Fesselnde Entscheidung (German Edition)
Taschentuchpackung und sah ihr Handy dort liegen. Nach kurzem Zögern nahm sie es in die Hand und betätigte so lange das Touchpad bis seine Telefonnummer auf dem Display erschien. Sie drückte auf den grünen Hörer. Nach drei Freizeichen hörte sie seine Stimme, ihr Herzschlag beschleunigte sich.
„Hallo?“
Elisa schwieg.
„Kleine, bist du das etwa?“
Sie beendete die Verbindung und legte ihr Handy wieder auf den Nachttisch. Dann klingelte sie nach der Schwester. Sie war im Handumdrehen da.
„Würden Sie mir bitte auf die Toilette helfen?“
„Ja, sicher, haben Sie das Gefühl, das was kommt?“
Sie nickte.
„Das ist ein gutes Zeichen“, sagte die Schwester.
Die drei Tropfen waren für Elisa ein richtiges Erfolgserlebnis. Und wieder fragte sie sich, als die Schwester ihr eine Windel umlegte, wie sie in ihrem früheren Leben bloß alles als gegeben hatte hinnehmen können. Warum, so fragte sie sich, hatte die Natur es so eingerichtet, dass einem immer erst bewusst wurde, was man gehabt hatte, wenn man es verloren hatte.
Elisa ertrug ihre plötzliche Abhängigkeit tapfer, wohl wissend, dass es sie noch schlimmer hätte treffen können.
Schon wieder stand die Schwester in der Tür.
„Er ist wieder da. Ich habe ihm gesagt, dass Sie ihn nicht sehen möchten. Aber er hat darauf bestanden, dass ich Sie noch mal frage.“
Elisa überlegte kurz, ob sie das Wiedersehen mit ihm heute noch ertragen würde. Der Tag war schon nervenaufreibend genug gewesen. Aber sie nickte und sagte, „ja, es ist okay.“
Die Schwester schaute sie überrascht an und verschwand.
Zaghaft öffnete er die Tür und blieb kurz im Türrahmen stehen. Seine Kleine hatte auf ihn immer unendlich zerbrechlich gewirkt. Das tat sie jetzt nicht mehr. Sie war zerbrochen, stellte er traurig fest.
Sie schauten sich wortlos in die Augen während er langsam um ihr Bett herum ging.
„Darf ich?“, fragte er leise und deutete auf den Stuhl neben ihrem Bett.
Sofort kam Elisa wieder ihre erste Begegnung nach seiner Entlassung in den Sinn. Sie hätte ihn niemals treffen dürfen. Hatte es bereut. Bitter bereut. Ihm gab sie keine Schuld für das, was passiert war. Die suchte sie nur bei sich. Ihr unersättliches Verlangen nach sexueller Befriedigung hatte alles zerstört.
Elisa nickte langsam. Bedächtig setzte er sich und strich ihr vorsichtig über ihre Hand. Sie zog sie weg.
Er hatte Tränen in den Augen, als er sie betrachtete. Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Abgemagert. Ausgemergelt. Fahl. Aber doch erkannte er seine Kleine, die ihn aus ihren großen Augen stumm betrachtete. Er brauchte sie nicht zu fragen, wie es ihr ging, er sah es.
Nachdem sie sich eine Weile still angesehen hatten, fragte Elisa leise, „wie geht es ihr?“
„Ihr“, hakte er überrascht nach. Sie nickte leicht.
„Keine Ahnung. Wahrscheinlich den Umständen entsprechend.“
„Hast du sie besucht?“
Er überlegte kurz, ob er ihr die Wahrheit sagen sollte. Wie würde sie sie auffassen? Schließlich nickte er und sagte, „ich wollte, aber sie haben mich nicht zu ihr gelassen.“
„Sie muss dich unwahrscheinlich geliebt haben, sonst hätte sie so etwas niemals getan.“
„Mit Liebe hat das, glaube ich, nicht mehr viel zu tun gehabt. … Sie war krankhaft eifersüchtig.“
„Sie hat dich geliebt. Dann macht man Dinge, die man nicht für möglich halten würde.“
„Das rechtfertigt doch nicht so eine Wahnsinns-Tat. … Dann würde es ja nur noch Mord und Totschlag geben. Sie ist krank. … Ich habe erst jetzt erfahren, dass sie ihren Ex-Freund gestalkt und dessen neue Freundin bedroht hat.“
Beide schwiegen betreten.
„Kannst du dich noch an den Tag erinnern?“, fragte er interessiert.
„Ein bisschen. Aber an … “, ihre Stimme versagte, „daran nicht. Teilweise habe ich Bilder vor Augen, aber keinen richtigen Inhalt dazu. Meine Erinnerungen sind mit dem, was mir erzählt wurde, vermischt. Ich kann das nicht klar abgrenzen.“
„Du weißt aber noch, dass ich vorher bei dir war.“
„Ja, ja klar. … Sag mal hat sie lange, blonde Haare und ein hübsches Gesicht“, fragte sie einer plötzlichen Eingebung folgend.
„Ja, blond ist sie. Wieso?“
„Weil ich in meinen Träumen, als ich im Koma lag, immer eine wunderschöne, engelsgleiche Frau gesehen habe, deren Gesicht sich immer wieder hasserfüllt verzerrte.“
Er senkte nachdenklich den Kopf.
„Stehst du eigentlich mehr auf blond oder dunkelhaarig?“, fragte sie ihn neugierig.
Er musste lächeln, „was
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