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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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aufwühlte, konnte ihm aber kein Gesicht zuordnen.
    Das Familienoberhaupt wandte sich direkt an Noah.
    «Sie sind also der junge Mann, der unserem Enkel das Leben gerettet hat …»
    Bescheiden nickte Noah.
    «Es ist uns eine große Ehre, dass Sie gekommen sind», sagte Raymond O’Flanagan.
    In diesem Moment begannen die anderen Gäste ins Esszimmer hinüberzugehen. Hortensia hatte ein paar Worte mit Brian gewechselt und konnte das verhaltene Gemurmel hören, das Noahs Anwesenheit ausgelöst hatte. Sie war tief getroffen von der sichtlichen Verachtung, die diese Menschen für ihren Bruder empfanden. Und unwillkürlich bereute sie, zugelassen zu haben, dass Charlotte ihren Willen durchgesetzt hatte und Noah nun diese unangenehme Situation ertragen musste.
    Zudem warf Josephine Noah nun einen Blick zu, bei dem sich Hortensia das Nackenhaar sträubte. Noah war hier nicht willkommen, und diese Frau wollte ihm das zeigen.
    «Ich sehe, dass nicht alle unsere Gäste so dankbar sind wie ich», sagte Brians Vater sarkastisch und erwiderte Josephines Blick, die sofort woanders hinsah.
    Nach einer stummen Ermahnung seiner Frau lächelte er und klopfte Noah freundlich auf die Schulter.
    «Machen Sie sich keine Sorgen, mein Freund. Meine eigene Anwesenheit gefällt den meisten Verwandten meiner Frau ebenso wenig», teilte er ihm amüsiert mit. «Kommen Sie. Heute sitzen Sie an meiner Seite.»
    Wenn Charlotte und Hortensia nicht so viel Luxus gewöhnt gewesen wären, hätten sie mit offenem Mund gestaunt. Man hatte für diesen Anlass an nichts gespart. Der Tisch war wundervoll geschmückt worden. Die traditionellen Blumenarrangements auf der Tafel waren durch ein paar Mistelzweige ersetzt worden. Die Gläser waren aus feinstem Kristall, Silber und Porzellan waren mit hübschen weihnachtlichen Motiven verziert, und sogar auf die Servietten waren Christbäume gestickt.
    Beatriz O’Flanagan saß an einem Kopfende des Tisches, Hortensia bekam den Platz zu ihrer Rechten, Mr. Fuentes den zu ihrer Linken. Neben ihm saß Charlotte. Noah saß am anderen Ende des Tisches neben Raymond O’Flanagan, der das andere Kopfende eingenommen hatte.
    Als alle Platz genommen hatten, bemerkte Charlotte, dass der Stuhl zu ihrer Linken leer geblieben war. Niemand außer ihr schien sich daran zu stören, dass das Abendessen gebracht wurde, obwohl der letzte Gast noch nicht erschienen war.
    «Hoffentlich ist nichts passiert», bemerkte Charlotte zu Mr. Fuentes und deutete auf den leeren Stuhl.
    «Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Lacroix, er kommt immer zu spät», flüsterte der Tischnachbar.
    Lächelnd bedankte Charlotte sich für die Erklärung und betrachtete die Garnelen, die der Diener gerade vor sie hingestellt hatte. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Überrascht stellte sie fest, dass alle Gäste mit dem Essen anfingen. Anscheinend würde man nicht auf den verspäteten Gast warten. Sie warf ihrer Schwester einen fragenden Blick zu. Auch die zögerte, aber dann zuckte Charlotte mit den Schultern und spießte entschlossen eine Garnele auf. Wie immer hatte sie einen Mordshunger.
    Nach den Horsd’œuvres wurden Pilzküchlein serviert, dann ein delikater Meeresfrüchtesalat und schließlich das Hauptgericht, ein mit Orangenscheiben und gebackenen Kartoffeln garniertes gebratenes Zicklein, zu dem es eine wunderbar nach wilden Kräutern duftende Soße gab.
    Beim Essen unterhielt Fernando Fuentes die drei Damen an seiner Seite mit amüsanten Geschichten.
    «Du bist wirklich ein furchtbarer Mensch, Fernando», sagte Mrs. O’Flanagan, nachdem er eine pikante Anekdote über einen Schmuckhändler und seine Gattin erzählt hatte.
    «Meine liebe Beatriz, Sie wissen doch, dass ich nie etwas erfinde.»
    «Eben drum. Und es erstaunt mich, dass man dich in den guten Bostoner Familien noch immer empfängt.»
    Jetzt lächelte er Hortensia an, die sofort errötete. An seiner sanften Art zu sprechen und dem Blick, den er Hortensia zugeworfen hatte, konnte Charlotte deutlich den Verführer erkennen. Als er nun sie ansah, blickte Charlotte scheu auf ihren Teller.
    Bestimmt bildete Fernando Fuentes sich jetzt ein, Eindruck auf sie gemacht zu haben. Innerlich musste sie lächeln. Wie einfach es doch war, Männer zu manipulieren, die sich für unwiderstehlich hielten.
    Plötzlich vernahm Charlotte energische Schritte hinter sich.
    «Es tut mir leid!», hörte sie die Stimme eines jungen Mannes sagen, woraufhin alle Gäste ihre Augen von den Tellern

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