Fesselnde Liebe - Teil 2
ernsthaft Gedanken lesen?«
» Wer weiß.« Er zwinkert mir von der Seite zu und grinst. »Ich habe viele verborgene Fähigkeiten.«
Meine Wangen glühen, weil ich natürlich an ganz bestimmte Fähigkeiten denke. Sobald ich mit ihm zusammen bin, scheine ich nur noch aus Stammhirn zu bestehen, das eigenständig irgendwelche Erregungssignale an meinen Unterleib sendet. Schlimm!
Das Tuch riecht neu, wie ich nach einer raschen Probe erleichtert feststelle. Es ist bunt und aus Seide. Ich klappe den winzigen Spiegel an der Windschutzscheibe herunter und lache laut auf.
» Himmel, ich sehe aus wie Jackie Kennedy. Mir fehlt nur eine riesige Sonnenbrille!«
Adrian schmunzelt, während er konzentriert auf die Straße sieht. Das Kopftuch ist eine gute Idee und ich fühle mich sofort wohler. Sogar an die ungewohnten Gerüche um mich herum gewöhne ich mich langsam. Allerdings brennt die Neugier in mir und lässt mir keine Ruhe.
»Warum verrätst du mir nicht, wo wir hinfahren?«
» Neugier bringt die Katze um. Warum magst du keine Überraschungen?«
Haha. Ich ziehe absichtlich einen Schmollmund und verschränke die Arme vor der Brust. »Ich bin gerne vorbereitet. Wenn du mir zu viele Änderungen zumutest, fühle ich mich wie ein Kreisel, der durch die Gegend geschleudert wird, und das gefällt mir nicht. Ich brauche klare Strukturen.«
Er lächelt nicht, sieht mich auch nicht an, als er antwortet. »Das Leben wird zu langweiliger Routine, wenn alles geplant abläuft. Das tötet jede Kreativität. Spontaneität ist wichtig, besonders in der Liebe. Kein Tag sollte dem anderen gleichen, wenn es auch manchmal nur Details sind, die sich verändern. Das Hirn braucht Abwechslung, sonst verkümmert es.«
Ich runzle die Stirn und halte mich am Griff über der Tür fest, weil er plötzlich beschleunigt. »Meinst du, dass man durch Routine dumm wird?«
» Auch das. Vor allem aber macht sie träge. Unser Hirn entwickelt sich nur durch Neues, Wiederholungen lassen Synapsen verkümmern. Es ist bequemer, ohne Überraschungen zu leben, vorhersehbar. Doch es ist ungesund.«
» Warum glaubst du, dass es bequemer ist?«, frage ich und halte das Kopftuch fest, das abzurutschen droht. »Und könntest du vielleicht wieder etwas langsamer fahren?«
Jetzt grinst er, ohne den Blick von der Straße zu nehmen oder gar meiner Bitte nachzukommen. Mein Magen vollführt seltsame Drehungen.
» Es gibt Menschen, die keine Veränderungen zulassen. Sie halten fest an dem, was war, weil sie glauben, dadurch auch das, was sein wird, kontrollieren zu können. Das ist ein Trugschluss. Wir sind höchstens Protagonisten im Roman unseres Lebens, aber das Buch schreibt ein anderer, auf den wir nur wenig Einfluss haben. Es ist besser, auf Wendungen vorbereitet zu sein, auch wenn sie Enttäuschung oder Verlust bedeuten. Es hilft also, flexibel zu bleiben und neue Anfänge zu wagen, die schwerfallen.«
» Schottland? Wir fahren nach Schottland?« Ich drehe mich zu dem Schild um, an dem wir gerade vorbeigefahren sind. Wenn ich richtig geguckt habe, sind wir tatsächlich auf dem Weg nach Norden.
» Man kann das Kopftuch übrigens auch als Knebel benutzen. Sehr praktisch«, antwortet er.
» Das würdest du nicht wagen!«
» Fordere mich nicht heraus, Kleines.«
Er wirft mir einen Seitenblick zu, der so selbstsicher wirkt, dass ich unwillkürlich in meinem Sitz zusammenschrumpfe. Da ist er wieder, der kühle, überhebliche Adrian, der mit einem einzigen Blick ein scheues Reh aus mir machen kann. Großer Gott, worauf lasse ich mir nur ein? Das Gefühl, ihm nicht gewachsen zu sein, wird wieder stärker, aber ich versuche es zu verdrängen und diese Fahrt einfach zu genießen. Zum Glück wechselt er das Thema.
» Wenn du Musik hören möchtest ...« Er zeigt mit der Hand auf das Handschuhfach vor mir, in dem ich einen iPod finde. Neugierig ziehe ich ihn heraus und beuge mich vor, um die Playlist durchzusehen. Mein Grinsen wird immer breiter.
» Es ist mir unheimlich, dass du dir so viel Mühe gibst, Adrian. Hast du denn selbst keine Lieblingsmusik?«
» Doch. Aber die findest du auf der anderen Liste.«
Die Wiedergabel iste, die ich gerade durchgesehen habe, ist tatsächlich mit meinem Namen bezeichnet, was ein warmes Gefühl durch meinen Körper jagt. Er hat all meine Lieblingsbands und Sängerinnen zusammengestellt, jedenfalls alle, die er auf meiner Facebook-Seite gefunden hat. Jetzt bin ich gespannt, welche Musik er mag. Ohne der Playlist weitere
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