Fesselnde Entscheidung (German Edition)
draußen gehen. Du isst hier schön weiter, ja?“, sagte sie mit einer dünnen Stimme und richtete den Blick auf ihn.
„Warum habt ihr denn keinen Hunger?“, fragte Amelie mit vollem Mund.
„Wir essen später“, sagte sie zu Amelie und zu ihm, „kommst du?“
Sie gingen auf die Terrasse. Von dort konnten sie in die Küche blicken und sehen, wie Amelie mit dem Rücken zu ihnen brav ihre Spaghetti aß.
Elisa lehnte sich gegen einen Windschutz aus weißen Holzelementen und schloss ihre Arme eng um sich. Er blieb in der Nähe der geschlossenen Terrassentür mit verschränkten Armen stehen und schaute sie vorwurfsvoll an. Elisa sah an seinen Kieferknochen, wie es in ihm arbeitete.
„Es tut mir unendlich leid und ich weiß, dass du mir das nie verzeihen wirst“, begann sie, bemüht, die Fassung zu wahren.
Er schüttelte entgeistert den Kopf, fuhr sich durch die Haare und war nicht in der Lage, irgendetwas zu sagen.
„Es weiß niemand. … Ich konnte es nicht fassen, als ich sie nach ihrer Geburt auf meinen Armen hielt. Was sollte ich machen?“
„Du hättest es mir sagen müssen! Du hattest tausend Gelegenheiten!“, fuhr er sie an.
„Das wollte ich ja auch. Oder was hast du gedacht, weshalb ich den Kontakt zu dir aufgenommen habe, als du damals entlassen worden bist. … Weil ich so geil auf dich war, oder was?“, zischte sie zurück.
„Warst du es nicht?“, fragte er sie herablassend mit hochgezogenen Augenbrauen.
Elisa wollte ihm für diese Unverschämtheit eine Ohrfeige geben. Aber er war schneller und ergriff reflexartig ihr Handgelenk, bevor sie ihn traf. Er drückte so fest zu, dass seine Handknochen weiß hervor traten.
„Aua, du tust mir weh“, schrie sie.
Er ließ sie augenblicklich los. Erst scheuerte sie ihren Arm, dann ließ sie sich langsam in die Knie sinken.
„Warum ausgerechnet jetzt, Elisa?“
„Was?“
„Du hast es doch darauf angelegt, dass ich es heute erfahre! Erzähl mir doch nichts! Warum ausgerechnet jetzt? Weil ich von Familie gesprochen habe?“
In der Tat hatte sie es in Erwägung gezogen und bewusst seiner Aufmerksamkeit überlassen.
Seine Ahnung hatte sie ihm bereits angesehen, als er ins Wohnzimmer gekommen war. Womit sie aber nicht gerechnet hatte, war, dass Amelie die Entdeckung ihres Lebens machen würde. Das hatte ihr das Herz gebrochen. So hatte sie es nicht gewollt.
„Ich weiß es nicht“, sagte sie und schüttelte nachdenklich mit dem Kopf.
Elisa blickte auf ihre Tochter und sagte mit einem Lächeln, „sie hat deinen Appetit.“
Als er schwieg, sah sie ihn an und fügte hinzu, „ihretwegen habe ich es nie, keine einzige Sekunde bereut, damals zu dir ins Bauernhaus zurückgekehrt zu sein. Sie ist das Beste in meinem Leben.“
Nach einer Weile sagte er, „vielleicht wäre ich nicht mehr am Leben, wenn du nicht zurückgekommen wärst“, und merkte, wie sein Zorn sich etwas legte.
„Für Basti wird eine Welt zusammen brechen. Er liebt sie abgöttisch“, flüsterte sie und starrte apathisch auf ihre Knie, „Amelie wird ihm ihre Feststellung sicherlich erzählen. Ich muss es ihm vorher sagen.“
Er kratzte sich an der Stirn.
„Wenn ich Amelie sage, dass es unser Geheimnis ist. Wird sie es dann für sich behalten?“
Sie blickte ihn erstaunt an, „das würdest du machen?“
„Nicht für dich, Elisa, für die Kleine“, sofort fiel ihm ein, dass das eigentlich sein Kosename für Elisa gewesen war. Er verbesserte sich schnell, „für Amelie. Ich will nicht, dass er sie verstößt. Sie ist noch so klein. Das würde sie nicht verstehen.“
Zu ihrer eigenen Schande musste sich Elisa eingestehen, dass sie ihm so viel uneigennütziges Feingefühl gar nicht zugetraut hätte.
Sie sah verwundert, wie er die Terrassentür öffnete und zu Amelie in die Küche ging. Auf einen Versuch konnte man es ankommen lassen, dachte Elisa. Langsam richtete sie sich wieder auf und konnte durch das Küchenfenster sehen, wie er behutsam seine Arme um Amelie legte, sich neben sie kniete und mit ihr sprach.
Dieses liebevolle Vater-Tochter-Bild trieben ihr die Tränen in die Augen. Sie hatte ihm so unendlich viel genommen. Er hatte nicht miterlebt, wie Amelie ihren ersten Schrei getan, ihren ersten Zahn bekommen oder ihre ersten Schritte gemacht hatte. Unwiederbringliche Erinnerungen hatte sie ihm verwehrt. Sie fühlte sich unendlich schlecht.
Er trat wieder zu ihr auf die Terrasse und schloss die Tür hinter sich.
„Ich weiß nicht, ob sie es für sich behält. Du solltest dich darauf
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