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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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Richard.»
    «Ich … du verstehst nicht. Ich habe es gewusst», gestand er gequält. «Mein Onkel hat es mir gesagt. Doktor Steward. Er war dabei, als deine Mutter dich zur Welt brachte. Ich weiß, dass sie eine Sklavin war. Dass sie bei der Geburt gestorben ist und dass dein Vater beide Mädchen anerkennen musste.»
    Noah warf Charlotte einen Blick zu, aber sie blieb unbeweglich.
    «Das ist nicht mehr wichtig», sagte sie und bemerkte betrübt, wie Richards Körper von Krämpfen geschüttelt wurde. «Quäle dich nicht so. Ich weiß, dass du Camille geheiratet hast, um mich zu schützen.»
    «Du weißt es?»
    «Scott hat es mir erzählt. Aber jetzt bist nur du wichtig. Du musst wieder gesund werden.»
    Richard schüttelte den Kopf.
    «Doch. Es ist wichtig. Ich hätte nicht auf die Erpressung meines Onkels eingehen dürfen. Ich hätte dich heiraten müssen», stöhnte er atemlos. «Ich vermisse dich so sehr …»
    Die Anstrengung hatte Richard seine letzten Kraftreserven gekostet.
    «Quäle dich nicht mehr.» Charlotte gab Richard einen Kuss auf die glühende Wange. «Ruh dich aus. Schlaf. Alles wird gut.»
    «Charlotte … ich liebe dich.»
    Richard schloss die Augen.
    Noah kam näher und fühlte seinen Puls. «Er schläft.»
    Ein letztes Mal betrachtete sie Richard. Er wirkte so gequält. Sein Schlaf war unruhig. Auch er war ein Opfer gewesen. Bei dem Gedanken spürte Charlotte eine Welle von Zuneigung in sich aufsteigen. Er liebte sie. Er hatte sie immer geliebt.
    «Er wusste es also?», fragte Noah, der langsam anfing zu verstehen, was geschehen war.
    Charlotte drehte sich zu ihrem Bruder um und nickte. «Er glaubte es zu wissen.»
    «Und du hast ihn die ganze Zeit in dem Glauben gelassen, dass du Mollys Tochter bist?»
    «Als ich erfuhr, was geschehen war, war es längst zu spät. Er hatte Camille schon geheiratet. Er hat sich geopfert, um mich zu retten, Noah.»
    «Dann sag es ihm jetzt.»
    «Wozu sollte das gut sein? Er ist ein verheirateter Mann. Die Wahrheit würde seinen Kummer noch verschlimmern. Schließlich konnte er mich nicht beschützen, weil die Gefahr gar nicht von seinem Onkel ausging, sondern von unserem Vater. Ich kann ihm doch nicht sagen, dass sein Opfer umsonst war. So hat er wenigstens einen Trost.»
    Noah war ein pragmatisch denkender Mann. Charlotte hatte recht. Es hatte wenig Sinn, in der Vergangenheit herumzuwühlen, wenn man die Zukunft nicht mehr ändern konnte.
    «Was sollen wir tun?»
    Instinktiv legte Charlotte die Hand auf ihre Tasche.
    «Ich weiß jemanden, der uns helfen wird.»
    ***
    Nachdem Charlotte Hortensia eine Nachricht geschickt hatte, in der sie ihr mitteilte, dass es Noah gutging und sie selbst bald zurückkommen würde, verabschiedete sie sich von ihrem Bruder und brach nach Washington auf. Genau wie auf dem Hinweg kam sie nur langsam voran. Die Landstraßen waren in schlechtem Zustand, und es war nicht einfach, eine Transportmöglichkeit zu bekommen. In der Stadt angekommen, nahm sie sich ein Zimmer bei einer alten Witwe. Sie badete und zog sich langsam an. Schließlich ließ sie eine Kutsche kommen und übergab dem Kutscher die Adresse, die Hortensia aufgeschrieben hatte.
    «Wir sind am Ziel», rief der Kutscher und blieb vor einem Gebäude mit abblätternder Farbe stehen.
    Plötzlich sank Charlotte das Herz, und sie blieb kraftlos sitzen.
    «Geht es Ihnen gut, Miss?», fragte der Kutscher.
    «Bitte?», antwortete Charlotte wie abwesend.
    «Ob es Ihnen gutgeht? Sie sind ganz blass geworden.»
    «Es ist nichts, danke», gab Charlotte zurück und kramte ein paar Münzen aus ihrer Tasche.
    Der Mann bedankte sich und öffnete die Wagentür. Charlotte stieg aus und ging zur Tür des Gebäudes. Am liebsten wäre sie noch länger dort stehen geblieben, um ein wenig nachzudenken, aber der Kutscher wartete noch, anscheinend um ihren Zustand besorgt. Erst als sie die Schwelle übertreten hatte, hörte sie, wie die Pferde sich wieder in Bewegung setzten. Einen Moment lang lehnte sie sich im Hausflur an die Wand und atmete tief durch. Dann machte sie sich daran, die Treppen hinaufzusteigen.
    Als sie vor Scotts Wohnungstür stand, hielt Charlotte den Atem an. Vielleicht war er ja gar nicht zu Hause. Sie wäre die Treppe gern direkt wieder hinuntergerannt. Aber sie war nie feige gewesen und erst recht nicht jetzt, wo Richards Leben in ihren Händen lag.
    Noch einmal atmete sie tief ein. Dann klopfte sie.
    Als sie das Knarren der Dielen auf der anderen Seite der Tür hörte, fing

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