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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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grüne Augen. Der Anteil schwarzen Blutes in ihren Adern war nur gering, aber im Süden genügte das, um sie zu einer Sklavin zu machen.» Nach einer kurzen Pause sprach Hortensia weiter. «Mein Vater hat sie vergewaltigt. Wer weiß, warum. Vielleicht weil er sie attraktiv fand oder weil es ihn kränkte, dass sie so weiß war.»
    Hortensia sah Brian an. Reglos wartete er darauf, dass sie ihre Geschichte zu Ende erzählte.
    «Mein Vater hat diese Sklavin nicht wieder angerührt, aber es war schon zu spät. Molly war schwanger. Und wie das unergründliche Schicksal es wollte, waren Herrin und Sklavin zur gleichen Zeit schwanger und bekamen sogar in derselben Nacht, im selben Raum ihre Kinder. Die Sklavin hatte eine schwere Geburt und starb, nachdem sie ihr Kind zur Welt gebracht hatte.»
    «Noah?»
    «Nein, Brian. Sie hat ein Mädchen bekommen. Ein Mädchen mit weißer Haut.»
    Jetzt fiel Brian Charlottes Gesicht ein, ihre grünen Augen und der aufrührerische Charakter.
    «Also Charlotte …»
    «Nein. Es ist nicht Charlotte. Ich bin das Kind mit der weißen Haut. Ich bin die Tochter der Sklavin.»
    Jetzt war es gesagt. Es gab kein Zurück mehr. Hortensia hatte ihre größte Angst besiegt.
    «Jetzt kennst du die Wahrheit. Deshalb habe ich dein Angebot nicht angenommen. Ich will dich nicht anlügen. Und auch wenn meine Haut und meine Erziehung das Gegenteil behaupten, ich kann dir die Wahrheit nicht verheimlichen. Ich bin eine Schwarze, Brian. Ihr ganzes Leben lang hat Katherine versucht, es vor unserem Vater geheim zu halten. Aber er hat es entdeckt. Deshalb mussten wir fliehen. Früher oder später hättest du es doch erfahren.»
    Hortensia wartete ein paar Sekunden. Brian brachte kein Wort heraus.
    «Ich verstehe», sagte Hortensia und erhob sich. «Adieu, Brian.»
    ***
    Zu Hause rannte Charlotte hin und her wie ein Tiger im Käfig. Noah spürte, dass etwas nicht stimmte. Hortensia war schon früh weggefahren und noch nicht zurück. Aber Noah fragte nicht. Er hatte gelernt, die Privatsphäre seiner Schwestern zu respektieren.
    «Endlich!», rief Charlotte aus, als Hortensia die Tür öffnete. «Wenn du nur eine Sekunde später gekommen wärst, hätte ich nach dir gesucht.»
    Langsam schloss Hortensia die Tür und nahm den Hut ab.
    «Hast du es ihm gesagt?», fragte Charlotte, die Hortensias Bedachtsamkeit noch in den Wahnsinn trieb.
    Hortensia nickte. Sie wirkte sehr ruhig.
    «Und was hat er gesagt?»
    «Nichts.»
    «Was soll das heißen, nichts?»
    «Genau das. Er hat nichts gesagt. Brian hat geschwiegen. Er hat mich nicht einmal angesehen, als ich gegangen bin.»
    «Es tut mir so leid, Hortensia.» Charlotte umarmte sie. «Mach dir keine Sorgen. Du wirst einen Mann finden, der dich liebt. Und ich werde dich niemals verlassen.»
    «Ich weiß, Schwesterchen. Aber ich fürchte, niemand wird mich je lieben.»
    «Sag das nicht.»
    «Es stimmt doch. Wir wissen es beide.» Gerne hätte Charlotte etwas dagegen gesagt, aber im Grunde fürchtete sie, dass ihre Schwester recht hatte.
    Noah hatte genug gehört, um zu verstehen, was geschehen war.
    «Es tut mir leid, Hortensia», sagte Noah. «Ich hätte ihn für couragierter gehalten.»
    «Gib nicht ihm die Schuld. Die Dinge sind eben, wie sie sind.»
    Kaum hatte sie den Satz beendet, als heftig an die Tür gehämmert wurde. Charlotte lief zum Fenster und sah hinaus.
    «Es ist Brian!»
    «Ich will ihn nicht sehen.»
    Es klopfte wieder, und jetzt hörte man auch Brians Stimme. «Hortensia! Bitte mach auf! Ich muss mit dir sprechen!», rief er.
    Hortensia wurde unruhig. Wenn Brian weiter so schrie, würde er noch die ganze Nachbarschaft auf sich aufmerksam machen.
    Noah öffnete die Tür einen Spalt.
    «Ich muss mit ihr sprechen», sagte Brian zu ihm.
    «Es tut mir leid, Brian. Wirklich. Aber sie will dich nicht sehen», sagte Noah entschieden.
    «Bitte! Ich muss mit ihr sprechen.»
    Noah bewegte sich nicht vom Fleck. Sosehr er Brian auch schätzte, er würde seine Schwester beschützen.
    «Bitte», flehte er, und jetzt erklang Hortensias Stimme aus dem Salon. «Es ist gut», gab sie nach. «Lass ihn herein.»
    Sofort stürzte Brian ins Haus. Er wirkte verzweifelt. Schnell stellte Noah sich neben seine Schwester.
    «Bitte, ich muss mit dir sprechen», bat Brian.
    «Es gibt nichts mehr zu sagen, Brian», sagte Hortensia ruhig. «Warum sollen wir uns noch mehr Schmerzen zufügen?»
    «Du verstehst nicht! Ich liebe dich, Hortensia! Ich liebe dich mehr als je zuvor. Ich bitte dich

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