hand auf seinen Arm und ging auf eine Gruppe zu. Brian folgte mit Charlotte und Hortensia.
«Das sind meine Cousine Josephine Russell und ihre Tochter Ursula», sagte Brians Mutter. «Ich möchte euch Noah vorstellen, und Charlotte und Hortensia Lacroix.»
«Sehr erfreut», gaben die beiden Damen zurück, allerdings konnte Josephine nicht verhindern, dass ihr Mund sich leicht angeekelt verzog, als Noah einen Schritt auf sie zu machte, um sie zu begrüßen. Dafür studierte sie mit Kennermiene die mehrsträngige Kette aus wilden Perlen, die Charlotte um den Hals trug.
Danach kam die Reihe an die einzigen Gäste, die nicht zur Familie gehörten. Ein Paar mittleren Alters war in Begleitung eines noch jugendlichen Sohnes gekommen. Bei ihnen stand ein attraktiver dunkelhaariger Mann, der auf den Namen Fernando Fuentes hörte und den Brian als guten Freund vorstellte. Mr. Fuentes hatte seinen Blick nicht von Charlotte wenden können, seit sie den Saal betreten hatte. Wieder tauschten sie die Begrüßungsfloskeln aus, die die Etikette ihnen auferlegte, und gingen weiter die Runde.
«Mein Onkel Lionel Sanders, Josephines Vater», sagte Mrs. O’Flanagan im Vorbeigehen und deutete auf einen hochgewachsenen, mageren Mann, der die achtzig sicherlich schon überschritten hatte, auf einem Sofa vor sich hin döste und sich nicht um das Geschehen kümmerte.
Schließlich kamen sie zum letzten Gast. Gemütlich saß er vor dem Kamin und stand auch nicht auf, als sie sich näherten. Gelassen zog er an einer Zigarre und stieß eine dichte Rauchwolke aus, die die Luft mit einem durchdringenden, süßlichen Duft erfüllte.
Die Ähnlichkeit mit Brian war so offensichtlich, dass Charlotte auch ohne Vorstellung wusste, dass es sich um seinen Vater handeln musste. Jetzt legte er die Zigarre beiseite und stand auf, nachdem seine Frau ihm einen kurzen Blick zugeworfen hatte.
«Raymond O’Flanagan», stellte er sich vor.
Charlotte blickte in ein Paar dunkle, tiefgründige und intelligente Augen, die ihr furchtbar bekannt vorkamen. Zuerst dachte sie, dass es wohl die Ähnlichkeit mit Brian sein musste, aber dann merkte sie, dass Brians Augen, auch wenn sie die gleiche Farbe hatten wie die seines Vaters, nicht mit der gleichen Intensität strahlten. Charlotte spürte förmlich, wie dieser Blick ihre Erinnerungen
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