Fesselnde Liebe - Teil 1 (German Edition)
Briefgeheimnisses habe (Cat hat für mich einen ihrer ehemaligen Lover gefragt, der Jura studiert). Auch eine Klage wegen sexueller Belästigung würde aufgrund der banalen Tat im Sande verlaufen, wenn man einem Jurastudenten im achtzehnten Semester glauben will. Ich hoffe sehr, dass das Thema nicht schon im ersten Jahr vorkam, sein Gedächtnis scheint nicht das Beste zu sein.
In meiner Tasche liegt ein Briefumschlag, den der Postbote heute Morgen gebracht hat. Ich habe keine Ahnung, was sich darin verbirgt, und noch bin ich nicht bereit, ihn zu öffnen. Denn der Absender hat mir einen Schrecken eingejagt. Vielleicht verklagt er mich jetzt, weil meine Antwort auf seine bescheuerten Avancen so frech war? Oder er will mich wegen übler Nachrede und Beleidigung an den Pranger stellen? Manchmal hasse ich mein großes Mundwerk!
»Woher hat der meine Adresse?«, habe ich Cat panisch gefragt, aber die war aufgeregter als ich und wollte mir den Umschlag entreißen, um ihn sofort zu öffnen.
»Da ist ein Buch drin, Gwen, ganz sicher. Mach es bitte bitte auf! Vielleicht hat er dir was ganz Besonderes geschickt, eine signierte Sonderausgabe oder so was!«
Ich habe den Umschlag in meine Tasche gestopft und gesagt, dass ich ihn ungeöffnet zurückschicken werde. Doch die Neugier nagt an mir und vermiest mir sogar den völlig überteuerten Caramel Macchiato, den ich mir gegönnt habe. Wie ein Klumpen liegt sie mir im Magen und frisst sich tiefer in meine Innereien. Gott, wenn ich nur nicht so entsetzlich neugierig wäre! Das würde mir mein Leben wirklich erleichtern.
Nachdem ich den letzten Rest Milchschaum aus dem Becher gelöffelt habe, kann ich nicht mehr an mich halten. Ich reiße den Umschlag auf und glotze wie ein Schaf auf das Buch, das mir entgegenkommt. Was bitte soll das denn jetzt? Eine Geschenkausgabe von Außer Atem ?
Bevor ich das Buch aufschlagen kann, fällt ein zusammengefalteter Brief heraus. Er ist von Hand geschrieben; ich glaube, ich habe seit mindestens zehn Jahren keinen handgeschriebenen Brief mehr gekriegt. Habe ich überhaupt jemals einen gekriegt? Ach ja, von Julius damals, als er sich nicht traute mich zu fragen, ob wir jetzt zusammen wären, weil wir rumgemacht hatten. Da war ich sechzehndreiviertel.
Ich falte den Bogen auseinander und studiere die ordentliche, geschwungene Handschrift. Fülle r. Wer schreibt heute noch mit Füller? Irgendwie cool.
Gwen,
ich möchte unsere Diskussion unbedingt fortführen. Besuch mich am Sonntag, den 26. April, in London. Ich weiß, dass du diese Einladung ablehnen möchtest, daher habe ich einen hoffentlich unwiderstehlichen Bonus für dich.
Mein geschätzter Kollege John Karry wird bei mir sein, und du wirst die Gelegenheit haben, ihn in einem intimen Kreis kennenzulernen und mit ihm über sein Werk zu sprechen, dass dir, wie ich weiß, besser gefällt als meines. Trotzdem möchte ich anschließend gern unter vier Augen mit dir reden und von dir hören, welche Verbesserungsvorschläge du für meinen Roman hast. Du sprachst von Notizen, die du dir gemacht hast – bring diese mit und lass uns deine Anmerkungen gemeinsam durchgehen. Unter Umständen habe ich dann ein weiteres Angebot für dich, das du ganz bestimmt nicht ausschlagen wirst.
Ich erwarte dich am Sonntag in London, Flugticket anbei.
Mit neugierigen Grüßen
Adrian
Meine Knie sind weich, als ich aus dem Starbucks stürze und mit der Bahn nach Hause fahre. Hoffentlich ist Cat nicht ausgerechnet heute in der Uni, sondern wie üblich zu Hause. Das glaubt sie mir nie!
Meine beste Freundin ist sprachlos. Dass ich das noch erleben darf! Fast möchte ich Adrian Moore dafür danken, wenn ich nicht so sauer auf ihn wäre. Immerhin hat er mich vor der gesamten Facebook-Gemeinde bloßgestellt.
»Gwen, das hört sich an wie aus einem komischen Roman.«
»Sehr witzig«, knurre ich und schiebe ihr Brief und Flugticket zu. »Flieg du doch hin, wenn du das so toll findest.«
»Er hat dich eingeladen. Adrian Moore lädt dich zu sich nach Hause ein. Oh Gott, ich bin so neidisch, dass ich umfallen könnte. Mir ist richtig übel vor Neid!«
Ich glaube, sie zittert sogar. Sollte ich Angst vor ihr haben? Wer weiß, ob sie nicht über mich herfällt, mir die Haut vom Gesicht zieht und sich dann am Sonntag als Gwendolyn Hamlin ausgibt?
»Ich werde natürlich nicht nach London fliegen«, sage ich überzeugt und schüttle bekräftigend den Kopf, als wollte ich mich erst mal selbst davon überzeugen. Mein
Weitere Kostenlose Bücher