Fesselnde Liebe - Teil 2
nur zwei Straßen weiter, aber gern.«
Er will zahlen, aber ich halte seine Hand fest und schüttle den Kopf. »Ich lade dich ein. Keine Widerrede.« Rashid grinst und schreibt unser Essen auf meine Rechnung, die ich wie immer am Monatsende begleichen werde.
Ich zupfe an meiner Unterlippe während des kurzen Spazierganges, auf dem wir kaum miteinander sprechen. Es ist nicht wirklich kalt, trotzdem hat er sein Sakko ausgezogen und es über meine Schultern gelegt. Es riecht nach ihm, ist schwer, viel zu warm und seltsam tröstend. Mein ganzer Körper summt wie elektrisiert, dann stehen wir vor dem dunkelroten Backsteinhaus. Unsere Fenster sind dunkel, also ist Cat nicht zu Hause.
» Tja, also ...«, sage ich und drehe mich lächelnd zu ihm um. Und schlucke.
Seine Augen glitzern im Schein der Außenbeleuchtung, die automatisch angesprungen ist. Mit einer raubtierhaft raschen Bewegung ist er bei mir, stützt seine Hände dicht neben meinem Kopf gegen die raue Hauswand, und dann verschließen seine Lippen meinen Mund. Ich keuche und will ihn abwehren, weil alles in mir dagegen ist, aber ich kann nicht. Zu weich, zu warm. Zu schön. Stattdessen schließe ich die Augen und lasse ihn zu.
Die Straße ist leer, Newcastle schläft. Als seine Hand unter das Sakko gleitet, seine Fingerspitzen kundig meine Brustwarzen finden und sanft an ihnen reiben, durchzuckt Erregung meinen Schoß. Ich kriege keine Luft, weil sein Kuss gieriger, intensiver wird. Und plötzlich ist seine Hand unter meinem Kleid, schiebt es nach oben. Reibt über meinen Schritt, über die zarte Spitze des Strings, den ich darunter trage. Mein Atem geht flacher, meine Hände machen sich selbstständig und ertasten die Härte in seiner Hose, fahren über die muskulöse Brust unter seinem Hemd. Wieder und wieder.
Sein Daumen kreist auf mir und entlockt mir ein leises Aufstöhnen. Neckisch, verspielt fährt er über meine empfindliche Perle und reizt sie. Ich bin feucht. Gott, so feucht. Dränge mich fester an ihn, ohne meine Lippen von seinen zu lösen, ohne die Zunge aus seinem Mund zu nehmen. Klammere mich an ihn wie eine Ertrinkende, reibe über seinen Schritt und fühle, wie er unter meinem Griff wächst und härter wird. Wie zwei Teenager stehen wir im inzwischen wieder dunklen Hauseingang und fummeln. Wir erkunden unsere Körper, als wäre es das erste Mal.
Plötzlich höre ich die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Bin wieder fünfzehn Jahre alt, heimlich verliebt und genauso knutschend in der Bushaltestelle vor unserem Haus. Genauso verschwitzt, verschämt. Ich spüre ihren harten Griff an meiner Schulter, die Ohrfeige, die mich aus der unschuldigen Erregung reißt, höre ihre Worte, ihre Beschimpfungen. Die Erinnerung wirkt wie eine kalte Dusche, die meinen Verstand aus dem Urlaub zurückholt und mir schmerzhaft klarmacht, warum das hier falsch ist. So falsch.
Mit einem Ruck ziehe ich meinen Kopf zurück, trenne unsere Münder voneinander und schiebe ihn von mir. Er lässt mich, sieht mich nur an, den Kopf auf die Seite gelegt, die vollen Lippen zu feinen Strichen zusammengepresst.
»Gwen, bitte ...«
» Ich kann nicht, Adrian«, sage ich, schwer atmend. Mein Herz stolpert in der Brust und ich muss mich mit der Hand im Türrahmen abstützen, weil meine Beine zittern. Mein Körper will ihn, verlangt nach ihm, und noch etwas anderes tief in mir sagt mir, dass ich nachgeben soll, aber noch ist mein Verstand mächtiger und warnt mich.
» Es tut mir leid«, murmle ich, es klingt wie ein Schluchzen. Dann stoße ich die Haustür auf und stürme ins dunkle Treppenhaus. Geräuschvoll schlage ich die Tür hinter mir zu. Zwei Stufen auf einmal nehmend haste ich nach oben, fummle mit zitternden Fingern den Schlüssel ins Schloss und finde auch keine Ruhe, als ich schließlich allein im düsteren Flur stehe, ohne Licht zu machen. Mit pochenden Schläfen lehne ich den Kopf gegen die verschlossene Tür, dann fange ich an, mit meinen Fäusten dagegen zu trommeln.
» Scheiße! Verdammte, verfickte, verfluchte, unendliche Scheiße!«, brülle ich laut, und es erleichtert mich. Befreit mich. So sehr, dass ich den Tränen endlich freien Lauf lasse und an der Tür entlang nach unten rutsche, wo ich sitzen bleibe und hemmungslos in sein Sakko schluchze.
8
Cat ist nicht nach Hause gekommen letzte Nacht. Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein, jetzt wecken mich bohrende, dumpfe Kopfschmerzen. Hervorgerufen durch zu wenig Schlaf und zu viele Tränen.
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