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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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Brian eingeladenen Dame gewechselt hatte.
    «Miss Charlotte», fragte sie, «wo haben Sie meinen Neffen denn kennengelernt?»
    «Im Süden», antwortete Charlotte zuvorkommend. Hortensia saß stocksteif auf ihrem Platz.
    Jetzt hakte Brians Mutter nach. «Ich glaube, Brian hat mir gar nicht erzählt, aus welchem Teil der Südstaaten Sie kommen.» Die gefährliche Neugierde war offensichtlich ansteckend.
    «Unsere Familie stammt aus New Orleans.»
    «Was für ein wundervoller Ort», rief Mr. Fuentes wehmütig aus.
    «Dann haben Sie also in New Orleans gelebt?», wollte Josephine wissen.
    Ein neugieriger Blick offenbarte, dass Scott anscheinend noch mehr an der Antwort interessiert war als seine Tante.
    Bevor Charlotte antwortete, tauschte sie einen Blick mit Hortensia, die immer blasser wurde. Auch Noah hörte etwas angespannt zu.
    «Das Anwesen unserer Familie liegt in der Stadt, aber wir haben die meiste Zeit auf dem Land gelebt, auf der Plantage unseres Vaters», erklärte Charlotte ausweichend.
    Überrascht wandte sich Mrs. O’Flanagan an ihren Sohn.
    «Ich wusste gar nicht, dass du einmal in New Orleans warst, Scott.»
    «Leider war ich das auch nie, Mama.»
    Scott wollte schon fortfahren, als er einen Blick von Hortensia auffing, der ihn inständig bat, Schweigen zu bewahren.
    «Ich habe die Damen bei einem gemeinsamen Freund kennengelernt», sagte er vage.
    «Bei Richard?», fragte seine Mutter.
    Scott nickte.
    Bei der Erwähnung dieses Namens fiel ein Schatten über Charlottes Gesicht.
    «Ein sympathischer junger Mann», erklärte Beatriz jetzt begeistert. «Vergangenen Sommer ist er mit seiner Frau hier zu Besuch gewesen. Ein wundervolles Paar. Sie waren auf ihrer Hochzeitsreise und so verliebt! Leider konnten sie nur ein paar Tage bleiben, und Scott war nicht in der Stadt, sie konnten sich also gar nicht sehen.»
    Das war zu viel. Bei diesen Worten war Charlottes Wunde wieder aufgebrochen.
    «Geht es Ihnen gut?», fragte Josephine neugierig. «Sie sind ganz blass geworden.»
    Am liebsten hätte Charlotte diese Frau am Hals gepackt und gewürgt. Aber sie lächelte freundlich. «Danke, mir geht es ausgezeichnet», log sie und hoffte, dass ihre Wut für etwas mehr Röte auf ihren Wangen sorgen würde.
    Einen Moment lang überlegte Scott, ob vielleicht Richards Hochzeit der Grund gewesen war, weshalb Hortensia und Charlotte Virginia verlassen hatten und in Boston lebten. Aber wieso war auch ihr Sklave bei ihnen? Hortensias flehentlicher Blick und Charlottes Bemühungen, einen der angesehensten Namen aus Virginia zu verbergen, legten die Vermutung nahe, dass etwas mehr hinter alldem steckte als enttäuschte Liebe.
    Charlotte spürte, wie Scott sie ansah. Er wirkte ernst.
    Zum Glück kamen die Dienstboten jetzt herein, räumten den Tisch ab und servierten jedem ein köstliches Stück Torte.
    Als sie wieder verschwunden waren, hatte Charlotte ihre gesunde Gesichtsfarbe wieder.
    «Ah, großartig!», rief Scott aus, als er die Torte probierte. Insgeheim musste Charlotte ihm ausnahmsweise beipflichten.
    «Wie gefällt Ihnen denn unsere Stadt?», fragte Beatriz O’Flanagan Hortensia.
    «Oh, sie ist wunderschön. Und es leben so viele Menschen hier.»
    «Nun, so groß ist die Stadt eigentlich nicht», erklärte Josephine, die nur darauf gewartet hatte, sich an der Unterhaltung zu beteiligen. «Aber im Süden gibt es wohl keine so großen Städte. Da Sie vom Land kommen, ist es nur natürlich, dass eine so große Stadt Sie erdrückt. Sie haben sicher sehr einsam gelebt …»
    «Oh nein, es gefällt mir hier», antwortete Hortensia. «Außerdem waren wir oft in der Stadt.» Sie vermied den Namen Richmond. «Und wir haben auch nicht einsam gelebt.»
    «Pardon, das habe ich vergessen. Sicher hatten Sie eine Menge … Sie wissen schon», sagte Josephine bösartig.
    Obwohl den ganzen Abend niemand gewagt hatte, das Wort auszusprechen, hatte Josephine es geschafft, alle darauf aufmerksam zu machen, dass diese Frauen andere Menschen ihr Eigentum nannten.
    Beschämt senkte Hortensia den Kopf und schwieg.
    Charlotte ließ den Löffel auf ihren Teller sinken und sah Josephine scharf an. Sie würde nicht zulassen, dass diese Frau ihnen Lektionen in Moral erteilte. Und schon gar nicht Hortensia.
    «Entschuldigen Sie, aber ich habe nicht gehört, was Sie gesagt haben. Eine Menge was?»
    Eine leichte Anspannung machte sich bemerkbar.
    «Ich denke nicht, dass ich es aussprechen muss, Miss Lacroix», sagte Josephine mit einem

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