Fesselnde Liebe - Teil 2
Außerdem ist mir kalt, weil ich in dem dünnen Kleid und ohne Decke geschlafen habe, aber Adrians Sakko liegt zusammengeknüllt unter meinem Kopf. Ich fühle mich wie ein Zombie.
Schlecht gelaunt klettere ich unter die Dusche, trockne mich anschließend ab und gehe in mein Zimmer, um mich anzuziehen. Gedanken kreisen in meinem Kopf, Wortfetzen, Bilder wie Lichtblitze. Ich möchte mich ausschalten, finde aber den Schalter nicht. Stattdessen ärgere ich mich kurz über den gähnend leeren Kühlschrank, ein Normalzustand, seitdem Kilian nicht mehr hier wohnt. Sogar die Milch ist alle, wie doof ist das denn? Ich hasse schwarzen Kaffee, aber einen Morgen wie diesen überlebe ich nicht ohne. Also schnappe ich mir entschlossen Portemonnaie und Schlüssel und gehe einkaufen. Unterwegs schreibe ich Cat eine SMS und frage, wann sie nach Hause kommt und ob ich Donuts mitbringen soll. Sie antwortet, völlig ohne schlechtes Gewissen . Bagel. Und Himbeermarmelade. Lieber Himmel, ich hoffe sehr, dass mit ihr und Jonathan alles okay ist und sie keinen Grund hat für so eine Zuckerattacke!
Trotz des Nieselregens sind die Menschen freundlich. Irgendwie scheinen sogar alle gute Laune zu haben. Nur ich nicht. Ich leide, und das darf meinetwegen jeder sehen. Das Problem ist nur, dass ich selbst der Grund für mein Leid bin und auf niemanden sauer sein kann!
Wie oft habe ich von dem Gefühl gelesen, innerlich zerrissen zu sein? Erst jetzt weiß ich, wie es sich anfühlt. Ein großer Teil von mir sehnt sich nach Adrian, nach seiner Berührung, seiner Stimme. Ich will ihn anfassen, küssen, mit ihm schlafen, bei ihm sein. Ich rieche ihn auch jetzt – dieses unnachahmliche Parfum von Adrian Moore. Die verlockende Mischung aus dezentem Aftershave, Whisky, frischem Schweiß, wenn wir miteinander geschlafen haben. Ich will ihm zuhören, wenn er spricht, jedes Wort in mich aufsaugen, und ich will ihn ansehen, während er schreibt oder liest oder schläft. Die Falte auf seiner Stirn beobachten, wie sie immer tiefer wird, je intensiver er nachdenkt. Mich fragen, was gerade in seinem Kopf vorgeht, welche Sätze er formuliert oder worüber er grübelt. Noch nie im Leben habe ich mich so sehr nach etwas gesehnt, und noch nie hatte ich gleichzeitig so große Angst vor etwas. Die Gefühle drohen mich zu zerreißen, ich komme mir vor wie an ein riesiges Bungeeseil gebunden, an dem aus beiden Richtungen jemand zieht. Oben und unten. Hoch und tief. Himmelhochjauchzend ...
Hat Adrian recht und es ist Schicksal, dass wir uns auf der Buchmesse getroffen haben? Ich glaube nicht an Schicksal, auch nicht an Horoskope und sonstigen übersinnlichen Kram. Dazu bin ich viel zu nüchtern. Außerdem müsste ich sonst glauben, dass ein Stier wie ich niemals mit einem Skorpion wie Adrian glücklich werden würde. Nicht, dass ich das nachgelesen hätte oder so ...
Eifersüchtig, dominant, einschüchternd. Ja, das alles trifft wohl auf Adrian zu, aber es ist Blödsinn zu glauben, dass jeder Skorpionmann so wäre. Nein, genauso gut könnte ich an Schicksal glauben. Oder an so was wie Liebe auf den ersten Blick. Oder an Alf.
Als ich die Wohnungstür aufschließe, höre ich Stimmen aus der Küche. Cat ist wieder da, und sie ist offensichtlich nicht allein. Immerhin ist eine von uns glücklich, ich gönne es ihr von Herzen. Grinsend gehe ich hinein, stelle die Papiertüte auf den Tisch und ziehe meine Jacke aus, während ich laut »Guten Morgen!« rufe.
Die beiden fahren auseinander, als hätte ich sie beim Kiffen erwischt, dabei haben sie nur geknutscht. Nehme ich mal an. Cat starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an. »Gwen?«
» Ja?«, frage ich zurück und mache Anstalten, die wenigen Einkäufe in den Kühlschrank zu räumen.
» Gwen ... warst du gerade einkaufen?«
» Nein, ich hab die Sachen der alten Dame nebenan geklaut. Natürlich war ich gerade einkaufen.« Himmel, hat Jonathan ihr gestern den Verstand aus dem Leib gevögelt oder was? Genervt drehe ich mich um und frage mich, was mit ihnen los ist. Jonathan beißt sich so heftig auf die Unterlippe, dass es sogar mir vom Hinsehen wehtut. Cat ist rot angelaufen, ich weiß genau wie sie aussieht, wenn sie versucht, ernst zu bleiben.
» Was?«
» Äh ... vielleicht hättest du dir vorher etwas ... anziehen sollen?«
Jonathan gibt so merkwürdig glucksende Geräusche von sich, dass ich erst ihn irritiert ansehen mus s, bevor ich an mir runtergucke und den roten Filz entdecke. Filz ? Oh verdammt, ich
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