Fesselnde Entscheidung (German Edition)
hatte es gewollt. Sie hatte sich ihm freiwillig voll und ganz hingegeben. Aber wie konnte das sein?
»Ich verstehe das nicht«, wiederholte sie kopfschüttelnd, » ich kann doch nicht mit dir ...«
»Die letzten Tage waren ziemlich scheiße. Wir haben ein bisschen Stress abgebaut.«
Ein zaghaftes Lächeln huschte über Elisas Gesicht. Sie drehte sich von der Seite auf den Bauch, stütze dabei ihren Oberkörper auf ihren Ellenbogen ab und bettete ihr Kinn auf ihren gefalteten Händen. Dabei schlang sie den Schlafsack eng um sich. Sie schaute nach unten und zählte die Löcher im grauen Laken. Im Blickwinkel sah sie, dass er nackt neben ihr lag. Sofort bereute sie, den Schlafsack so weit mit sich gezogen zu haben, weil sie ihn dadurch entblößt hatte. Sie konnte ihn partout nicht ansehen, schaute stur auf das Laken. Was für eine absurde Situation, dachte sie. Vollkommen verrückt!
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte sie nach einer Weile.
»Ich weiß, dass du früher oder später gehen wirst. Aber so lange du aber da bist, will ich die Zeit mit dir genießen.«
Dieser Satz schaffte es auf direktem Wege in ihr Herz. Warum wusste sie nicht. Ohne zu überlegen, drehte sie ihren Kopf zu ihm und blickte in seine schönen blauen Augen, vor denen sie vor Kurzem noch so viel Angst gehabt hatte. Seine braunen Haare waren zerzaust, er lag auf der Seite und grinste sie an. Sie entdeckte auf seinem linken Oberarm ein herzförmiges Muttermal. Spontan dachte sie, dass sie ihn daran immer wieder erkennen würde. Die Kratzspuren von ihrem Kampf auf dem Elbwanderweg waren immer noch auf seinen Armen zu sehen. Sie musste schluckte. Wie konnte das alles sein? Was war auf einmal mit ihnen beiden passiert?
Ihr Blick glitt an ihm hinab. Sein schlanker Körper war sportlich modelliert. Sie betrachtete nachdenklich seine Hände, sah die langsam heilenden Wunden, die er sich im Zorn zugezogen hatte.
»Darf ich mit unter deinen Schlafsack?«
Elisa war sprachlos. Diese Frage konnte er unmöglich ernst meinen. Erstens war das nicht
ihr
Schlafsack und zweitens, was bildete er sich nur ein? Dass sie da weiter machen würden, womit sie letzte Nacht niemals hätten anfangen dürfen?
Entgeistert schüttelte sie mit dem Kopf und beobachtete, wie er unter das Bett griff, sich – scheinbar enttäuscht – seine Boxershorts anzog und sich dann an das Kopfende des Bettes lehnte.
Auf einmal wurde Elisa wütend. Richtig wütend. Auf ihn, auf sich, auf die ganze verfahrene Situation. So weit hätte es niemals können dürfen.
Müssen!
Wäre sie nur nie zurückgegangen! Sie muss wahnsinnig gewesen sein, ging ihr jetzt durch den Kopf.
Elisa blickte um sich und wusste nicht wohin mit ihrer Wut, die immer mehr Besitz von ihr ergriff.
Irgendwie gelangte die Pistole in ihre Hand. Am roten Punkt, der ein weißes ´F` umrandete, sah sie auf Anhieb, dass sie entsichert war. Elisa richtete sich auf, zog den Schlafsack noch enger um sich und hielt ihm die Waffe direkt an die Schläfe. Er sah sie überrascht mit offenem Mund an.
»Wie fühlt sich das an?«, fragte sie mit einer eiskalten Stimme, die ihr selbst fremd vorkam.
Es wäre für ihn wahrscheinlich ein Leichtes gewesen, ihr mit einer schnellen Handbewegung die Waffe einfach aus der Hand zu nehmen. Aber er tat es nicht. Senkte stattdessen den Blick auf das graue, durchlöcherte Laken zwischen ihnen und schwieg.
»Wie fühlt sich das an?«, fragte sie erneut, nur diesmal überschlug sich ihre Stimme. Ihre Hände begannen unkontrolliert zu zittern und ihre Lippen bebten, als sie sagte: »Hast du Angst?«
Er zögerte kurz und sagte dann: »Ich weiß, ich sollte
ja
sagen, aber …«
»Weil du glaubst, dass ich dich nicht erschießen kann?« Tränen stiegen in ihr auf. Tränen der Verzweiflung. Sie schluckte sie hinunter.
Langsam drehte er den Kopf in ihre Richtung und sah ihr direkt in die Augen.
»Weil ich glaube, dass du mich nicht erschießen willst.«
In Zeitlupe ließ Elisa ihre Hand mit der Waffe wieder sinken, Tränen rollten ihr über die Wangen. Sie betrachtete die Pistole in ihren Händen, schob dann langsam den Riegel zurück, um sie zu sichern, und legte sie bedächtig wieder auf den Nachttisch.
Aber ihre ungeheure Wut war unverändert da, hatte sich eher noch gesteigert und suchte verzweifelt nach einem Ventil – und fand es schließlich: All ihren Zorn, all ihre Kraft hatten sich in ihrer flachen Hand versammelt und entluden sich mit voller Wucht knallend auf seiner linken
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