Fesselnde Liebe - Teil 1 (German Edition)
Fahrstuhl saust lautlos hinauf. So schnell, dass ich nicht merke, dass wir uns überhaupt bewegen. Faszinierend! Sogar hier ist der Fußboden aus glänzendem Marmor, und ich bin gespannt, was für eine Pracht mich gleich in Mr Moores Apartment erwartet. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass er ein freistehendes Haus besitzt, offenbar bevorzugt er jedoch den Komfort einer Wohnung mit Service.
Dass der Begriff Wohnung völlig fehl am Platz ist stelle ich fest, als die Lifttür aufgeht und uns in ein großzügiges Penthouse ausspuckt, in dem der Protz von unten konsequent weitergeführt wird. Mir rutscht ein beherztes »Oh mein Gott!« raus. Ich kriege kaum einen Fuß vor den anderen und habe beinahe Angst, den Eingangsbereich dieser Halle zu betreten, aus Sorge, auf dem glatten Marmorboden auszurutschen und mich zu blamieren. Von meinem Gastgeber ist weit und breit nichts zu sehen, doch selbst wenn er unmittelbar vor mir stünde, würde ich ihn vermutlich in der ganzen Pracht kaum wahrnehmen. Ich meine, er ist nur ein Mensch, und was hier an den Wänden hängt und steht und herumliegt, lässt das Herz eines jeden stilbewussten Kulturliebhabers höher schlagen. Trotzdem atmen die Gemälde Kunst und Luxus und wollen mich damit förmlich ersticken.
Bemüht, mir den Schock nicht anmerken zu lassen, schaue ich nach draußen auf Baumkronen, die sich in der Dunkelheit wie Gespenster wiegen. Der Hyde Park. Rundum Glas, das man nicht mehr als Fenster bezeichnen kann, weil die einzigen Mauern des Penthouse die inneren Zwischenwände sind. Der Rest scheint komplett aus Glas zu bestehen, sodass man sich fast fühlt, als würde man schweben oder fliegen. Mein Herz klopft schneller, als ich Schritte höre. Ledersohlen auf dem glatten, hellen Marmorboden, der aussieht, als ob er noch feucht wäre vom Wischen.
»Gwen! Wie schön, dass du gekommen bist.«
Die strahlend blauen Augen funkeln unter seinem dichten, braunen Haar. Zum ersten Mal fällt mir auf, dass er direkt neben dem rechten Auge eine kleine Narbe hat, die sich beim Lächeln sanft kräuselt. Geheimnisvoll, und irgendwie ... sexy.
Adrian Moore trägt ein weißes Hemd mit schwarzer Weste, mit hochgeschobenen Ärmeln und ein paar offenen Knöpfen, unter denen ich seinen Brustansatz erkenne. Erstaunt stelle ich fest, dass seine muskulösen Unterarme tätowiert sind, das habe ich auf der Messe nicht bemerkt. Die dunkle Stoffhose sieht aus wie maßgeschneidert und schmiegt sich so eng um seine Oberschenkel und seinen Hintern, dass ich schlucken muss. Gütiger Himmel! Ist es mir vorher nicht aufgefallen, oder hat er sich jetzt extra für mich in Schale geschmissen, dass er so verdammt ... sexy aussieht? Meine Wangen glühen, als ich die hingestreckte Hand ergreife und meine von ihm schütteln lasse. Hat er denn wirklich gedacht, dass ich seine Einladung ablehnen würde?
»Eine wunderschöne Wohnung, Mr Moore«, bringe ich hervor, während ich dem Jungen nachsehe, der meine Reisetasche vor der Fahrstuhltür abstellt und anschließend darin verschwindet. Ich finde die Tatsache, dass der Lift mitten im Penthouse landet, total abgefahren.
»Ich zeige dir später dein Zimmer. Darf ich dir erst mal einen Drink anbieten?«
»Ja, was zu trinken wäre super.« Meine Stimme krächzt verdächtig, meine Zunge fühlt sich an, als würde sie neuerdings Pelz tragen. Mein Zimmer, wie sich das anhört! Ich ziehe doch nicht mal eben so hier ein! Allein die Vorstellung macht mich ganz kribbelig. Mit meiner Einschätzung bezüglich seiner Wohnverhältnisse habe ich tüchtig daneben gelegen. So ein Penthouse am Hyde Park kostet ein Vermögen, mindestens ein paar Millionen! Kann er mit nur einem Buch so reich geworden sein? Das ist Wahnsinn. Ich sollte mein Studium schmeißen und so einen blöden Porno schreiben, wenn man damit so viel verdient. Das ist einfach irre.
Wahrscheinlich ist der Roman bloß deshalb so erfolgreich, weil sich die Leserinnen Adrian Moore selbst als Protagonisten vorstellen. Ist mir genauso passiert, muss ich zu meiner Schande gestehen. Ich glaube zu wissen, wie Adrian Moore sich beim Sex verhält, wie er nackt aussieht und wie er ... . Der Roman hat ja kaum Fragen offen gelassen. Oh Mann, mein Gesicht fühlt sich an wie eine heißgekochte Tomate, während ich hinter ihm herlaufe. Marmor, überall Marmor, sogar an den Wänden. Dunkles Holz. Bilder, die wirklich wertvoll aussehen. Und in der Mitte des riesigen Raumes stehen sich zwei weiße Ledersofas gegenüber,
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