Fesselnde Liebe - Teil 2
Ehrlich, das ist ein guter Rat von mir, und ich meine ihn ernst!«
» Ich fahre ja nach London – aber nicht zu ihm! Ich werde stattdessen einen wirklich genialen Autor treffen und vielleicht endlich den Weg für meine berufliche Zukunft ebnen. Mit John Karry.«
» Gwen! Du bekommst einen Mann wie Adrian Moore auf dem Silbertablett serviert, er will dich, er ist hinter dir her und sogar so eifersüchtig, dass er nach Newcastle fährt, um bei der Premiere eines winzigen Theaters die Bühne zu stürmen ... Was willst du denn noch?«
Mein Schädel brummt vom vielen Denken, und ich finde gar keine vernünftige Antwort.
»Ich weiß, dass du unter der Sache mit Julius gelitten hast. Ich weiß auch, dass du Adrians Vorlieben nichts abgewinnen kannst und das alles unheimlich findest. Dass du dir Sorgen machst, ob das gut gehen kann. Na und? Er hat ja nicht gesagt, dass er dich anketten und verprügeln will, oder? Du wolltest doch immer einen Schriftsteller. Einen intelligenten, humorvollen Mann, zu dem du aufsehen kannst. Himmel, Gwen, er überragt dich um mehr als eine Kopflänge. Ist das nicht groß genug?«
» Darum geht es gar nicht!« Ich schüttle stöhnend den Kopf. »Ich habe Angst, Cat. Einfach nur riesige Angst. Weil ich der ganzen Sache nicht gewachsen bin. Er ist so ... dominant. So einnehmend. Er will nicht nur mit mir schlafen, er will mich besitzen. Wie soll ich mit so einem Menschen leben, geschweige denn glücklich werden? Er hat schlimme Dinge erlebt, ja. Das habe ich auch, wenn auch andere. Wir sind beide verletzt und tragen Narben auf der Seele, aber ich sehe nicht, dass wir uns irgendwie helfen können.«
» Ich schon.« Cat sieht mich fest an und wirkt plötzlich ungewöhnlich ernst. »Ich weiß, was du gleich sagen wirst. Du bist noch keine fertige Psychologin, solange du dein Studium nicht beendet hast, bla bla bla. Hier ist trotzdem meine Meinung: Adrian sucht nach einer Frau, die er beschützen kann, für die er Verantwortung übernehmen kann, die aber trotzdem selbstständig ist. Und das bist du ohne Zweifel. Du suchst nach einem Mann, dem du vertraust und der dir das Gefühl gibt, wirklich geliebt zu werden. Ich bin mir sicher, dass Adrian dir das bieten kann. Ich weiß, du findest ihn zu schön, zu oberflächlich, zu reich und kannst nicht glauben, dass er sich ernsthaft für jemanden wie dich interessiert. Du befürchtest, nur ein Spielzeug zu sein, das er schnell leid ist, und wieder verletzt zu werden. Ich gebe zu, die Gefahr besteht. Aber ...« Sie beugt sich weiter über den Tisch, den Blick fest mit meinem verhakt. »Es besteht immerhin auch die Chance, dass es gut geht. Wenn du mich fragst, liegt die bei ziemlich genau fünfzig Prozent. Du musst es nur wollen.«
» Du verstehst mich nicht, Cat! Adrian und ich, wir sind wie Feuer und Wasser. Du kennst meine Geschichte, du weißt, was ich erlebt habe. Mit meiner Mutter, mit Julius ... wie sollte ich mich jemals auf einen Mann mit so einem Kontrollwahn einlassen können? Der mich heimlich beobachtet, mich belügt, von mir aber bedingungslose Ehrlichkeit fordert? Der mich verfolgt und sogar ausflippt, wenn mich ein anderer auf einer Bühne küsst. In einer Theatervorstellung! Ich kann damit nicht leben.«
Meine Wangen sind feucht geworden, weil ich offenbar weine. Ich hab es nicht mal bemerkt. Cat greift über den Tisch nach meinen Händen und zieht sie in ihre Richtung. Hält mich ganz fest.
»Ich habe auch Angst, Gwen. Aber diese Angst darf mich doch nicht lähmen und dazu bringen, gar nichts zu tun! Wenn wir nicht durch das, was wir riskieren und was dann auch mal schiefgeht, stark werden, werden wir nie stark. Ein Verlust macht uns stark, aber auch eine Enttäuschung. Du hast vor zwei Jahren geglaubt, nie über Julius hinwegzukommen. Über das, was er dir angetan hat. Und jetzt sieh dich an – du bist auf dem besten Weg dazu! Also ruf Adrian an, oder schreib ihm einen Brief oder was auch immer, und sag ihm, dass du bereit bist. Bereit, dein Leben zu riskieren. Mit ihm.«
Nun fließen meine Tränen ungebremst. »Cat, ich ... will nicht.«
Ich weiß, dass man Menschen nicht verändern kann. Es ist ein ewiger Irrglaube, dass man sich verliebt und der andere so ist, wie man ihn am Anfang gesehen hat. Irgendwann stellt sich heraus, dass man sich selbst in der verliebten Blindheit ein eigenes Bild gemacht hat, und man versucht verzweifelt, den wahren Menschen nach diesem Bild zu formen. Doch das wird nicht gelingen, niemals. Und ich
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