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Fesselndes Geheimnis

Fesselndes Geheimnis

Titel: Fesselndes Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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Der Appetit war mir schon lange vergangen. Also kehrte ich direkt ins Hotel zurück. An der Rezeption, wo ich nach meinem Schlüssel fragte, gab mein Handy Laut, und sofort durchzuckte mich ein freudiger Schreck. Aber es war keine Nachricht von Vincent.
    Nur eine SMS von Felix. »Bitte melde dich mal! Wie geht es dir und Mark?«
    Der Gedanke an Mark versetzte mir einen Stich, aber ich war noch immer nicht in der Lage, meinem Ex-Freund zu antworten. Ich konnte mich jedoch nicht dagegen wehren, dass ich auch Felix’ Gesicht auf einmal deutlich vor meinem geistigen Auge sah und mich an die Zeit mit ihm erinnerte …

Kapitel 6
    Zurück im Hotelzimmer konnte ich der Erinnerungswoge nicht länger widerstehen, versuchte es nicht einmal mehr. Aufgewühlt, erregt, aber auch ein wenig verängstigt von der Intensität der Woge warf ich mich auf mein Bett und ließ die lang unterdrückten Reminiszenzen über mich hinweg rollen.

    Befriedigender Sex, das unentdeckte Land. Zumindest für mich, die ›scheue Blume‹ Christine. Ich wusste, dass ich ein Riesentheater um den Liebesakt machte, dass ich die Gewohnheit hatte, mich ziemlich zu zieren und anzustellen. Dies passte mir nicht und jenes, die Matratze war zu hart, das Kissen zu weich. Oder ich schaltete ab, fühlte mich selbst nicht, konnte meinen eigenen Körper kaum spüren, war wie totes Fleisch.
    So verdarb ich mir selbst den Spaß am Sex, und seit ich damit angefangen hatte Körperflüssigkeiten auszutauschen, hütete ich ein schmutziges kleines Geheimnis: Ich hatte noch nie einen Orgasmus bekommen. Auch nicht mit mir selbst. Zwar erreichte ich hin und wieder die Plateauphase, balancierte auf dieser Erregungshöhe, den Höhepunkt zum Greifen nahe. Doch nie kam er, stets folgte die »Rückbildung« – ein schrecklicher Ausdruck für eine schreckliche Enttäuschung! »Entladen« konnte ich mich so wenig wie geschätzte vierzig Prozent meiner Leidensgenossinnen.
    Meine unterschwellige Erregung blieb, quälend, löste sich nicht in Glückseligkeit auf. Um bei dem Erregungshöhen-Bild zu bleiben, fror ich eine Weile auf dem zugigen Hochplateau ohne die in greifbarerNähe befindliche Wärme zu spüren – und blieb dann dort liegen, mit Asche bedeckt. Und während ich dort lag, dachte ich völlig unerotisch an einen klemmenden Wasserhahn oder an einen misslungenen Kuchen im Backofen.
    Der klassische, sexuelle Höhepunkt würde ja eh überschätzt, hieß es ständig von den orgasmusfähigen Frauen … Trotzdem jagte ich ihm nach wie der Teufel einer armen Seele.
    Und dann kam Felix. Der zwielichtige Felix mit seinem piratenhaften Grinsen in einem gebräunten Gesicht, samt smaragdfunkelnden Augen und einem verwegenen schwarzen Schnurrbart. Fast klischeehaft! Doch er zog mich trotz der Vielzahl an tanzenden, singenden und flirtenden Partygästen nicht wegen seines Aussehens in seinen Bann. Felix interessierte mich, weil er ANDERS war. Ich konnte dieses ANDERSSEIN fast körperlich spüren.
    Unsere Blicke begegneten sich mehrmals, er schaute ironisch drein, fand ich, und ich wurde jedes Mal blutrot. Ob er spüren konnte, dass ich nur selten feiern ging – und noch seltener auf wilde Partys?
    Ein lautes Grölen riss mich aus den Gedanken. Ein bildhübsches junges Mädchen, höchstens zwanzig Jahre alt, war »oben ohne« auf den Wohnzimmertisch geklettert und hatte zu tanzen begonnen. Ein wunderschöner Anblick und ich kam nicht umhin sie zu beneiden. Sie war jung und frei und ohne Hemmungen. Überließ dem Alkohol oder ihrer Lust die Kontrolle, während ich – immer noch konnte ich die Stimme meiner Mutter hören – dazu gedrillt worden war, dass Kontrolle das Wichtigste im Leben war. Man musste sie behalten und durfte sie nie abgeben. Weder das eine noch das andere schien für die verführerische Tänzerin zu gelten, die sich von den umstehenden Gästen antreiben ließ. Im Takt ihres Applauses bewegte sie sich, ließ sich anspornen und immer weiter treiben. Ihre großen Brüste tanzten wild auf und ab. Kleine Schweißtropfen glitzerten auf ihrer Haut und vervollständigten das Bild einer ekstatischen Mänade, die sich nahm was sie wollte. Sie bot wirklich einen schönen, beinahe unwiderstehlichen Anblick. Unwillkürlich sah ich mich nach Felix um, davon überzeugt, dass auch er das Schauspiel genoss und sich ein »Was wäre wenn« ausmalte.
    Er stand tatsächlich inmitten der Umstehenden. Aber er sah nicht die halbnackte Tänzerin an, sondern mich. Unverwandt. Als er meinen

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