Fesselnde Entscheidung (German Edition)
sah, wie er geschäftig an seinem Schreibtisch seiner Arbeit nachging.
»Hallo, Herr Dr. Schulte«, begrüßte ihn Löser, als wenn nichts wäre, »mit Ihnen habe ich ja noch gar nicht gerechnet. Schön, dass Sie da sind!«
»Löser, ein Frage habe ich noch. Die Polizeibeamten haben mir gar nichts davon erzählt. Also weder, dass sie bereits seit gestern Vormittag involviert sind, noch von der Spur mit dem Autokennzeichen. Wissen Sie, weshalb nicht?«, kam Schulte ohne Umweg gleich zur Sache.
Löser kratzte sich nervös an der Nase, als wisse er nicht recht, was er sagen solle.
»Ja, Herr Dr. Schulte«, sagte er zögernd, »ich habe ihnen gesagt, dass Ihr Gesundheitszustand keine Aufregung zulässt. … Und schließlich will Ihnen niemand falsche Hoffnungen machen. Das ist eine kleine Spur. Ich weiß wirklich nicht, ob das überhaupt der Entführer war oder nicht. Und selbst wenn…«, Löser beendete den Satz nicht.
»Wenn die Spur richtig war, weiß ich gar nicht, wie sehr ich Ihnen jemals dafür danken kann. Ohne Sie hätten wir nichts, absolut nichts, weil ich alles verbockt habe.«
Löser bekam wieder seine hässlichen Stressflecken am Hals.
»Ich wollte und will immer nur das Beste – für die Firma … und für Sie natürlich, wissen Sie? Bitte machen Sie sich aber keine zu großen Hoffnungen«, wiederholte er warnend seine Worte, »Elisa wurde Montag entführt – heute haben wir Freitag.«
Diese Worte wollte Schulte nicht hören. Er drehte sich um und verließ niedergeschlagen ohne ein weiteres Wort Lösers Büro. Frau Seibel erblickte ihn und erkundigte sich nach seinem Gesundheitszustand. Er winkte nur ab, wollte nicht, dass sie seine Tränen in den Augen sah und verschwand schnell in seinem Büro.
In Gedanken stellte er sich seine kleine Elisa mit vier oder fünf Jahren vor. Sie hatte sich beim Spielen das Knie aufgeschlagen, und er hatte sie getröstet. Sie war so ein süßes Kind gewesen. Wo war die Zeit nur geblieben, fragte er sich gedankenverloren. Er blickte aus dem Fenster und sagte leise: »Wo bist du nur, Elli?«
Dann kam ihm der Einfall, dass er sich noch mal beim Leiter der Ermittlungen, einem gewissen Norbert Kattl, über den aktuellen Stand erkundigen könne. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, zog die Visitenkarte aus seiner Sakkotasche und hielt statt der gesuchten auf einmal die von Oskar in der Hand. Wütend zerriss er sie und warf sie auf den Boden. Sein Herz donnerte mahnend in seiner Brust. Er erinnerte sich an die warnenden Worte des Chefarztes und versuchte sich zu beruhigen.
Schließlich hielt er die richtige Visitenkarte in der Hand und wählte die Nummer. Statt Herrn Kattl meldete sich sein Vertreter, ein gewisser Herr Baldin. Er erzählte Schulte von einer heißen Spur, einem möglichen Tatverdächtigen, dessen Namen und Adresse zwischenzeitlich bekannt war. Ein Kurierfahrer. Sie waren auf der Suche im weiteren Umfeld und waren sogar mit Wärmebildkameras unterwegs. Schultes Herz machte einen hoffnungsvollen Sprung.
28. Kapitel - Freitag, 12.09.
Als Elisa am nächsten Morgen langsam die Augen aufschlug, musste sie sich erst mal orientieren. Sie hatte das Gefühl, von einem lauten Geräusch – es klang fast wie ein Hubschrauber – geweckt worden zu sein, konnte jetzt aber nichts mehr davon hören. Wahrscheinlich war es ihr Kopf, der brummte, schlussfolgerte sie müde.
Das Erste was sie sah, war die Pistole direkt vor ihren Augen auf dem Nachttisch. Schlagartig fiel ihr die letzte Nacht ein. Hatte sie alles geträumt, oder war es wirklich passiert? Elisa konnte es nicht fassen! Sie lag auf der rechten Seite in seinen Armen, ihre Beine waren ineinander verschlungen, seine linke Hand ruhte auf ihrem nackten Busen.
Das konnte nicht sein! Wie hatte sie nur mit ihm …?
Gerade als sie sich aus seiner Umarmung lösen wollte, erwachte er und streckte sich. Er strich über ihre Schulter, und sie wich ein Stück von ihm weg.
»Alles okay?«, erkundigte er sich.
Sie antwortete nicht.
»Was ist los? Bereust du es?«
»Was heißt bereuen?«, zickte sie ihn an, »ich verstehe es nicht. … Wie konnte das passieren? Wie konnte ich mit dir …«
Sie starrte die braun-beige abblätternde Tapete mit den grafischen Blumen an. Unter allen Umständen wollte sie vermeiden ihn anzusehen.
»Wie waren beide betrunken und ich hoffe, dass ich dich nicht überrumpelt habe.«
Nur zu gern hätte sie ihm die Schuld gegeben. Aber sie wusste, dass das eine Lüge gewesen wäre. Sie
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