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Fesselndes Geheimnis

Fesselndes Geheimnis

Titel: Fesselndes Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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widmete, war wieder echt, und ich genoss die Bewunderung, die sowohl sie als auch Vincent mir offen zollten.
    »Es gibt wohl nicht allzu viele ›Bewerber‹ für ›La Belle Folie‹?«, vermutete ich.
    »Nun …«, begann Vincent, aber Mara Noire unterbrach ihn: »Ja, du hast nicht ganz unrecht, Christine – die Zahl der Aufnahmewilligen hält sich zurzeit in engen Grenzen. Umso mehr freue ich mich über deine Bewerbung.« Auch sie duzte mich jetzt ganz ungeniert, und ihre dominante Aura hüllte mich ein. Mir war, als würden ihre Nägel über meine Haut streichen und ein intensives, aber nicht unangenehmes Brennen hervorrufen, mich mit Malen zeichnen, die zwar verblassen, aber unter meiner Haut weiter brennen würden …
    »Und einige Kandidaten bestehen unseren Test auch nicht …«
    Kurz spürte ich Angstlust in mir aufsteigen – eine Art Fahrstuhlgefühl – schluckte aber beides hinab. Sowohl Angst als auch Lust sollten mich nicht ablenken.
    »Wie viele Mitglieder hat ›La Belle Folie‹ überhaupt?«, forschte ich und registrierte, wie
    Vincent und Madame Noire einen kurzen Blick wechselten.
    »Also«, ergriff dann Vincent wieder das Wort, »solche Details – und noch viel mehr – erfährst du, sobald du zu uns gehörst.«
    »Ja«, bekräftigte Madame Noire, »genauso ist es, Vincent hat völlig recht.« Wieder tauschten sie einen Blick, der mich außen vorließ und mir ein Kribbeln über den Rücken laufen ließ. War es wegen der offensichtlichen SM-Zugehörigkeit, oder weil sie etwas verbargen?
    Schließlich quälten mich noch Hunderte von Fragen. Das schien sehr deutlich in mein Gesicht geschrieben zu sein, denn sie lachten beide. Herzlich und ehrlich.
    »Bezähme also deine Neugier und Ungeduld ein wenig, meine Liebe!«, forderte Mara Noire und zwinkerte mir verschwörerisch zu. »Falls es dich tröstet – praktisch jeder, der heute zum Club gehört, musste sich der Prüfung unterwerfen. Mir kam die Idee vor einigen Jahren, und sie wurde begeistert aufgenommen.«
    Daran zweifelte ich nicht. Auch ich selbst fühlte mich davon unwiderstehlich angezogen. Dominanz, Vertrauen, Hingabe und Kontrollverlust – all dies ein Aphrodisiakum der Szene.
    »Gibst du uns deine Handynummer, Christine?« Das war Vincents sanfte, melodische und gleichzeitig kraftvolle Stimme. In dieser Tonlage war sie wie geschaffen, um allein durch Hören einen multiplen Orgasmus auszulösen.
    »Ja, gern«, murmelte ich, nicht ganz von meiner Handlung überzeugt.
    Trotzdem tauschten wir unsere Mobiltelefonnummern aus. Als mir Mara Noire erneut Champagner nachschenken wollte, protestierte ich jedoch. »Ich werde sonst noch total beschwipst. Nein, für mich wird es wirklich Zeit zu gehen.«
    Erst nach einigen bedauernden Kommentaren der beiden gelang es mir schließlich, mich loszueisen. Bedauerte Vincent mein Gehen mehr als Mara Noire?
    »Du wirst bald von uns hören, Christine«, sagte er, galant aufstehend.»Und merk dir das Stoppwort, das du im Notfall während der Zeremonie aussprechen kannst: STORNO.«
    »Oh, wie prosaisch«, brachte ich hervor. Zugleich fühlte ich mich auch durch dieses Detail angenehm erregt. In meinem Magen und noch ein bisschen tiefer prickelte es. Dieses höchst angenehme Vibrieren pflanzte sich fort und breitete sich in meinem gesamten Unterleib aus. Ich hatte den Wunsch, tief durchzuatmen und mir auf die Lippen zu beißen, so intensiv-süß war das ziehende Gefühl. Ich schaffte es mit einiger Mühe, nur ersteres zu tun. Zuerst verabschiedete ich mich von Mara mit Wangenküsschen. Ihr schweres Parfüm stieg mir dabei kitzelnd in die Nase. Es wurde gleich darauf abgelöst von Vincents herber männlicher Duftnote, die von ihm selbst ausströmte, als ich ihn küsste.
Nein, er benutzt sicherlich keine künstlichen Aromen
, dachte ich,
dazu ist er nicht der Typ
.
    Trotzdem bahnte sich sein Geruch einen Weg in meinen Verstand, weckte meine Libido und beeinflusste mein Urteilsvermögen. Die lustvolle Spannung löste einen heftigen inneren Sog aus. Er schien förmlich Teile meiner Persönlichkeit auszulöschen und andere ins Licht zu drängen. Beinahe, als würde ich mich in jemand anderen verwandeln.
    Erst als ich am Straßenrand in strahlendem Sonnenschein stand und auf mein Taxi wartete, gelang es mir wieder nachzudenken und einen klaren Kopf zu kriegen. Das war auch der Moment, in dem mir auffiel, dass der Wagen vor »La Belle Folie« verschwunden war.

    Ich war zu durcheinander, um unterwegs etwas zu essen.

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