Fesselnde Lust 1
rauschte. Erst da fiel ihr auf, dass in der Ecke eine große, verhüllte Staffelei stand.
Christian schaute sie unverwandt an, als er sich neben die Staffelei stellte. Ihr Puls schlug schneller.
»Das habe ich gemacht, als du weg warst.« Er nahm das Tuch weg und enthüllte ein Gemälde in Sepia-Tönen, wie eine alte, verblichene Fotografie.
Ein Gemälde von ihr.
Das Werk war exquisit. Sie lag ausgestreckt auf der antiken Chaiselongue, die gefesselten Arme über den Kopf gestreckt, in einer langen, fließenden Linie. Sie erkannte sich und doch wieder nicht, weil das Bild traumähnlicher und schöner war, als es in der Realität jemals sein konnte. Sah er sie so?
Ihr wurde die Kehle eng. Als sie aufblickte, sah sie, dass er sie angespannt beobachtete. Er wirkte stark, einschüchternd, aber sein Gesicht spiegelte ein Wechselbad der Gefühle wider. Für sie? Oder für sein Bild?
»Es ist schön.« Sie schüttelte den Kopf. Worte waren manchmal so unzureichend. »Es ist… wunderschön. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es sieht beinahe gar nicht so aus wie ich.«
»Es sieht genauso aus wie du, Rowan«, sagte er leise.
Sie wollte schon den Kopf schütteln, aber er trat rasch zu ihr und kniete sich vor sie auf den Fußboden.
»Nein, streite es nicht ab. Das bist du, und du bist wunderschön.« Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen und blickte ihr in die Augen.
Blinzelnd senkte sie den Blick, aber sie konnte nicht verhindern, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug. Sie liebte diesen Mann. Was sollte sie bloß tun?
Sie begann zu weinen. Die Tränen strömten ihr über die Wangen. Er wischte sie vorsichtig weg, fragte nichts, verlangte keine Erklärung.
Hilflos schluchzte sie leise vor sich hin, und Christian hielt sie im Arm und ließ sie weinen. Schließlich sagte er: »Das heißt also, es gefällt dir?«
Unwillkürlich musste sie lachen. »Ja, natürlich.«
Sie blickte ihn an und kam sich plötzlich albern vor.
Kopfschüttelnd sagte sie: »Es tut mir leid.«
»Das braucht es nicht. Kunst sollte immer eine emotionale Erfahrung sein.«
»Ja, aber es ging nicht nur um das Bild.« Sie holte tief Luft. Wie sollte sie es erklären?
»Sag schon«, drängte er sie.
Sie blickte ihm in die Augen. »Christian, was tun wir hier? Das kann so nicht weitergehen.«
Er zog die dunklen Augenbrauen hoch. »Warum nicht?«
»Unsere Vereinbarung gilt noch zwölf Tage. Wenn unsere Zeit vorüber ist, werde ich wieder Domina sein, und du, du wirst … ein anderes Mädchen trainieren.«
»Wieso bist du dir da so sicher?«
»Weil es im Leben so läuft. Menschen ändern sich nicht einfach.«
»Der Meinung bin ich nicht.« Er schwieg einen Moment.
»Ich bin nicht …« Sie wollte protestieren, hielt aber inne. Er hatte ja Recht. Sie würde ihn nicht anlügen.
»Manchmal geschehen Dinge, die einen beschädigen.«
Ihre Hände umklammerten die Lehne der Chaiselongue.
»Muss das denn für die Ewigkeit gelten?«
Er war so geduldig, aber sie wollte dieses Thema nicht erörtern. »Müssen wir darüber sprechen?«
»Ja, verdammt noch mal! Wenn du vorhast, mich zu verlassen, nur weil irgendein Hurensohn dir etwas angetan hat, ja, dann müssen wir darüber sprechen. Du weißt so gut wie ich, dass zwischen uns etwas entstanden ist.
Etwas Reales.«
Sie wandte den Blick ab und drückte eins der kleinen Kissen an ihren Bauch. Leise erwiderte sie: »Es mag ja real sein, aber wir müssen uns trotzdem der Realität stellen. Und die Realität ist, dass ich nicht wirklich devot bin, Christian. Sicher, bestimmte Dinge kann ich mit dir tun, aber ändern kann ich mich für dich nicht.«
»Das kann nicht die ganze Wahrheit sein, weil es dir zu leicht gefallen ist, dich zu unterwerfen. Ich verstehe nicht, warum du so darauf beharrst, wo doch alles, was zwischen uns gewesen ist, eine andere Sprache spricht.«
In Rowan stieg plötzlich Ärger auf. »Ihr Männer! Bloß weil ich diese Dinge mit dir gemacht habe, hältst du mich jetzt für eine Art Sklavin!«
»Das habe ich nie behauptet, und das weißt du auch.«
Sie sah ihm an, dass er versuchte, sich zu beherrschen.
Wieder schüttelte sie den Kopf. Sie fühlte sich auf einmal innerlich leer. »Ich glaube nicht, dass ich es noch einmal kann.«
Er zog die Augenbrauen zusammen. »Wie meinst du das?«
»So mit dir zusammen sein. Ich halte die dreißig Tage nicht durch.«
Das hatte er offensichtlich nicht erwartet. Er schwieg.
Sie konnte ihm nicht in die Augen blicken, deshalb schaute
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