Fesselnde Lust 1
nur früher getan!«
Zitternd atmete sie ein. Sie hatte einen Kloß im Hals.
»Er kam also vorbei und wollte mich wieder fesseln.
Aber ich wollte nicht. Und er … er nannte mich eine Hure, dieses übliche Macho-Gerede. Er sagte, ich sei doch diejenige, die es wollte. Und dann tat er es einfach.«
»Himmel, Rowan.«
Ihre Augen brannten, aber sie weigerte sich, auch nur noch eine Träne wegen Danny zu vergießen. Leise sagte sie: »Den Rest kannst du dir vermutlich denken.«
Christian schwieg eine Weile.
»Fühlst du dich jetzt erleichtert, weil du darüber gesprochen hast?«
»Ehrlich gesagt, nein. Ich muss nicht mehr darüber reden. Ich habe mir nach diesem Abend geschworen, dass mir das nie wieder passieren würde. Dass ich mein Leben, meine Sexualität selbst bestimmen würde. Und ich würde nie wieder zulassen, dass ein Mann Macht über mich hat. Und danach habe ich auch gelebt. Er hat mich beschädigt, und das kann ich nicht ändern, ganz gleich, wie tief ich es begrabe.«
»Das ergibt keinen Sinn, Rowan. Du hast doch selbst gesagt, dass das, was wir miteinander gemacht haben, dich nicht definiert. Und das Gleiche gilt für das, was du vorher gemacht hast. Warum muss es denn um diese Extreme gehen?«
»Weil wir extreme Menschen sind, Christian. Das kannst du doch nicht leugnen.«
»Na gut. Okay. Aber ich kann dir doch helfen, damit umzugehen, jetzt, wo es ausgesprochen ist.«
»Du bist nicht mein Retter, Christian. Warum willst du das unbedingt für mich tun? Hältst du mich für so schwach?«
»Nein, Natürlich nicht.«
»Warum denn dann?«
»Das habe ich dir doch bereits gesagt.«
»Aber es steckt noch mehr dahinter, oder?«
Er schwieg und wandte den Blick ab. Dann sah er sie wieder an.
Gott, warum hatte sie überhaupt danach gefragt. Sie wollte es doch gar nicht wissen, sie wollte gar nicht, dass sie einander noch näherkamen. Sie konnte es nicht ertragen.
Er trat auf sie zu und kniete sich vor die Chaiselongue.
Seine Augen suchten ihr Gesicht, und ein scharfer Stich fuhr ihr durchs Herz.
»Was noch dahintersteckt, Rowan? Ich glaube, das weißt du. Möchtest du wirklich, dass ich es ausspreche?
Das tue ich nämlich jetzt. Ich entblöße mich jetzt vor dir. Für dich. Verstehst du, was ich sage?«
Ihre Augen schwammen in Tränen. Sie wandte sich ab.
»Nein, Christian, nicht.«
Aber er umfasste ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Durch einen Tränenschleier hindurch sah sie sein schönes Gesicht.
»Ich liebe dich, Rowan. Ich liebe dich.«
»Nein …«
»Es geht nicht weg, wenn du es leugnest. Du musst es nicht akzeptieren, und du musst es auch nicht erwidern.
Aber es ist da. Ich habe es ausgesprochen.«
Jetzt weinte sie heftig. Der Schmerz durchdrang ihren ganzen Körper. Sie schlug die Hände vors Gesicht. Sie konnte ihm nicht in die Augen schauen, weil sie die Wahrheit dort las.
»Bitte nicht«, flehte sie.
»Willst du immer noch gehen?« Seine Stimme war rau.
Sie ließ die Hände sinken und holte tief Luft. Dann nickte sie unter Tränen. »Ja, ich muss«, stieß sie hervor.
Er nickte, stand auf und trat mit verschränkten Armen an die großen Fenster. Er schwieg, als sie sich erhob und hinunterging, um sich anzuziehen. Er stand immer noch da, als sie fertig war und ins Atelier zurückkam.
Sie trat hinter ihn.
»Ich … ich gehe jetzt.«
Er schwieg.
»Bitte sag etwas, Christian.«
»Was willst du denn noch von mir hören? Ich habe alles gesagt.«
Er hatte Recht. Es gab nichts mehr zu sagen. Sie drehte sich um und ging.
13
R owan musste aufhören zu weinen. Tränen hatten ihr noch nie gutgetan. Und das hier waren keine Tränen der Erleichterung, es waren bittere Tränen, die nicht zu ihrer Heilung beitrugen. Seit drei Tagen weinte sie schon, und sie war völlig erschöpft.
Sie blickte zu der kleinen Statue auf ihrer Kommode.
Nymphe. Ein Bote hatte sie heute früh gebracht. Eine Nachricht war nicht dabei gewesen. Sie hatte mit Christian nicht mehr gesprochen, seitdem sie sein Haus verlassen hatte. Er hatte sie nicht angeschaut. Sie konnte es ihm nicht übelnehmen. Jetzt ertrug sie es kaum, die Statue anzusehen, die er mit seinen eigenen Händen geschaffen hatte. Aber sie brachte es auch nicht über sich, sie aus ihrem Schlafzimmer zu entfernen.
Sie trat ans Fenster und blickte auf die Stadt. Der Himmel war grau und düster, und von der Küste her zog Nebel auf. An Christians Haus war er bestimmt dick und undurchdringlich.
Neuer Kummer überwältigte sie. Sie
Weitere Kostenlose Bücher