Fesselnde Liebe - Teil 1 (German Edition)
seinem teuren, maßgeschneiderten Anzug ab.
»Sch«, flüstert er, seine Hand streicht sanft und zärtlich über meinen nackten Rücken. »Lass es raus.«
Ich weiß nicht, ob es der Alkohol ist oder seine Worte, die mich aufgeregt haben. Ich hänge hier in den Armen eines angeblich sadistischen Mannes und heule wie ein Kleinkind. Entsetzlich! Ich brauche einige Minuten, bis ich mich beruhigt habe und zulassen kann, dass er mit seinem Ärmel meine Wangen trocknet.
Die enorme Erregung, die ich vorhin noch verspürt habe, ist verschwunden, ich bin einfach nur noch entsetzlich müde. Adrian holt eine Decke und legt sie über mich, nachdem ich mich auf dem Sofa ausgestreckt habe. Dann schiebt er sich hinter mich und legt einen Arm um meinen Oberkörper.
» Ich passe auf dich auf, Kleines«, höre ich ihn murmeln, während sich mein Verstand endgültig verabschiedet und ihm meinen Körper überlässt.
*
Die nächsten beiden Tage verbringen wir gemeinsam mit Arbeit, selten unterbrochen durch das Essen, das immer zur selben Zeit aus dem Hotelrestaurant geliefert wird. Von blonden Servicedamen.
Es ist offensichtlich, dass wir beide wie besessen arbeiten, wenn wir nicht gerade zanken. Wie zum Beispiel bei seiner Bitte, ihn nicht so über den Rand meiner Lesebrille hinweg anzusehen, weil er sonst für nichts garantieren kann. Oder darüber, ob sein Protagonist nun ein verdorbener, narzisstischer Egoist ist (wie ich finde), oder ob ich einfach nicht in der Lage bin, seine charakterliche Tiefe richtig zu erkennen.
Ich unternehme keine Annäherungsversuche, auch wenn es mir schwerfällt und mein Geist bei seinem Anblick ein Kopfkino startet, dass ich nur mit einem wirklich schmutzigen Film vergleichen kann. Nach der Nacht im Club wachte ich früh morgens allein auf dem Sofa auf und war verwirrt, weil ich seine Körpernähe vermisste. Und ein ganz klein bisschen enttäuscht, weil er die Gelegenheit nicht ausgenutzt und mich wie versprochen nicht angerührt hat. Insgeheim hatte ich mir gewünscht, dass er mich einfach nimmt und mir damit die Verantwortung für das erste Mal aus der Hand nimmt. Doch das hat er nicht.
Dafür werde ich langsam sicherer bei der Arbeit und reiche zu seinem Buchanfang kritische Anmerkungen nach, die er wortlos entgegennimmt. Was auch immer er damit anstellt, er spricht mit keinem Wort über meine Notizen und ich frage mich langsam, ob er sie überhaupt liest und ob sie ihn interessieren.
Nachdenklich an einem Bleistift kauend betrachte ich seinen Rücken, während er schreibt. Ich weiß, dass seine Stirn in Falten liegt, wie so häufig, wenn er nachdenkt. Ich weiß, dass er sehr konzentriert ist und in einer Art Blase sitzt, aus der ihn niemand herausreißen kann. Nur wenn man ihn direkt anspricht, reagiert er gereizt, also unterlasse ich das, sofern es nicht zwingend notwendig ist. Er besteht darauf, dass ich hier bei ihm sitze und arbeite, obwohl ich genauso gut in meinem Zimmer lektorieren könnte.
Ich trage eines der Kleider, die wir gemeinsam gekauft haben. Auf seinen Wunsch habe ich Jeans und Sweatshirts in der Reisetasche vergraben, denn er meint, dass ich ihm in dem Aufzug keine gute Inspiration bin.
Ich bin ganz offensichtlich eine Muse! Was für eine Karriere. Bei der Idee muss ich mir ein Lachen verkneifen, um ihn nicht aufzuschrecken. Ich kann seine Nackenmuskeln arbeiten sehen, wenn er tippt, und leider inspiriert dieser Anblick mich – und zwar zu höchst unanständigen Gedanken.
»Wer ist eigentlich Kilian?« Der veränderte Ton seiner Stimme lässt mich zusammenfahren und ich hebe irritiert den Kopf . »Was?«
»Du hast mich schon verstanden.« Oh, oh. Nicht gut. Gar nicht gut. Fieberhaft überlege ich, woher er wissen kann, dass ich gestern Abend mit ihm telefoniert habe? Ich war in meinem Bad, damit Adrian mich nicht hört, und ich war mir sowieso sicher, dass er im Bett war. Ich wollte hören, wie es ihm geht, was mit seiner Mutter ist und ob er den Neuanfang in seiner Heimatstadt gut überstanden hat. Wo ich derzeit bin und was ich hier zu tun habe, habe ich ihm wohlweislich verschwiegen. Er würde sich sonst nur unnötige Sorgen machen.
»Wie kommst du darauf?«
»Beantworte meine Frage, Gwendolyn.« Ich zucke zusammen, weil er mich schon lange nicht mehr so genannt hat. Gwen, oder Kleines. Die Ansprache mit meinem vollen Namen erinnert mich düster an meine Mutter, die das nur tat, wenn sie wütend auf mich war. Was leider häufig der Fall war.
»Kilian ist mein
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