Fesseln des Schicksals (German Edition)
seinen Antrag angenommen hat.»
«Das wusste ich nicht», sagte sie und fühlte sich angesichts Scotts kühler Reaktion wie eine Idiotin. «Ich dachte einfach, du würdest es gern wissen wollen.»
Charlotte sah Scott an. Irgendetwas war anders an ihm. Fast bedauerte sie, nicht auf ihre Schwester gehört zu haben.
«Es tut mir leid, wenn ich dich belästigt habe. Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich für sie gefreut habe und dass du dich geirrt hast, als du meintest, ich würde sie nicht gehen lassen.»
Charlotte machte eine kurze Pause, bevor sie weitersprach.
«Ich dachte, du würdest dich freuen. Aber ich habe mich wohl geirrt.»
Charlotte drehte sich um und wollte die Wohnung verlassen, als Scott sie am Arm festhielt.
«Bitte geh nicht.» Als Charlotte sich wieder zu ihm umwandte, fiel ihr Blick unweigerlich auf Scotts Hand, die sich um ihr Handgelenk schloss.
«Oh mein Gott!», rief sie und konnte den Blick nicht von der verbrannten Haut wenden. «Deshalb trägst du die Handschuhe? Ich … es tut mir leid. Ich wusste das nicht.»
Rasch zog er unter einem Haufen Papiere einen Handschuh hervor, streifte ihn über und suchte hastig den zweiten. Da ergriff Charlotte die Hand, die er noch nicht wieder bedeckt hatte.
«Tu das nicht.»
Er hielt inne.
«Stört es dich nicht?»
«Wie könnte es mich stören?»
Scott lächelte sie an.
Vorsichtig drehte Charlotte die Hand um und berührte zärtlich die Narben. Die Handfläche sah noch schlimmer aus als der Handrücken. Mit Schaudern dachte sie an die Schmerzen, die Scott hatte ertragen müssen.
«Es muss furchtbar wehgetan haben», sagte sie und strich mit ihrem Finger über die zerstörte Haut.
«Ein wenig.»
Er sah sie an. Sie standen so nah beieinander, dass Charlotte seinen Atem spüren konnte. Sein Blick sagte so viel. Charlotte bekam plötzlich Angst. Sie versuchte, einen Schritt zurückzugehen, aber es war zu spät. Scott hatte die Arme um sie gelegt und zog sie sanft an sich. Charlottes Kopf sagte ihr, dass sie sich losmachen müsste, aber ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen. Er beugte sich zu ihr hinunter, und sie konnte nicht anders, als immer tiefer in seine dunklen Augen zu blicken.
Als Scott sie küsste, spürte sie, wie ihr ganzer Körper bebte. Dieser heftige und leidenschaftliche Kuss, ganz anders als jener erste Kuss von Richard, weckte etwas in ihr, das sie lange tot geglaubt hatte. Sie musste etwas tun, bevor es zu spät wäre. Als er seine Lippen von den ihren löste, kam es ihr so vor, als würden ihre Beine ihr den Dienst versagen.
«Das hättest du nicht tun dürfen», warf sie ihm vor und machte sich brüsk von ihm los. Sie wusste, dass sie diesem Blick nicht noch einmal widerstehen könnte.
Scott sah sie an und ließ seine Arme sinken.
«Aber warum nicht, Charlotte? Ich liebe dich.»
«Nein, Scott. Bitte hör auf damit.»
Scott streichelte ihr Gesicht und sah ihr in die Augen.
«Aber es ist die Wahrheit. Und du liebst mich auch.»
Sein tiefer Blick ließ ihr das Herz in der Brust zerspringen. Noch immer spürte sie die Wärme seiner Lippen und erzitterte.
«Du irrst dich, Scott. Ich werde nie jemanden lieben. Ich habe es dir gesagt! Warum hörst du nicht auf mich», schimpfte sie und trat von ihm zurück. «Warum machst du kaputt, was wir haben? Warum können wir nicht weitermachen wie bisher?», flehte sie ihn an. «Warum können wir nicht Freunde sein?»
«Weil ich mehr von dir will, Charlotte», gestand er. «Ich brauche mehr. Aber du hast es die ganze Zeit nicht bemerkt. Du wolltest es nicht sehen.»
«Du hättest mich nicht küssen dürfen», sagte sie wieder.
Aber Scott schüttelte nur den Kopf.
«Sag mir, warum. Warum kannst du mich nicht lieben?»
«Ich habe es dir schon gesagt. Ich werde mich nicht mehr verlieben.»
«Das stimmt nicht, Charlotte. Ich weiß, dass du mich liebst. Du bist voller … Leidenschaft. Ich habe so viel davon in meinen Armen gespürt.»
«Hör sofort auf», schrie sie und kehrte ihm den Rücken zu.
«Es ist wegen Richard, nicht wahr?»
Charlotte spürte, wie ihr Herz sich zusammenzog.
«Ich dachte, das wäre vorbei. Ich dachte, du hättest ihn vergessen. Aber langsam verstehe ich, dass du das nie tun wirst.»
«Du weißt überhaupt nichts, Scott!»
«Du irrst dich, Charlotte. Ich weiß, dass du ihn geliebt hast und dass er dich geliebt hat. Aber manchmal genügt das eben nicht.»
«Warum sagst du das?»
«Vergiss es. Es ist nicht mehr wichtig.»
Charlotte horchte auf.
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