Fesselnde Liebe - Teil 2
gibt morgen etwas zu feiern, und dabei darf ich nicht fehlen.«
Morgen ist der elfte Mai, und es ist ... mein Geburtstag. Aber den kann er unmöglich meinen? Falls er überhaupt davon weiß.
» Wie passend«, sage ich daher nur und nippe an dem Saft, der nicht mehr ganz kalt ist, aber trotzdem frisch schmeckt. Die Säure zieht meinen Mund zusammen und lässt Speichel fließen.
» Ich weiß.« Er lehnt sich zurück und stützt sich auf seine Unterarme. Das Sakko hat er ausgezogen, bevor wir losgefahren sind, und ich erkenne deutlich seinen Bizeps unter dem Hemd. Der Anblick seiner muskulösen, tätowierten Unterarme schickt ein Kribbeln durch meinen Leib.
» Ich habe mich gewundert, dass du deinen Geburtstag nicht zu Hause mit deinen Freunden feiern wolltest. Aber du hast nichts in der Art gesagt?«
» Ich feiere meinen Geburtstag nicht«, sage ich. Mein Magen zieht sich unangenehm zusammen. Adrian hebt beide Augenbrauen und mustert mich mit seinen durchdringend blauen Augen. »Warum nicht? Es sollte der schönste Tag im Jahr sein. Für jeden.«
» Ich weiß nicht ...« Ich ziehe die Knie zu mir heran und schlinge die Arme um meine Beine, obwohl mir nicht kalt ist. Doch die innere Kälte, die plötzlich in mir aufsteigt, ist stärker als die Sonne. »Meine Mutter hat immer gesagt, dass jede Fliege geboren wird und dieser Tag deshalb kein Grund zum Feiern wäre. Schon gar nicht in meinem Fall.« Ich atme tief ein, weil die Erinnerung mich zu lähmen droht.
Adrian rutscht näher an mich heran und umarmt mich. »Du hast nie einen Kindergeburtstag gefeiert?«, fragt er nach.
Ich schüttle den Kopf. »Nein, nie. Und du kannst dir vorstellen, dass mich das nicht gerade beliebt gemacht hat bei meinen Freundinnen.« Ich verziehe den Mund bei dieser Untertreibung. Ehrlich gesagt hatte ich kaum Freunde als Kind. Schließlich durfte ich selten draußen spielen, und zu mir nach Hause wollte nie jemand kommen. Jedenfalls kein zweites Mal. Die eisige Atmosphäre, die meine Mutter verbreitete, flößte nicht nur mir Angst ein. »Aber ich will nicht darüber nachdenken. Es ist okay. Irgendwie hat sie ja recht – was ist so besonders an einem Geburtstag? Einfach nur ein Tag im Jahr. Ein Tag, an dem man ganz zufällig geboren wurde ohne Bedeutung.«
»Der Tag, an dem du geboren wurdest, hat für mich eine sehr große Bedeutung, Kleines«, flüstert er und zieht mich dichter zu sich heran, bis ich mit dem Rücken fest auf seinem Oberkörper ruhe. Seine Beine umklammern mich rechts und links, und ich fühle mich gut, so beschützt und umarmt. Als wäre er mein persönlicher Kokon, in dem ich mich vor der Welt verstecken kann. Sein Herz schlägt ruhig und langsam.
» Kilian wohnt auch in Aberdeen«, sage ich. »Mein Ex-Mitbewohner.« Ich wende vorsichtig den Kopf, um seine Reaktion zu sehen. Schließlich war er offenbar eifersüchtig auf meinen einzigen Freund und ich habe keine Ahnung, wie sich das in Zukunft entwickeln wird. Wird er verstehen, dass Kilian nur ein Freund ist? Sein Gesicht offenbart nichts.
» So?«, fragt er nur, dann greift er neben sich zu einem der winzigen Sandwiches und füttert mich damit. Ich kichere albern, während ich Minibisse nehme wie ein Spatz.
Aberdeen ... Adrians Familie. Jedenfalls das, was davon übrig ist, denn einen Vater hat er ebenso wenig wie ich.
»Erzähl mir von deiner Familie«, fordere ich. »Ich weiß nichts über sie. Lebt deine Mutter allein? Ist sie wieder verheiratet?«
Er lacht leise. »Du wirst sie sehr bald kennenlernen, Kleines. Meine Mutter ist wieder verheiratet, und wie es sich für sie gehört, hat sie sich einen reichen Schotten geangelt. Aber Craig ist nett, er behandelt sie gut. Meine Mutter war immer gut darin, für sich zu sorgen. Mein jüngerer Bruder Gordon lebt bei ihnen mit seiner Familie. Er ist seit vier Jahren Vater und hat eine Tochter, Emily. Ich bin ihr Patenonkel, sie hat morgen Geburtstag.«
Ich stutze kurz. Er hat einen Bruder? Davon hat er mir noch nie erzählt. Plötzlich fällt mir wieder auf, wie fremd er mir eigentlich ist. So verschlossen und geheimnisvoll, nicht bereit, mehr von sich preiszugeben. Wie die Sache mit Gisele, die mir Magenschmerzen bereitet. Ich will die schöne Stimmung aber nicht verderben, indem ich jetzt davon anfange. Irgendwann wird es eine Gelegenheit geben, mit ihm darüber zu sprechen.
» Also verstehst du dich gut mit deiner Mutter?«
Ich spüre, wie sich sein Körper hinter mir versteift. Sein Brustkorb hebt und
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