Fesseln des Schicksals (German Edition)
auf.
«Ich muss Leutnant Klaus Fritz sprechen.»
Die beiden Männer warfen sich einen Blick zu. Dann fesselten sie ihm die Hände und führten ihn in den Wald.
Etwa eine Stunde später waren sie in ihrem Lager angekommen und banden Scott an einen Baum.
Klaus hatte sich in seinem Zelt ausgestreckt, als zwei Soldaten vor dem Eingang auftauchten und salutierten.
«Verzeihen Sie, Sir», sagte der eine. «Aber wir haben einen Gefangenen gemacht.»
«Einen Gefangenen?»
«Einen Yankee, Sir. Er sieht wie ein Zivilist aus, zumindest ist er nicht bewaffnet.»
Klaus richtete sich verärgert auf. Er würde nachsehen müssen, um wen es sich handelte.
«Er hat nach Ihnen gefragt, Sir.»
«Nach mir?»
«Ja, Sir», antworteten die Männer wie aus einem Munde.
Klaus stand von seinem Feldbett auf und zog die Stiefel über ein Paar Strümpfe, das dringend geflickt werden musste. Er suchte nach seiner Jacke, überprüfte, ob seine Pistolen geladen waren, und setzte den Hut auf.
«Bringen Sie mich zu ihm.»
Die Soldaten eskortierten ihren Kommandanten zu dem Ort, wo sie den Gefangenen gefesselt hatten. Als Klaus Scott erkannte, konnte er seine Überraschung nicht verbergen.
«Binden Sie ihn los!», befahl er sofort den beiden Soldaten. «Ich hoffe, er ist unversehrt», fügte er drohend hinzu.
«Zu Befehl, Sir», antwortete einer der beiden nervös, während er mit einem Messer Scotts Fesseln durchtrennte. «Wir haben ihn nur gefesselt, damit er nicht abhaut.»
«Komm schon her!», rief Klaus grinsend und breitete seine Arme aus. Scott rieb sich die Handgelenke und ließ sich von Klaus umarmen.
«Du bist unglaublich! Ich hätte niemals erraten, wer das sein könnte. Allerdings, wenn man ernsthaft darüber nachdenkt», sagte Klaus, «wer sonst wäre so verrückt, unbewaffnet die feindlichen Linien zu durchqueren.»
«Was soll ich sagen, Klaus. Du weißt ja, dass ich für Waffen nicht viel übrighabe.»
Klaus lachte vergnügt.
«Komm. Wir setzen uns ans Feuer. Und Sie können auf Ihren Wachtposten zurückkehren.»
Die Soldaten gehorchten sofort und waren schon wieder im Wald verschwunden, als die beiden Freunde sich auf ein paar Steine um ein Lagerfeuer setzten.
«Wie ich sehe, kommandierst du die Leute immer noch gern herum, Leutnant.»
«Oberst», verbesserte Klaus ihn und zeigte auf die Streifen auf seiner Uniformjacke. «Willst du einen Schluck?», fragte er und bot ihm einen Flachmann an, den er aus seiner Innentasche zog.
Dankend nahm Scott das Angebot an. Als ihm die Flüssigkeit die Kehle hinunterlief, hatte er das Gefühl, er hätte Feuer verschluckt.
«Mein Gott», hustete er und spuckte aus, während ihm die Tränen in die Augen traten. Sofort gab er Klaus die Flasche zurück. «Woraus zum Teufel macht ihr dieses Gebräu?»
«Das sage ich dir lieber nicht», lachte Klaus und nahm gelassen einen Schluck.
Da die Konföderation kaum Kriegsschiffe hatte, war sie gezwungen gewesen, viele der Marineoffiziere an der Landfront einzusetzen. Prüfend betrachtete Scott seinen Freund. Er war sorgfältig rasiert und gekämmt, aber man sah ihm an, dass er abgenommen hatte, und seine Uniform war zerschlissen. Als er sich umblickte, stellte Scott fest, dass die meisten Zelte kaputt waren. Einige der Pferde waren so mager, dass man ihre Rippen sehen konnte, und auch die Männer wirkten müde und erschöpft.
«Wir werden nicht mehr lange durchhalten», sagte Klaus, der Scotts Gedanken erriet.
«Das tut mir leid.»
«Mir nicht. Dieser absurde Krieg muss endlich vorbei sein. Das verstehe ich jetzt. Wir können ihn nicht gewinnen. Ohne Munition und Essen sind die Baumwollfelder und der Kampfgeist der Leute nichts wert. Ich sage dir etwas», gestand er, «diesen Monat habe ich fünfzehn Männer durch das Fieber verloren. Nur weil wir keine Decken haben. Wenn es nicht bald zum Kampf kommt, sind keine Soldaten mehr übrig, die noch kämpfen könnten. Einen weiteren Winter überstehen wir nicht.»
Scott schwieg. Er hatte immer gewusst, dass der Süden den Krieg nicht gewinnen konnte. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Auch wenn der Süden große Generäle hatte und die Männer von der Sache überzeugt waren, so fehlte es ihm doch an der notwendigen Industrie. Im Süden wurde nichts von dem produziert, was man für einen langen Feldzug brauchte. Die Fabriken standen im Norden, und der Strom der Einwanderer, die aus Europa kamen, um in diesen Fabriken zu arbeiten, würde für eine lange Zeit nicht abreißen.
«Ich
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