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Fesselndes Geheimnis

Fesselndes Geheimnis

Titel: Fesselndes Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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gegenüberliegende Straßenseite, frühstückte und trank mehr Kaffee als meiner Nervosität gut tat. Endlich, am frühen Mittag, wurde meine Geduld belohnt! Ein Mann kam aus dem Club, stieg in das verdächtige Auto und suchte scheinbar etwas im Inneren. In »La Belle Folie« waren also auch tagsüber Leute.
    Der Wagen … woher kannte ich diese langgestreckte Limousine? Ich hatte das Gefühl, dass das Wissen direkt hinter meinen schmerzhaft pochenden Schläfen verborgen war. Unwillkürlich massierte ich sie. War sie mir nur deshalb aufgefallen, weil ihre Marke nicht auf Anhieb zu erkennen war?
    Nein! Als der Mann wieder ausstieg, kam mir die Erleuchtung: Genau dieser Wagen, schlampig geparkt, war in der Nähe des Tatorts gewesen! Und dieses Auto hing mit »La Belle Folie« zusammen!
    Als der Mann eben wieder in den Club schlüpfen wollte, erschien eine attraktive Frau in der Tür. Respektvoll wich er ihr aus und neigte wenig den Kopf. Sie gab ihm einen leicht wirkenden Klaps auf die Schulter, bevor sie mit energischen und dennoch anmutigen Schritten die Straße überquerte. Die große Schönheit steuerte geradewegs auf das Adamant Bistro zu. Ich hatte mehr Glück als Verstand! – Jemand, der ohne Zweifel eine wichtige Beziehung zu dem Etablissement hatte, kam hier herein. Ich beschloss, die Frau erst einmal eine Weile zu beobachten und mir währenddessen einen Plan zu überlegen. Sowohl das erste als auch das zweite war nicht einfach, denn ich musste mir wirklich Mühe geben, sie nicht anzustarren. Ihre Ausstrahlung war – beeindruckend. Sie trug ein schwarzes, eng anliegendes Kostüm und große Brillant-Kreolen in den Ohren, hatte pechschwarze Locken und einen purpurgold geschminkten Mund; beim Eintreten griff sie zu ihrem Handy, das wohl geläutet oder vibriert hatte, hielt es sich ans Ohr und sprach gedämpft hinein: Es sah aus, als würde sie es küssen. Sie setzte sich an den mit elfenbeinfarbenem Lederimitat überzogenen Tresen. Ihre Figur war schlank, und dass sie möglicherweise schon die Fünfzig überschritten hatte, sah man ihr nur bei genauem Hinsehen an.
    Ich überlegte gerade, ob ich aufstehen, zum Tresen gehen und mir dort direkt neben ihr noch einen Kaffee bestellen sollte, um so ganzbeiläufig mit ihr ins Gespräch kommen zu können. Da geschah etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte.
    MEIN Fremdling aus den Dünen betrat das Bistro!
    Und er war hier mit jemandem verabredet. Nicht nur mit einem »irgendjemand«, sondern ausgerechnet mit meiner Zielperson. Mein Fremdling schaute weder nach rechts noch nach links, sondern ging lächelnd direkt auf die schwarzgelockte Dame zu, umarmte sie und gab ihr die in Belgien üblichen drei Wangenküsschen: links, rechts, links. Die Art, wie sie miteinander umgingen, zeigte mir, dass sie sich näher kannten und ziemlich vertraut miteinander waren. Ich war erschüttert, konnte spüren, wie der erste freudige Schock, den sein Anblick ausgelöst hatte, jäh durch Argwohn ersetzt wurde. Durch Argwohn und, verrückt genug, Eifersucht. Ich kannte den Mann doch kaum!
    Ich schluckte an einem Kloß in meinem Hals, Tränen wollten aufsteigen, und meine Augen brannten schon. Hilflos fuhr ich mir mit der Zunge über meine trockenen Lippen. Was sollte ich tun? Ich konzentrierte mich auf meine Stärke. »Nie die Kontrolle verlieren«, die Stimme meiner Mutter half mir. Ich verlor nie die Kontrolle, vertraute nicht – und lief nie weg. Vor nichts und niemandem. Diese Option hatte es für mich noch nie gegeben.
    Ich sammelte meinen Mut, wappnete mich für jede mögliche und auch für einige unmögliche seiner Reaktionen – letzteres hoffte ich jedenfalls – und stand auf. Zum Glück trug ich ein körperbetontes, vanillegelbes Minikleid und hochhackige Sandaletten – in diesem Outfit fühlte ich mich sehr wohl – und ging zur Toilette. Dabei musste ich am Tresen vorbei. Mein Fremdling und meine Zielperson waren in ein leise geführtes Gespräch vertieft, wandten mir den Rücken zu und bemerkten mich nicht. Ärgerlich! Als ich zurückkehrte, ging ich absichtlich langsam. Tatsächlich zog ich seine Aufmerksamkeit auf mich. Und er ging unglaublich souverän damit um. Ein strahlendes und hundertprozentig echtes Lächeln erhellte seine eher dunklen Züge. »Mademoiselle!«
    Mit gespielt kühler Höflichkeit wandte ich mich zu ihm.
    »Ja, bitte?« Doch ich spürte, wie meine Augen aufleuchteten. Das konnte ich einfach nicht verhindern. Der Klang seiner Stimme, sein

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