Fesselnde Liebe - Teil 2
Gedanken nicht sortiert.
» Ist schon gut. Ehrlich, ich bin nicht sauer auf dich. Nur neugierig.«
» Neugierig worauf?« Verwirrt sehe ich ihn an, ein Geschirrtuch in der Hand. Das Theater ist ruhig, die letzten Gäste sind vor fünf Minuten gegangen.
» Erst hast du bestritten, was mit Adrian Moore zu haben, und jetzt fährst du wieder hin und lässt dich auf ihn ein. Und du hast da so was erzählt, von wegen Club und Fetisch und so.« Er lächelt, fast verlegen.
» Das war nur so dahergeredet, Greg. Ich wollte mich wichtigmachen.«
» Ich habe oft darüber nachgedacht und mir vorgestellt, wie du ...« Er atmet tief ein, sodass sich sein Brustkorb sichtbar wölbt. Ich schlucke, bemüht, sein Kopfkino zum Stillstand zu bringen. »Das war nur Quatsch, ehrlich«, winke ich ab.
Im selben Moment vibriert mein Handy, das ich hinten in der Jeanstasche mit mir trage. Die Vibration durchzuckt mich, weil ich heute schon drei anonyme Anrufe erhalten habe. Jedes Mal hat der Anrufer aufgelegt, nachdem ich mich gemeldet hatte, und beim letzten Anruf war ich kurz davor, genervt ins Handy zu brüllen. Viel zu schnell zerre ich daher das Telefon aus der Hose und seufze erleichtert auf, als ich die Nummer erkenne.
»Es ist alles in Ordnung!«, begrüße ich ihn.
» Ich wollte nur sichergehen, dass ihr nicht ungestört seid.«
Ich muss lachen. »Sind wir nicht. Keine Sorge.« Sind wir sehr wohl, aber das muss er nicht wissen, weil es wirklich keinen Grund gibt, eifersüchtig zu sein.
» Ich verlasse mich darauf. Und zähle die Minuten, bis ich dich wiederhabe. Nur noch 792.«
» Ich rechne das jetzt nicht nach, Adrian. Aber du bist irre.«
» Ja. Deinetwegen.«
Ich höre ihn atmen. Schwer. Mein ganzer Körper kribbelt beim Ton seiner Stimme, und in meinem Magen tanzen Schmetterlinge Samba. Nur aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, wie Greg sich abwendet und die gespülten Gläser ins Regal räumt.
»791«, sagt er, und ich lache wieder.
» Okay, okay. Ich werde später mitzählen. Statt Schäfchen.«
» Ich hole dich morgen um 12.30 Uhr ab.«
» Was?« Ich bin irritiert. »Ich habe ein Ticket nach London, und ich ...«
» Überraschung. Komm einfach um 12.30 Uhr runter auf die Straße.«
» Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich deine Überraschungen mag«, versuche ich abzuwehren. Mein Herzschlag beschleunigt sich. Diese Neuigkeit muss ich erst mal verdauen. Bis vor einer Minute war ich darauf vorbereitet gewesen, morgen nach London zu fliegen, und jetzt ...
» Ich weiß, dass du diese mögen wirst. Obwohl sie nichts mit Sex zu tun hat.«
» Ist die Biografie von John Karry etwa schon fertig?«, frage ich frech, weil ich weiß, dass sie alles andere als das ist. Weil er behauptet, mich zu brauchen. Als seine Muse. Ich, Gwendolyn Hamlin, bin eine Muse! So wie einer der hübschen Jungs, die immer um Karl Lagerfeld sind. Unfassbar!
» Bring deine gepackte Tasche mit. Bis morgen.«
Etwas enttäuscht stelle ich fest, dass er aufgelegt hat. Ich schiebe das Handy zurück in die Jeans und helfe Greg beim Einräumen der Gläser. Er räuspert sich nur kurz, sagt aber nichts zu meinem Telefonat. Erst beim Verlassen des dunklen Theaters bleibt er vor der Tür stehen, um mich anzusehen.
»Ich wünsche dir Glück, Gwen. Alles Glück der Welt. Weil du es verdient hast.«
» Danke«, antworte ich gerührt und streiche verlegen über seinen Oberarm. »Vielleicht bin ich ja schon bald zurück, und dann ...«
Greg schüttelt den Kopf und grinst schief. »Ich glaube nicht. Aber es ist schön, dich so zu sehen. Du wirkst glücklich. Zum ersten Mal, seit wir uns kennen.«
Ich presse die Lippen fest aufeinander und schaue auf den Boden. Glücklich? Ich weiß nicht genau, wie sich Glück anfühlt. Man sagt, dass man meistens nicht weiß, was Glück ist , dafür weiß man meistens, was Glück war . Wenn es sich so anfühlt, dann will ich, dass es nie wieder aufhört. Ich will es für immer festhalten und nicht erst später feststellen, was es bedeutet hat.
» Pass auf dich auf. Und wenn du jemals etwas brauchst ... wir sind für dich da. Alle. Als Freunde.«
Meine Augen werden heiß. Freunde ... das hört sich so gut an. Meine Stimme klingt kräch zig, als ich mich vor der Tür von ihm verabschiede und hastig über die dunkle Einfahrt Richtung U-Bahn stapfe, während er abschließt.
Freunde. Fast hätte ich es versaut, aber zum Glück hat Adrian mich vor diesem Fehler bewahrt. Natürlich ohne es wirklich zu ahnen
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