Fesselndes Geheimnis
wieder. Allmählich ging mir auch das tierisch auf die Nerven.
Es war eine Nachricht von Claire, und als ich sie las, hatte ich wieder einmal das Gefühl, der Boden unter meinen Füßen würde schwanken oder sogar Risse bekommen.
»Hüte dich vor Vincent. Triff dich nicht mit ihm, er führt Übles im Schilde! Möchte dich gleich noch einmal sehen, müssen reden, Claire.«
Ich schaute den unruhig von einem Fuß auf den anderen tretenden Felix an.
»Mein Date hat sich soeben erledigt«, sagte ich dumpf und las ihm Claires Nachricht vor.
»Felix, würdest du mich bitte begleiten, wenn ich mich mit Claire treffe …«, fing ich an.
»Nein!« Er schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, auf keinen Fall – und ich meine, DU solltest dich nicht mit dieser … dieser PERSON einlassen. Sie auf keinen Fall mehr treffen! Bitte, Kl… bitte, Christine, hör auf mich.«
Seine kräftigen Hände umfassten meine Arme und er wirkte, als würde er mich am liebsten schütteln.
»Was hast du denn gegen Claire?« Staunend sah ich ihn an. »Hattest du mal was mit ihr oder hast du versucht sie zu verführen?« Ich lachte, aber er blieb ganz ernst.
»Ach, Unsinn«, wiegelte er ab, »mir ist nur die ganze Geschichte, von der du mir erzählt hast, unheimlich – du verstrickst dich immer tiefer in lauter unentwirrbaren Fäden und gerätst noch in Gefahr!«
Vielleicht hatte er recht. Doch was sollte ich jetzt tun? Nach ein paar quälenden Momenten fasste ich einen Entschluss.
»Felix, du hast doch einen Mietwagen.«
»Ja«, bestätigte er. »Wieso fragst du?«
»Lass uns nach Antwerpen fahren! Jetzt sofort!.«
Obwohl ich Felix alle Gründe erläuterte, die dafür sprachen, war er von der Idee nicht begeistert. Die einzige Begeisterung war die darüber, dass wir Zeit miteinander verbringen würden – und ich mein Date und Claire für ihn versetzen würde.
Eine knappe Stunde später fuhren wir in seinem roten Seat Leon Richtung Antwerpen. Zuvor hatte zum Glück das Internet eine Adresse ausgeworfen, die höchstwahrscheinlich stimmte.
Ich plante, in der Stadt an der Schelde zu übernachten und am nächsten Morgen, direkt nach dem Frühstück, Yvonne Maertens aufzusuchen.
Per SMS hatte ich Vincent abgesagt. »Aus unserem Treffen wird nichts. Melde mich später.« Ich hatte diese beiden Zeilen mit ruhiger und kühler Hand getippt, aber scharfer Schmerz zerschnitt mein Inneres, als ich die Kurznachricht absandte. Vincent feuerte mehrere, fast verzweifelt klingende Antworten auf mich ab. Auch Claire meldete sich vorwurfsvoll. Sie versuchte sogar mich anzurufen, aber ich drückte sie weg. Endlich schaltete ich mein Mobiltelefon aus.
Felix, der am Steuer saß, warf mir besorgte Seitenblicke zu. Aber er schwieg ebenfalls. Das rechnete ich ihm hoch an … ohnehin warin den letzten Stunden ein warmes Gefühl für meinen ehemaligen Liebhaber und Ex-Dom in mir aufgestiegen. Dass er mir trotz seiner Skepsis und seiner Zweifel half, überhaupt, dass er so spontan von Frankfurt hierher geflogen und seine Geschäfte im Stich gelassen hatte …
»Danke, Felix«, sagte ich und lächelte.
Wieder ein Seitenblick von ihm, doch diesmal ein glücklicher.
»Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun.« Das klang sehr überzeugend, und mühsam gebändigte Leidenschaft schwang in seinen Worten mit.
Kapitel 22
Es war fast zwei Uhr morgens, als wir in Antwerpen ankamen.
»Vielleicht ist Frau Maertens ja noch wach«, meinte Felix an einer Tankstelle, wo wir starken schwarzen Kaffee tranken. »Es ist Wochenende, sie ist womöglich ein Nachtmensch … Hast du ihre Telefonnummer?«
»Ja«, nickte ich. »Na gut, wieso nicht. Einen Versuch ist es wert … aber nur drei mal klingeln lassen!«
Ich zückte mein Mobiltelefon und tippte die Nummer ein.
Zu meiner Überraschung meldete sie sich tatsächlich mit kristallwach klingender Stimme – beim zweiten Klingeln.
»Mark Weiß?«, wiederholte sie den Namen, den ich fast als erstes nannte. »Ja, ich kenne ihn. Ein Privatdetektiv aus Deutschland, nicht wahr? Und Sie sind – Christine Danzer?«
»Ja, und ich würde Sie gern sprechen. Sofort, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Es wäre großartig, wenn das ginge, trotz der ungewöhnlich späten Stunde.«
Ein sympathisches Lachen klang am anderen Ende der Verbindung auf. »Sie haben recht, Ihr Anliegen ist ein kleines bisschen bizarr, aber wieso nicht! Lebe lieber ungewöhnlich, ist mein Motto.«
Wenig später waren wir auf dem Weg zu ihrer Wohnung.
Es
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