Fesselnde Lust 1
Tränen standen ihr in den Augen.
Ich will nicht weinen.
Die Tür ging auf.
Eine Frau stand auf der Schwelle, ein Mädchen, das sie vom Sehen aus dem Club Prive kannte. Dunkle, kurze Haare, groß, schlank und sportlich. Sie trug ein sehr kurzes schwarzes Latex-Kleid mit schmalem Lederhalsband. Sie war barfuß.
»Wer ist da?«, kam Deckers Stimme von irgendwoher aus dem Haus.
»Was wollen Sie?«, fragte die Frau, die April anscheinend nicht erkannte.
Nun, das konnte sie ihr nicht verübeln. Sie war nass bis auf die Haut, ihre Haare klebten ihr am Kopf, und ihr Make-up war wahrscheinlich völlig zerlaufen. Sie sah bestimmt schrecklich aus. Und diese Frau sah so hübsch aus.
Decker kam ebenfalls an die Haustür.
»April! Was machst du denn hier?«
Ihr Herz sank, und einen Moment lang dachte sie, sie müsste sich übergeben.
Nein, bloß nicht hier, vor ihnen.
Sie schüttelte den Kopf, und erneut traten ihr Tränen in die Augen, liefen ihr über die Wangen. Aber es war ihr egal.
Leise sagte sie: »Ich weiß es wirklich nicht.«
Sie blickte ihn an, zwang ihn, ihren Blick zu erwidern, aber er sagte keinen Ton. Er machte lediglich eine hilflose kleine Kopfbewegung und fuhr sich mit der Hand durch seine kurzen dunklen Haare.
Sie wartete. Nichts.
Wieder schüttelte sie den Kopf und murmelte: »Ich weiß wirklich nicht, was ich hier tue.« Dann drehte sie sich um und lief hastig weg.
Er rief ihren Namen, aber sie blieb nicht stehen. Was hätte er auch sagen sollen?
Sie setzte sich ins Auto und umklammerte zitternd das Lenkrad. Ihr Herz wurde zu Stein und zerbrach.
Was für eine Närrin war sie doch!
Zwei Tage! Zwei Tage, und er hatte sie schon durch ein anderes Mädchen ersetzt. Sie startete den Motor und stellte die Heizung auf warm. Ihr war eiskalt, sie zitterte am ganzen Leib.
Gott, war sie wütend! Wütend auf sich, auf ihn. Und zutiefst verletzt.
Unter der Verletzung und der Wut lag Scham. Wie war sie nur auf die blöde Idee gekommen, dass aus dieser katastrophalen Geschichte mehr werden konnte? Es war doch von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen, nur sie war so blöd gewesen anzunehmen, dass etwas zwischen ihnen war.
Verdammter Kerl!
Aber nein, die Schuld lag bei ihr. Decker hatte ihr schließlich nie Hoffnung gemacht. Sie hatte lediglich die Wahrheit nicht wahrhaben wollen.
Der Regen prasselte aufs Wagendach, als sie den Hügel hinunterfuhr. Die Straßen waren still. Schließlich war sie zu Hause, schleppte sich in ihr Schlafzimmer, riss sich die nassen Kleider vom Leib und legte sich ins Bett, bevor die Tränen kamen. Und dann weinte sie sich die Seele aus dem Leib.
Sie rollte sich unter der Decke zusammen, drückte ein Kissen an die Brust, als ob es ihr helfen würde, den Schmerz zu bekämpfen. Aber nichts half. Sie hatte das Gefühl, nichts würde je wieder gut sein.
Sie war überzeugt davon, dass sie sich nie mehr würde bewegen können.
Mit geschlossenen Augen holte Rowan tief Luft und versuchte, ihren rasenden Pulsschlag zu beruhigen. Ihr ganzer Körper vibrierte von der Gewalt der zahlreichen Orgasmen. So häufig hintereinander war sie noch nie in ihrem Leben gekommen.
Und nicht einen einzigen Augenblick lang hatte es BDSM-Spiel gegeben. Und ebenfalls keinen Moment, in dem sie die dominante oder devote Rolle gespielt hatten.
Was bedeutete das?
Allerdings war sie gerade jetzt zu erschöpft, um darüber nachzudenken.
Sie spürte Christians Gewicht auf dem Bett und öffnete die Augen. In seinen schönen Augen stand mehr als Lust. Er lächelte sie an, zog eine ihrer Hände an die Lippen und bedeckte sie mit zahllosen sanften Küssen.
Sein Mund glitt über die Innenseite ihres Arms bis zu ihrer Schulter. Er schob ihre Haare beiseite und wanderte von der Schulter bis zu der zarten Haut an ihrem Hals.
Erneut überflutete ein Lustschauer ihren Körper. Seine Küsse waren so zärtlich, dass sie es kaum ertragen konnte. Als er sanft eine Haarsträhne von ihrer Wange schob, traten ihr Tränen in die Augen.
Er flüsterte: »Ich muss dir etwas zeigen.«
»Was?«
»Komm mit, dann siehst du es.«
Er half ihr in einen Bademantel und reichte ihr die Hand, damit sie aufstehen konnte, obwohl sie noch ein wenig unsicher auf den Beinen war. Er legte ihr den Arm um die Taille und führte sie zu der alten Samt-Chaiselongue im Atelier.
Ein paar Lampen im Atelier wurden eingeschaltet, und der goldene Schein, den sie verbreiteten, bildete einen warmen Kontrast zu dem Regen, der auf das Dach
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