Fesselnde Liebe - Teil 1 (German Edition)
mir kommt, dass sein Gesicht die Härte verliert und weich wird.
Seine Stöße werden flacher und schneller. Unsere schwitzenden Körper reiben aneinander, rutschen übereinander, Haut auf Haut. Es dauert ein paar Minuten, dann sieht er mir in die Augen, beißt sichtbar die Zähne aufeinander, und am Zucken in mir spüre ich, dass er gekommen ist. Der Gedanke löst ein letztes Aufbäumen meiner Lust aus, dann ist es auch schon vorbei.
Ich bin enttäuscht, weil er sogar in diesem Moment so beherrscht, so selbstsicher, so unberührbar wirkt wie sonst. Trotzdem schmiege ich mich an ihn, nachdem er sich aus mir entfernt hat, und bleibe schwer atmend auf ihm liegen.
»Du hast keine Ahnung, was du mit mir anstellst, Gwen«, flüstert er und streichelt meinen vom Schweiß feuchten Rücken. Meine Körperhaare stellen sich auf, obwohl mir nicht kalt ist, und er zieht fürsorglich eine Decke über uns.
»Ich weiß es wirklich nicht, aber es fühlt sich gut an«, wispere ich zurück. Ich habe Angst, die sensible Atmosphäre zu zerstören, wenn ich lauter spreche. Es ist so still, dass es mir unheimlich ist. Ich höre nichts als unseren Atem, nicht einmal die Geräusche von der Straße dringen hier herauf. Als wären wir nicht mitten in einer pulsierenden Großstadt, sondern irgendwo im Weltall auf einem einsamen Planeten.
»Du bist so besonders. So zart und ehrlich, unschuldig und doch ...« Er reibt sich über das Gesicht, dann richtet er sich abrupt auf und verlässt das Bett.
»Bitte, bleib«, sage ich leise, und er beugt sich über mich, um mich zu küssen. Ein warmer, trockener Kuss, der mein Herz schneller klopfen lässt.
»Ich habe Angst.« Ich versuche, seinem Blick auszuweichen und beiße mir auf die Wange.
»Wovor?«, fragt er, mit ehrlichem Erstaunen in der Stimme.
»Vor dir. Vor uns.« Seufzend probiere ich, ihn auf das Gästebett zurückzuziehen, aber er bleibt neben mir stehen und mustert mich mit gerunzelter Stirn.
»Was passiert, wenn ich nicht mehr so unschuldig, so unwissend bin? Verlierst du dann das Interesse an mir? Werde ich dann für dich so, wie die anderen Frauen für dich sind? Austauschbar?«
»Kleines, das steht nicht zur Diskussion.« Er setzt sich auf und fährt mit der Hand zärtlich über meinen Oberarm. »Du bist anders. Glaub mir, ich wollte dich vom ersten Moment an. Und wenn ich es darauf angelegt hätte, hätte ich dich schon auf der Buchmesse bekommen. «
Ich pruste amüsiert. »Niemals!«
Er nickt, ohne eine Miene zu verziehen. »Doch, und du weißt es. Aber ich wollte warten. Auf dich. Darauf, dass du bereit für mich bist. Denn sonst wäre vielleicht passiert, was du fürchtest. Wie alle Menschen suchen wir nach Erlösung. Erlösung von der Einsamkeit, dem Gefühl, allein unter vielen Menschen zu sein. Sex ist ein kleiner erster Schritt auf diesem langen Weg, und ich bin froh, dass wir ihn gemeinsam beschritten haben. Ich kann es nicht erwarten, mit dir zusammen weiterzugehen. Ganz egal, wohin.«
Mir schaudert bei seinen Worten, die gleichzeitig ein e merkwürdige Erinnerung hervorrufen. Habe ich das schon einmal gehört?
»Bin gleich zurück.« Damit verschwindet er in den Flur, kurz darauf höre ich die Badezimmertür.
Mit wummerndem Herzen bleibe ich zunächst liegen, bevor ich mich aufrichte und neugierig das Zimmer betrachte, in dem ich noch nie alleine war. Ich fühle mich unwohl dabei, kann mir aber trotzdem nicht verkneifen, aufzustehen und ein wenig herumzustöbern. Leise ziehe ich die Schreibtischschublade auf, in der ich allerdings bis auf Aspirin und eine Packung Kleenex nichts Besonderes finde. Die Schublade darunter ist verschlossen, was mich natürlich wahnsinnig macht vor Neugier, aber das Geheimnis werde ich heute nicht lüften können. Dann öffne ich die Schiebetüren des Wandschrankes und halte den Atem ein, während ich in den Flur horche, ob er schon aus dem Bad zurückkommt.
Hör auf damit, Gwen . Es ist unfein, jemandem hinterherzuspionieren. Außerdem wirst du höchstens Sachen finden, die dir klar machen, dass du ihm sowieso nicht gewachsen bist . Dass du ein Spielzeug für ihn bist und nicht mehr, dessen er sicherlich bald genauso überdrüssig wird wie den anderen .
Zeitschriften, Aktenordner, Verträge. Nichts Besonderes. Was habe ich denn erwartet?
Dann fällt mein Blick auf ein Foto. Das Foto einer jungen Frau, das seltsame Gefühle in mir auslöst. Ich kenne sie nicht, sie ist fünfzehn oder sechzehn Jahre alt und grinst frech in die
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