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Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Titel: Fesselnde Entscheidung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Sterne
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Autofahrers hinter ihm, riss ihn aus seinen Gedanken. Er sah die grüne Ampel vor sich und drückte aufs Gaspedal. Auf das Wiedersehen mit Elisa hatte er sich gefreut gehabt. Auch darüber, endlich ihre Tochter kennenzulernen, von der sie ihm schon so viel erzählt hatte. Aber jetzt war alles anders.
Es war ihre gemeinsame Tochter. Das hatte sie ihm all die Jahre verschwiegen. Nicht nur ihm. Sondern jedem. Gedankenverloren schüttelte er mit dem Kopf und schaute rechts aus dem Fenster. Im letzten Augenblick sah er die roten Bremslichter vor sich und trat auf die Bremse. Laut quietschten seine Reifen. Das war knapp. Fast hätte er einen Auffahrunfall gebaut. Vielleicht, so ermahnte er sich selbst, sollte er sich mehr auf den Straßenverkehr konzentrieren.
Aber seine Gedanken lenkten ihn immer wieder ab. Erneut musste er an Elisa denken. Sie hatten während ihrer gemeinsamen Zeit über fast alles gesprochen. Nur nicht über ihre Gefühle füreinander. Nie. Er hatte zwar geahnt, dass er für sie mehr als nur ein Bettgefährte war. Seit ihrer heftigen Reaktion in der letzten Woche war er sich auch sicher, dass sie mehr für ihn empfand. Aber Liebe? Sie hatte dieses große Wort in den Mund genommen. Unwillkürlich schüttelte er mit dem Kopf. Er war fassungslos. Wusste nicht, was er denken sollte.
Rücksichtslos wechselte er die Fahrbahn von rechts nach links. Die Autofahrerin, der er vorgefahren war, hatte sich so erschrocken, dass sie gar nicht in der Lage gewesen war, zu hupen oder ihren Ärger irgendwie anders Ausdruck zu verleihen. Sie war nur damit beschäftigt gewesen, abrupt zu bremsen.
Er war plötzlich Vater. Nein, verbesserte er sich in Gedanken. Ein Vater war er nie gewesen. Er war nur der Erzeuger. Mehr nicht. Mehr würde er auch nie sein. Wieder schüttelte er geistesabwesend mit dem Kopf.
Nachdem er das zweite Mal fast einem anderen Auto aufgefahren war, fuhr er rechts auf den Parkplatz eines Supermarktes, schaltete den Motor aus, ließ seinen Kopf auf das Lenkrad sinken und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Er sah Amelie vor sich. Wie sie ihn mit ihren großen Augen ansah. Unglaublich. Er hatte eine Tochter. Sein eigen Fleisch und Blut. Er wollte sie kennenlernen. Ihre Sorgen, Ängste und Wünsche verstehen.
Wie war es möglich, sie schon jetzt lieb haben zu können, ohne sie zu kennen, fragte er sich. Nur durch das bloße Wissen, ihr leiblicher Vater zu sein. Ob es andersrum genauso war, überlegte er. Wenn man erfahren würde, nicht ihr tatsächlicher Vater zu sein. Könnte man sie dann von einer Sekunde zur nächsten einfach nicht mehr lieb haben?
Er schaute aus dem Fenster und sah eine Frau, die ein Kleinkind auf dem Arm trug und schwer damit beschäftigt war, einen voll beladenen Einkaufswagen irgendwie zu ihrem Auto zu manövrieren.
Auf einmal verspürte er das dringende Bedürfnis nach einer Zigarette. Dann suchte er im Handschuhfach nach etwas und fand es ganz vergraben in der rechten hinteren Ecke. Ein Feuerzeug.

Eigentlich hatte er nie wirklich geraucht. Im Gefängnis hatte er damit angefangen. Hatte sich fast dazu genötigt gefühlt, weil dort irgendwie jeder geraucht hatte. Vor zwei Jahren hatte er von heute auf morgen wieder aufgehört. Weil er es nicht einsah, Geld für etwas auszugeben, was ihm eigentlich nichts gegeben hatte.
Aber jetzt brauchte er eine. Er stieg aus, kaufte sich im Supermarkt eine Schachtel und setzte sich auf das Geländer vor dem Parkplatz mit Blick auf die vierspurige Straße. Die Autos rauschten an ihm vorbei. Er zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief.
Was für ein Tag, dachte er. Obwohl er eigentlich wusste, dass Nikotin eine stimulierende Wirkung hatte und den Körper Adrenalin ausschütten ließ, spürte er eine angenehme Entspannung. Er starrte auf die Fahrbahn vor sich und versuchte an nichts zu denken, nur die Zigarette zu genießen.
Und doch schlich sich wieder Elisa in seine Gedanken.
Sie hatte ihm nie das Gefühl gegeben, ihr nicht ebenbürtig zu sein. Nie. Bis auf heute. Aus jedem Winkel ihres Hauses hatte ihn der protzige Reichtum angeglotzt. Auch wenn er nicht aus armen Verhältnissen stammte. Mit seinen Eltern – sein Vater war Berufsschullehrer, seine Mutter Bankkauffrau – hatte er der oberen Mittelschicht angehört. Dennoch war er der missratene Sohn. Der auch Karriere gemacht hatte. Und es bis ins Gefängnis geschafft hatte.
Seine Zigarette war im Nu aufgeraucht und die nächste landete schnell in seinem Mund.
Zum ersten Mal

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