Fesselnde Liebe - Teil 2
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14
»Kleines«, sagt er, mehr nicht. Und mehr brauche ich nicht, um juchzend auf ihn zuzulaufen, als ich ihn auf der Straße entdecke. Er steht vor unserem Haus, gekleidet in dunkle Jeans und ein lässiges weißes Hemd mit dunkelblauem Blazer. Aber für sein Outfit habe ich im Moment wenig übrig. Unsere Blicke verhaken sich ineinander, das strahlende Blau nimmt mich gefangen, und mir ist, als läge darin alles, was ich von ihm hören möchte und was er mir noch nie gesagt hat. Er hebt mich hoch wie eine Puppe und ich presse mein Gesicht gegen seine Brust, die starken Arme genießend, die mich umschlingen.
» Fünf Minuten zu spät. Ich bin ziemlich sauer.«
Lachend hebe ich den Kopf. »Falls du mir dafür den Po versohlen möchtest ... Die Antwort lautet Nein.«
Seine Augen wirken noch blauer als sonst, sein Gesicht scheint zu leuchten. Sehe ich auch so aus? Dann laufen wir Gefahr, unsere Umwelt zu verstrahlen. Ein bisschen weiß ich jetzt, warum so viele Leute vom Anblick frisch Verliebter genervt sind. Vor allem, wenn ihnen selbst dieses Glück nicht vergönnt ist. Mein Leben lang gehörte ich zu den Genervten, doch nun habe ich alle Hemmungen verloren, uns der ganzen Welt zu präsentieren. Seht her, wie glücklich wir sind! Mit einer selbstverständlichen Geste nimmt er meine Tasche, dann meine Hand, und zieht mich mit sich zu einem winzigen schwarzen Cabrio, das eindeutig sehr viel älter ist als ich.
»Ist das dein Wagen?«
Stolz wie ein Vater wirft er mein Gepäck in den Kofferraum des Autos und lässt die Klappe geräuschvoll zufallen. »Mein Triumph TR4. Zickig und unberechenbar wie eine starke Frau, genau deshalb meine große Liebe.«
Er öffnet mir galant die Beifahrertür und winkt mir. Zögerlich setze ich meine Füße in Bewegung. Es ist sommerlich warm, und die Aussicht auf eine Fahrt nach London mit offenem Verdeck zaubert mir gute Laune.
»Ist das Kleid neu?« Seine Augen gleiten betont langsam an mir auf und ab. Ich strecke beide Arme aus und drehe mich einmal im Kreis, damit er mich bewundern kann. Vor wenigen Wochen hätte ich über eine Frau, die so was Albernes macht, gelästert und ihr einen Therapeuten empfohlen. Wie kann sich ein Leben so schnell verändern?
» Gefällt es dir?«
» Mir gefällt das Darunter noch besser, aber das muss leider warten. Steig ein.«
» Fahrer- oder Beifahrerseite?«, frage ich frech.
Er verzieht das Gesicht, als ob er Schmerzen hätte, und setzt sich selbstverständlich hinter das Steuer. »Keine Scherze damit«, warnt er. »Das ist mein Baby, und ich bin der schlechteste Beifahrer der Welt. Vor allem, wenn eine Frau am Steuer sitzt.«
Ich sinke neben ihm in den tiefen Sitz und boxe ihn gegen den Arm. »Spar dir die Chauvisprüche. Ich bin eine sehr gute Fahrerin!« Das ist eine absolute Lüge, aber ich muss meine Ehre retten. Und bis er die Wahrheit darüber herausfindet, hat er es hoffentlich längst vergessen.
» Was für eine tolle Idee, mich bei so herrlichem Wetter mit dem Auto abzuholen«, brülle ich, nachdem Adrian den enorm lauten Motor gestartet hat und durch die Stadt Richtung Autobahn fährt. Meine offenen Haare flattern im Wind, ab und zu verirrt sich eine Strähne in meinen Mund. Zum Glück sind es nur meine Haare – Insekten wären definitiv schlimmer! Es ist mein erstes Mal in einem Cabriolet, und irgendwie habe ich mir das Fahrerlebnis angenehmer vorgestellt. Aber natürlich sage ich nichts, sondern kneife einfach die Augen zusammen, wenn die Sonne mich blendet, und den Mund zu, wenn zu viele Haare wie Spinnweben davor herumtanzen.
Nach einigen Minuten wird es ruhiger, weil Adrian die Geschwindigkeit drosselt und gemächlich fährt. Wie es sich gehört für so ein Auto, finde ich. Schließlich will man auf der Spazierfahrt die Landschaft genießen.
»Wo fahren wir eigentlich hin?«, frage ich verdutzt, als ich feststelle, dass er die falsche Richtung eingeschlagen hat und definitiv nicht nach London fährt.
» Überraschung. Lehn dich zurück und entspann dich.«
Er legt die linke Hand auf meinen Oberschenkel, während er mit der anderen den Wagen lenkt. Es herrscht wenig Verkehr, aber der Diesel der LKW scheint mir in alle Poren zu dringen. Romantische Cabriofahrt? Nun ja. Wenn wir wo auch immer ankommen, werde ich vermutlich einen Hitzschlag erlitten haben, denn die Sonne brennt mir gnadenlos auf den Kopf.
»Greif mal hinter dich. Da liegt ein Kopftuch.«
Ich muss lachen. »Du wirst mir langsam unheimlich. Kannst du
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