Fesselndes Geheimnis
ergänzte er mit der Andeutung eines anzüglichen Grinsens … und seine Anspielung auf unser erstes Zusammentreffen in den Dünen brachte sogleich das Blut in meinem Schoß zum Pochen.
Doch erst einmal genossen wir einfach die angenehme gediegene Atmosphäre, das Essen, die aufmerksamen Kellner, die uns stets fruchtigherben Weißwein nachschenkten … und ab und zu spielten Vincents Finger versonnen mit meiner Hand, die auf dem Tischtuch lag und jede Berührung, auch die zarteste, in vollen Zügen genoss. Seine Fingerkuppen glitten zunächst über meinen Handrücken; nach einer Weile drehte er meine Hand um und zog die Linien meiner Handinnenfläche nach, bis meine Haut leise brannte und heftig prickelte.
Während dieser zauberhaften Minuten ereignete es sich. Ich bemerkte, dass ich nicht nur flirtete, nicht nur Informationen wollte, und Vincent Delano nicht nur begehrte. Nein, es war mehr. Es war mein Herz, das mit diesem Mann sprach und sich nach ihm sehnte.
Als wir beim Kaffee angelangt waren, war ich überzeugt, den schönsten Abend in meinem Leben zu verbringen. Vergessen fast war die Kränkung, die Vincent mir am Abend zuvor zugefügt hatte – und beinahe vergessen auch die Tatsache, dass er ein Verdächtiger war.
»Deine Augen sind wunderschön«, murmelte Vincent, nicht sehr originell. Aber nach einem kurzen Blick auf die friedvoll daliegende abendliche See vor dem Fenster fügte er hinzu: »Sie haben die Farbe des Meeres, so wie es gerade jetzt aussieht, mit diesem zarten Stich ins Violette …«, und bewies, dass er tatsächlich wusste, wovon er sprach. »Magst du noch ein paar Schritte gehen, hinaus auf den Hafenpier?«
»Ja, gern«, sagte ich leise.
Eng umschlungen spazierten wir auf den Hafenpier hinaus, wo der Meereswind mit jedem Schritt heftiger wehte und ich mich an Vincents Seite beschützt und geborgen fühlte.
All die ungelösten Rätsel, die offenen Fragen, die Verdachtsmomente – nichts von alledem schien im Augenblick eine Rolle zu spielen, doch ich kämpfte darum, nicht vollkommen in dieser Flut köstlicher Gefühle unterzugehen; bei dem allerdings, was Vincent am Ende des Piers mit mir machte, war ich machtlos, unterlegen, verloren.
Er küsste mich, und ich versank in Glückseligkeit. Noch nie hatte mich ein Mann auf diese Weise geküsst, langsam, bedächtig, meine Zunge berührend, meine Mundhöhle ausgiebig erforschend, wirklich noch nie. Oder lag es einfach daran, dass unsere Körper so gut miteinander harmonierten? Ich reagierte instinktiv, erwiderte den Kuss, und als Reaktion schienen glühende Ströme durch meine Adern und meinen gesamten Körper zu fließen. Vincent nahm mein Gesicht in seine Hände, schützend zwischen seine Handflächen … und ebenso behutsam wie er der Kuss begonnen hatte, beendete er ihn auch wieder. Dann drückte er mich an sich, wartete, ließ alles in mir nachklingen und flüsterte mir dann einige seiner Phantasien ins Ohr. Wie er mich zu sehen wünschte, eines Tages, nackt vor ihm kniend, nur mit einem Halsband bekleidet … Ob mir das gefallen würde?
»Sehr sogar!«, gestand ich und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme einen heiseren Unterton bekam.
Er wolle mich auch an ein Andreaskreuz binden und mich … Vincent unterbrach sich, atmete tief ein und fuhr dann fort: »Ich werde in dich eindringen, nachdem ich deinen hübschen Körper mit Striemen gezeichnet habe, um ihn als meinen Besitz zu kennzeichnen und dir einzubrennen, zu wem du gehörst …« Ich erschauerte, und als er mich fragte, wogegen ich mich in der Regel bei dunklen, erotischen Spielen am meisten sträuben würde, antwortete ich ohne Zögern: »Fesseln.«
In der Dämmerung stellte er sich hinter mich und drückte mich sanft gegen das Geländer.
»Vertraust du mir?«, hörte ich seine selbstbewusste, sanfte Stimme dicht an meinem Ohr.
»Ja«, flüsterte ich. Und meinte es so.
»Dann leg deine Hände auf dem Rücken zusammen.«
Ich tat es ohne Zaudern, und was dann kam, war nicht überraschend. Mich erstaunte nur, wie ruhig und lustvoll ich es diesmal hinnehmen konnte … mit einem kräftigen, harten Strick, den er aus seiner Jackentasche hervorzauberte, fesselte Vincent sehr straff meine Gelenke … es schmerzte, doch zugleich stach ein süßer Schmerz durch meine Möse und ich stöhnte dumpf.
»Schön?«
Ich nickte heftig. Am liebsten hätte ich gesagt: »Zieh das Seil noch fester an, und dann mach mit mir, was immer du willst …« aber ich wusste, ich könnte kein
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