Fesselndes Geheimnis
glühenden Blick geradezu versengt. Es war sehr … irritierend. Und überaus erregend.
»Unglaublich!« Er war sichtlich beeindruckt, fügte dann jedoch in neckendem Ton hinzu: »Englisch nennen Sie an letzter, Französisch an zweiter Stelle? Ist das so?«
»Ich glaube schon«, murmelte ich überrumpelt. Hastig, um von mir abzulenken, fragte ich: »Was ist denn Ihr Beruf, Vincent?«
»Ich bin im In- und Export tätig«, antwortete er lässig. Obgleich er mir dabei schnurgerade und ohne zu zwinkern in die Augen schaute, hatte ich den deutlichen Eindruck, dass er log. Ich konnte nicht sagen wieso. Einfach nur Intuition.
»Und ich«, begann Mara Noire und strich sich mit einer eleganten Geste das dichte, lockige Haar zurück, »leite den Club gegenüber. La Belle Folie.«
»Der immer einen Besuch wert ist«, ergänzte Vincent. »Allerdings steht er nur für Mitglieder zur Verfügung.«
»Nur für Mitglieder? Was für Events werden denn dort veranstaltet?« Mit einem provozierenden Lächeln zog ich eine Augenbraue hoch und hoffte, sie würden auf meine neckende Art hereinfallen.
»Man amüsiert sich bei uns auf … besondere Weise«, erklärte Mara Noire mit ihrer samtdunklen, rauchigen Stimme. Eine Erklärung, die nichts preisgab.
»Und was bedeutet das?« Ich sah von Mara zu Vincent und wieder zurück.
»Vincent?« Mara rückte ihren Stuhl ein Stückchen weiter nach hinten und für einen Moment befürchtete ich, zu weit gegangen zu sein. »Erklärst du es ihr?« Sie warf mir ein Lächeln zu, das mindestens so gespielt war wie mein eigenes. Es erinnerte mich an einen Hai. » Ich werde mir kurz meine Nase pudern – bitte entschuldigt mich.«
Damit erhob sich die Chefin von »La Belle Folie« und schritt elegant Richtung Toilette davon.
Vincent schaute mich an. Ein leises Lächeln kräuselte seinen schönen, sinnlichen Mund. Seine Augen funkelten. »Vielleicht möchten Sie La Belle Folie wirklich kennen lernen? Dann könnten Sie LIVE erfahren, was es dort für Möglichkeiten des gehobenen Amüsements gibt.«
»Ja, es würde mich … also … doch, das würde mich schon interessieren«, sagte ich und baute absichtlich ein kleines Zögern in meinen Satz ein. Aber aus den Augenwinkeln lächelte ich ihn ebenfalls an.
Vincents Hand streifte wie zufällig mein Bein, was mich aufseufzen ließ; ein Teil von mir hätte sogar am liebsten »mehr« gestöhnt, doch ich beherrschte mich.
»Nun ist es aber so, dass wir eine Art – Aufnahmeprüfung haben«,ergriff er wieder das Wort. »Ohne eine solche absolviert zu haben, wird niemand bei uns Mitglied.«
»Ach wirklich? Und was darf ich mir darunter vorstellen?« Neugierig beugte ich mich näher zu ihm hin. Ich rutschte auf dem U-förmigen Sitz an ihn heran. Beinahe gegen meinen Willen. Und plötzlich ahnte ich, warum Mara uns in Wirklichkeit allein gelassen hatte. Weil sie wusste, dass ich Vincent nicht widerstehen konnte.
Er lachte leise in sich hinein und der Ton seines Lachens ließ die Warnsirenen meiner anerzogenen Moral aufheulen. »Nun, meine Liebe, wenn wir es vorher erklären würden, ginge ja der Prüfungscharakter verloren.« Die Betonung von »Prüfungscharakter« ließ mich an bittersüße Schmerzen und atemberaubende Exzesse denken. »Aber seien Sie versichert«, jetzt legte er noch einmal, aber dieses Mal fester, seine große, kräftige Hand auf mein Knie, »es wird Sie nicht überfordern. Die Leute von ›La Belle Folie‹ haben Erfahrung und wissen, was sie tun. – Das Ganze hat etwas von einem Einweihungsritual an sich und dient einzig und allein dazu herauszufinden, ob ein neuer Kandidat, der sich bei uns ›bewirbt‹, auch wirklich zu uns passt.«
Bei seiner Erklärung konnte ich förmlich fühlen, wie meine Augen zu funkeln begannen. Schon immer hatte mich alles fasziniert, was mit Einweihungszeremonien zu tun hatte. Vincent musste in meinem Gesicht gelesen haben, wie sehr mich die Idee reizte, denn sein Lächeln wurde noch offener und herzlicher.
»Und … Was sagen Sie, Mademoiselle Danzer?«
»Christine«, murmelte ich, von meiner eigenen Faszination beinahe überwältigt, »nennen Sie mich Christine.«
»Gern«, schnurrte Vincent, und gleich zum vertraulichen ›Du‹ übergehend, hakte er noch einmal nach: »Also, Christine, was sagst du dazu? Hast du Lust, dich dem Aufnahmeritual zu unterziehen?«
Er streckte seine Hand aus und strich mir eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Diese zarte Berührung jagte einen Schauer durch
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