Fesselnde Entscheidung (German Edition)
konnte, fühlte sie sich gut. Sie schlüpfte in seinen Jogginganzug und verschwand im Bad.
*
Es ging alles unglaublich schnell. Von einer Sekunde zu anderen fielen Fensterschreiben klirrend zu Boden, unmittelbar danach folgten ein unglaublich lauter Knall und ein greller, sehr heller Lichtblitz. Elisa war kurzzeitig vollkommen orientierungslos, völlig verwirrt fand sie sich auf dem Badezimmerboden wieder.
Nachdem sich ihr Sehvermögen wieder gebessert hatte, sah sie schwarz gekleidete Menschen mit Helmen, Masken, ballistischen Westen, Knie- und Ellenbogenschützern, Handschuhen und schweren Stiefeln wild hin und her laufen. Das einzige, was sie ununterbrochen hörte, war ein lautes Rauschen auf den Ohren.
Schließlich half ihr ein SEK-Mitglied auf, packte sie am Arm und zog sie aus dem Badezimmer. Im Flur sah sie ihn flach auf dem Bauch liegen. Seine Hände waren ihm auf dem Rücken mit Kabelbindern gefesselt. Ein SEK-Beamter hatte seinen Stiefel auf seinem Kopf abgestellt, er schaute sie aus weit aufgerissenen Augen an. Sie wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus. Ihre Gefühle waren taub. Empfand sie Genugtuung oder Mitleid? Sie wusste es nicht.
Irgendwie war sie in einem Krankenwagen gelandet. Ein Sanitäter sagte etwas zu ihr. Elisa verstand ihn nicht und starrte ihn verständnislos an. Sie hörte nur das laute Rauschen, als würde ein Föhn direkt an ihre Ohren gehalten werden.
Durch die offene Krankenwagentür sah sie, wie er grob aus dem Haus abgeführt und in einen Polizei-Sprinter geladen wurde. Sie betrachtete die Szenerie wie ein Zuschauer von den oberen Rängen, teilnahmslos gebannt, von dem was geschah.
29. Kapitel
Auf dem Weg ins Krankenhaus kehrte Elisas Hörvermögen langsam zurück – das Rauschen wich einem penetranten Pfeifton. Allmählich realisierte sie, was passiert war.
„Bald können Sie wieder besser hören. Das sind die Nebenwirkungen der Blendgranaten. Haben Sie Schmerzen, tut Ihnen etwas weh?“, fragte sie der Sanitäter im Krankenwagen.
Elias schüttelte leicht den Kopf. Sie blickte auf die Braunüle in ihrer Hand, sah die Kochsalzlösung am Tropf und schlussfolgerte, dass es wohl ihrer Kreislaufstabilisierung dienen sollte.
„Wo bringen Sie mich hin?“, fragte sie nach einer Weile völlig verstört.
„Sie kommen jetzt in das städtische Krankenhaus, werden dort untersucht und es wird entschieden, ob sie vernehmungsfähig sind oder nicht.“
Elisa wollte das alles nicht. Sie sehnte sich nach ihrem zu Hause, wollte sich in ihrem Bett verkriechen und nichts mehr hören oder sehen müssen, einfach einschlafen und vielleicht nie mehr aufwachen müssen.
Als sie im Krankenhaus angekommen waren, wurde Elisa sofort in ein Behandlungszimmer gebracht. Schon der Anblick des gynäkologischen Untersuchungsstuhls löste Unbehagen in ihr aus. Sie saß vor einem großen überladenen weißen Schreibtisch und wartete. Nach ein paar Minuten wurde die Tür ruckartig aufgerissen und ein grauhaariger Mann, mit einer runden Brille und einer großen Nase stellte sich ihr als Dr. Bremer vor. Er nahm ihr gegenüber Platz und suchte nach einer Patientenakte, wahrscheinlich nach ihrer, die eiligst angelegt worden war.
„Frau … äh“, er blickte auf die Unterlagen vor sich, „Frau Schulte, wie geht es Ihnen?“
„Ich weiß nicht, ich bin …“, sie stockte.
„Wahrscheinlich befinden Sie sich in einem Schockzustand“, unterbrach er ihre Gedanken, „das ist nach solchen dramatischen Erlebnissen, wie sie Ihnen widerfahren sind, ganz normal und geben keinen Anlass zur Beunruhigung.“
Dr. Bremer erhob sich und zeigte in Richtung eines weißen Paravents, der vor einem verdunkelten Fenster stand.
„Wenn Sie sich da bitte frei machen würden, ich will Sie dann untersuchen.“
Er ging zum Untersuchungsstuhl und zwängte seine Hände in enge Vinyl-Handschuhe.
Elisa rührte sich nicht vom Fleck.
„Frau … äh“, Dr. Bremer ging irritiert zurück zu seinem Schreibtisch und schaute auf die Akte, „Frau Schulte, … bitte, … ich muss Sie untersuchen.“
Elisa fragte sich kopfschüttelnd, wie man bei einem traumatisierten Entführungsopfer, was mit hoher Wahrscheinlichkeit auch vergewaltigt worden war, von einem Mann eine gynäkologische Untersuchung durchführen lassen konnte?
„Ich werde mich nicht untersuchen lassen und von Ihnen schon gar nicht“, sagte sie leise aber bestimmt.
„Ach, so eine sind Sie“, nuschelte er, „… darum geht es Ihnen“, verbesserte er
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